Das halten Stimme-Leser von der umstrittenen Heilbronner Sommerzone
Wohlfühloase oder Bedrohung für den Einzelhandel? Die Stimme-Redaktion hat eine Online-Umfrage zu den Sommerzonen in Heilbronn gestartet. Welcher Punkt am stärksten kritisiert wird.

In der Lohtorstraße und Turmstraße gibt es seit Mitte Mai zwei Sommerzonen mit Pflanzen und Sitzgelegenheiten. Mit den Sommerzonen gehen auch Parkverbote einher. Das sorgt für Unmut bei den Einzelhändlern und Gastronomen, die sich über Umsatzeinbußen beschweren. Mit einer Petition gegen die Sommerzone haben sie sich an Oberbürgermeister Harry Mergel gewandt.
Mithilfe der GMA Ludwigsburg, einer Plattform für Bürgerbefragungen, möchte die Stadt Heilbronn ein Stimmungsbild darüber erstellen, wie die Sommerzonen bei den Bürgern ankommen. In den Sozialen Medien werden vereinzelt kritische Stimmen zur Umfrage laut. Die Fragen seien suggestiv gestellt, bemängelt etwa Facebook-Nutzer Thomas Lauk.
Man lasse die Umfrage durch die GMA Ludwigsburg professionell begleiten und müsse die Kritik prüfen, sagt Claudia Küpper, Pressesprecherin der Stadt zu den Vorwürfen. "Wir schauen uns die Kritik an und müssen überlegen, wie wir damit umgehen." Stimme.de hat derweil eine eigene Umfrage darüber durchgeführt, wie die Sommerzonen bei den Heilbronner Bürgern ankommen.
Stimme-Umfrage: Was Leser an der Sommerzone Heilbronn loben
Weniger Verkehr und eine entspannte Atmosphäre – Stimme-Leserin Shirley Breitenfeld ist begeistert von der Sommerzone. Sie wohne in der Nähe und wähle stadteinwärts nur noch den Weg hindurch. "Also ich komme mit einem Lächeln heraus", erzählt sie. Endlich gebe es einen Ort, um einen Kaffee-to-Go zu trinken, freut sich Valeska von Heyden-Linden.
André Schmidt nennt die Sommerzone einen willkommenen "Ausgleich zum Beton-Stadtbild des 21. Jahrhunderts". In den Sozialen Medien höre er oft, dass Heilbronn hässlich sei. "Nun tut man etwas, und es ist auch nicht in Ordnung", wundert er sich. Parkplätze seien mit den umliegenden Parkhäusern ausreichend vorhanden.
"Ich finde, es ist eine tolle Möglichkeit, sich in der Innenstadt während des Einkaufsbummels mal gemütlich in den Schatten zu setzen und ein Eis zu essen", schwärmt auch Nadeschka Devoy. Die fehlenden Parkplätze stören sie nicht. Im Gegenteil: Wenn die Leute dort nicht mehr parken können, würde sich künftig auch der Verkehr in der Ecke beruhigen, hofft sie. "Als Landschaftsarchitekt finde ich solche Konzepte immer toll, weil uns immer wieder gezeigt wurde, wie wichtig es ist, für die Menschen neue Erholungsräume zu schaffen", erklärt zudem Leser Forouzan Abazari Shahreza. "Darüber hinaus ist es auch bedeutsam, dass die Stadtplaner neue Schutzräume und Entlastungsräume für den Klimawandel gestalten."
Was Leser an der Sommerzone Heilbronn kritisieren
Aber es gibt auch kritische Stimmen unter den Stimme-Lesern. Es gebe bereits "wunderschöne grüne Bereiche" in der Nähe der beiden Sommerzonen, gibt Susanne Döttling-Müller zu bedenken. Als Beispiel nennt sie die Untere und Obere Neckarstraße, den Neckarbogen, den Stadtgarten und das Klimawäldchen am Wollhaus. Das Parkverbot sieht sie kritisch. Zumindest ein Teil der Kurzzeitparkplätze sei nötig, um die Geschäfte in der Innenstadt zu erhalten. "Sonst blutet die Heilbronner Innenstadt vollends aus", warnt sie, und fragt: "Vielleicht wäre für die Sommerzone eine Teilfläche ausreichend?" Sie selbst nutze die Sommerzone nicht.
