Umfrage: Auto dominiert in Heilbronn und Umgebung
Das Auto dominiert das Mobilitätsverhalten in Heilbronn und Umgebung, die Nutzung von Bus und Bahn ist dürftig: Auch wenn man Effekte der Corona-Pandemie berücksichtigt, zeigt die repräsentative Bevölkerungsumfrage im Rahmen des Heilbronn-Barometers eine eindeutige Tendenz.

Mobilitätswende? Keine Spur. Das ist der Schluss, der sich beim Blick auf die Resultate aufdrängt. 90 Prozent der Befragten nutzen regelmäßig das Auto, nur sieben Prozent im selben Umfang Bus und Bahn. Das ist eine Erkenntnis der Umfrage, die das Institut für angewandte Marktforschung der Hochschule Heilbronn jährlich durchführt. Zu den Auftraggebern gehört die Heilbronner Stimme.
Befragt wurden in der jetzt ausgewerteten sechsten Welle 844 Personen, davon 449 im Stadtkreis und 395 im Landkreis Heilbronn bis zu einem Radius von 20 Kilometern um die Stadt.
Nur wenige nutzen häufig Bus und Bahn
"Das Auto ist das Verkehrsmittel der Wahl in Heilbronn und Umgebung", fasst Institutsleiter Dr. Joachim Allhoff eine Erkenntnis zusammen. Die Befragung erfolgte im Sommer 2021, als die meisten Corona-Maßnahmen wieder gelockert waren, die Pandemie aber nach wie vor Auswirkungen auf die Arbeitswelt hatte. So erklärt sich Gerhard Gross einen Teil der Ergebnisse. Nur drei Prozent gaben an, fast täglich Bus und Bahn zu nutzen. "Das verwundert", sagt der Geschäftsführer des Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehrs (HNV). Die Zahlen hält er für "stark coronamäßig eingefärbt". Andere Erhebungen ergaben demnach Werte von acht bis zwölf Prozent regelmäßiger Nahverkehrsnutzer.
Die Stadt Heilbronn ging in ihrem Mobilitätskonzept davon aus, dass zehn Prozent der täglich zurückgelegten Wege auf Bus und Bahn entfallen. Bis 2030 sollen es 15 Prozent sein.
ADAC fordert Investitionen in ÖPNV
"Im urbanen Raum kann das Automobil nicht das Verkehrsmittel der Wahl sein." Diese Ansicht vertritt Dieter Roßkopf. Für den Heilbronner Anwalt und Vorsitzenden des ADAC in Württemberg ist ein Schluss aus der Umfrage: "Der Bedarf an besserem ÖPNV steht bei vielen als Wunsch ganz oben." Hier müsse investiert werden. Niemand, so Roßkopf, stehe gerne im Stau. Das passiert den Angaben zufolge 28 Prozent der Befragten mindestens einmal die Woche. Ist das viel oder wenig in einer als chronisch staugeplagt verschrienen Region? "Es sind 28 Prozent zu viel", findet ADAC-Chef Roßkopf.
Verweis auf Schweiz als Vorbild
Für Hans-Martin Sauter sind die Ergebnisse eher ernüchternd. "Die Menschen wollen die Mobilitätswende", schließt der Regionalsprecher des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland aus dem Wunsch nach einem besseren Nahverkehr. "Wenn es aber konkret wird, ist es schwierig." So schwinde die Zustimmung, wenn es darum geht, weitere Teile der Heilbronner Innenstadt für den Autoverkehr zu sperren. Weniger als jeder Fünfte stimmt hier voll zu.
Länder wie die Schweiz oder Österreich zeigten, wie es besser geht, findet Sauter: Verbesserung des ÖPNV und Einschränkung des Individualverkehrs gehören für ihn zusammen. Sonst sei es Mobilitätswende nach dem Motto: "Wasch mir den Pelz, aber mach" mich nicht nass."