Verwirrung um Gaspreiserhöhung: HNVG-Kunden beklagen deutlich höhere Preise als angekündigt
Die Auswirkungen der Gaspreisbremse sind noch unklar. Zumindest die Gasumlage fällt nach der jüngsten Regierungsentscheidung weg.

Es sind bewegte Zeiten für den Chef der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG) Frank Schupp. Mitte September hatte er angekündigt, die Gaspreise zum 1. November um 66 Prozent zu erhöhen. Nun hat die Bundesregierung am vergangenen Donnerstag entschieden, die Bürger mit bis zu 200 Milliarden Euro vor den hohen Gaspreisen zu schützen.
Wie das Geld eingesetzt wird, ist aber noch völlig offen. Auch welche Konsequenzen die Entscheidung für den Gaspreis hat, kann noch keiner abschätzen. "Das was kommt, wird sicher spürbar auf die Preise wirken", ist sich Frank Schupp sicher. Als erste Konsequenz wird die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 Cent pro Kilowattstunde netto zum 1. November wegfallen. "Das müsste im Schnitt rund zehn Prozent am Gaspreis ausmachen", sagt Schupp. Ob diese Erleichterung die Gaskunden beruhigt, muss man abwarten.
Hohe Abschlagszahlungen
Die HNVG-Ankündigung zur Preiserhöhung hatte in den vergangenen Tagen für viel Ärger gesorgt. Nicht nur weil der Gaspreis nach der Erhöhung anfangs des Jahres nun schon wieder drastisch steigt. Einige Leser haben sich bei der Redaktion gemeldet und mitgeteilt, dass in den HNVG-Schreiben deutlich höhere Preissteigerungen angekündigt wurden als 66 Prozent.
Den Vogel schießt ein Heilbronner ab, der für seine 45 Quadratmeter große Altbauwohnung ab 1. November eine Abschlagszahlung von 276 Euro bezahlen soll. Zuvor lag der Abschlag bei 50 Euro. "Das ist eine Steigerung von 550 Prozent, das kann ich nicht nachvollziehen", klagt der Mann gegenüber der Heilbronner Stimme. Bei einem Leser aus Frankenbach liegt die Preiserhöhung bei 103 Prozent, ein Heilbronner soll auf einen Schlag rund 200 Prozent mehr bezahlen.
Die HNVG verweist auf die Erhöhung des Arbeitspreises auf 21,06 Cent pro Kilowattstunde (kWh) brutto. Der Nettopreis liegt bei 19,68, die Mehrwertsteuersenkung von 19 auf sieben Prozent ist bereits berücksichtigt. Schon zum 1. Januar 2022 war der Preis auf brutto 12,683 Cent gestiegen (netto 10,66 Cent).
Rollierendes System
Doch wie kommen die genannten Summen zustande? "Zu unterscheiden ist die Erhöhung des Verbrauchspreises und des monatlichen Abschlags. Für tendenziell höhere Abschläge kann es mehrere Gründe geben", erklärt Schupp.
So sei es möglich, dass bei einigen Kunden die Preiserhöhung, die bereits zum Januar fällig war, in den Abschlägen noch nicht eingepreist war. Das erklärt sich aus dem rollierenden System der HNVG, das Kunden zu verschiedenen Zeiten abrechnet. "Unser System hat die verbliebene Menge vom 1. November bis zur Schlussabrechnung mit dem neuen Preis hochgerechnet und die Abschläge entsprechend um den Differenzbetrag erhöht", sagt Schupp.
"Wenn es nur wenige Monate bis zur Endabrechnung sind und diese in den Winter fallen, kann auch der Abschlag relativ höher als die eigentliche Preiserhöhung liegen, weil in den Monaten mehr Gas verbraucht wird als im Sommer." In diesen Fällen könne der Abschlag nach der Schlussabrechnung fallen, da dann der gesamte Jahresverbrauch für die Neuberechnung zugrunde gelegt werde. "Mit diesem Vorgehen wollten wir hohe Nachzahlungen für unsere Kunden vermeiden", betont der HNVG-Chef.
Großer Ansturm
Auch wer in der Ersatzversorgung gelandet ist, müsse in der Regel vorübergehend deutlich höhere Preise bezahlen. Das kann Kunden passieren, die eine neue Immobilie beziehen oder deren Versorger Pleite gegangen ist. "Da wir dann Gas kurzfristig besorgen müssen, sind die Preise nochmals teurer", erklärt Schupp. Nach drei Monaten fallen Haushaltskunden wieder in die Grundversorgung. Günstigere Tarife für langjährige Kunden gäbe es dagegen nicht mehr.
Keine Erklärung hat Schupp für Abschlagssteigerungen um mehrere hundert Prozent. "Diese Fälle müssten wir uns genauer anschauen", betont der HNVG-Chef und bittet diese Kunden, sich zu melden. Gleichzeitig bittet er um Geduld. "Der Ansturm ist im Moment extrem, aber wir kümmern uns um jeden Fall", versichert er.
Die Entscheidung der Bundesregierung findet Schupp "im Grundsatz richtig". Er hätte sie sich jedoch früher gewünscht. "Gas ist derzeit derart knapp und die extrem hohen Preise sind auch für kleinere Unternehmen wie Stadtwerke existenzbedrohend", betont der 54-Jährige. Er fände es deshalb gut, wenn ein Sparansatz im neuen Gesetz bleibt. "Die Versorgungslage ist nach wie vor kritisch", unterstreicht Schupp. "Wenn wir zu viel verbrauchen, könnten wir im Winter ein Riesenproblem bekommen", macht er klar.







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