Die Lage am K3 lade nicht zum Verweilen ein und auch am alten Holzäpfel komme kein "Chillfeeling" auf, bemängelt Lisa Göhring. Bessere Orte für die Sommerzonen seien der Kiliansplatz oder am Neckar. "Geschäftsschädigend, teuer, überflüssig", findet Bernd Fischer die Sommerzonen. Bürger, Anwohner und Gewerbetreibende seien nicht in die Planung des Projekts mit einbezogen worden, aber nun die Leidtragenden.
Forderung nach mehr Grün in Heilbronn
Obwohl einigen Stimme-Lesern nicht gefällt, wie die Sommerzonen umgesetzt wurden, sind sie sich doch in einem Punkt einig: Heilbronn braucht eine höhere Aufenthaltsqualität. "Die beiden Sommerzonen mögen nicht hundertprozentig die beste Lösung sein, aber sie sind ein Anfang", findet Markus Henkel. Es wäre eine gute Lösung für Passanten, Kunden und Geschäftsleute, wenn es gelänge, kühlendes Grün und Sitzmöglichkeiten mit einigen Parkplätzen für Kurzparker zu kombinieren, empfiehlt er.
"Ich bin generell für mehr Grün in der Innenstadt", meint auch Sabine Klenk, "aber diese Sommerzone wirkt auf mich so laienhaft zusammengebastelt, kein Ort, an dem ich mich gerne aufhalten möchte." Die Stadt und Oberbürgermeister Harry Mergel sollten stattdessen die Innenstadt vor der "Ausblutung" bewahren, fordert sie. "Ich möchte eine pulsierende Innenstadt mit Cafés, Restaurants und Fachgeschäften, und keine Leerstände oder eine Überschwemmung von Nagelstudios, Dönerbuden und Billigläden."
Vorschläge für Heilbronner Innenstadtqualität
Wilfried Binder ist der Meinung, dass Schatten spendende Bäume und Grünbeete sowie Dach- und Fassadenbegrünung einen besseren Effekt hätten, als die Sommerzonen. Diese empfinde er als kontraproduktiv für Geschäfte wie Elektro-Krauss in der Turmstraße, die nicht im Rahmen eines Stadtbummels aufgesucht werden. Er lobt besonders das kürzlich vorgestellte Wollhauskonzept und wünscht sich mehr solcher Vorstöße für die Heilbronner Innenstadt.
Die Idee der Klimazonen sei grundsätzlich gut, aber der Ort unklug gewählt. So sieht es Stimme-Leser Alexander Schweizer. Er schlägt vor, stattdessen den Kiliansplatz klimafreundlich zu sanieren und große Bäume zu pflanzen. "Dann macht auch das Verweilen dort im Sommer wieder Spaß, ohne dass einem das Gehirn eintrocknet."
Sommerzonen: Ein guter Anfang – aber es geht besser
Als gelungenes Pilotprojekt bezeichnet Adrian Müller die Sommerzonen. Es zeige, wie stark versiegelte Flächen schnell und einfach begrünt werden können. Er ermutigt die Stadt Heilbronn, solche Initiativen weiter voranzutreiben. "Zahlreiche Beispiele von anderen Städten wie beispielsweise Paris, Utrecht oder Kopenhagen zeigen, dass Innenstädte geradezu erblühen, wenn Parkplätze wegfallen, Flächen entsiegelt und begrünt werden", führt er an. Wichtig dabei sei jedoch, die Anwohner und Händler einzubeziehen.