Gas wird in der Region ab November deutlich teurer
Der Krieg in der Ukraine hinterlässt seine Spuren. Auch in der Region. Die Heilbronner Versorgungs GmbH muss ihre Gaspreise im Herbst anheben.

Die Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG) erhöht die Gaspreise nicht wie geplant am 1. Oktober, sondern erst am 1. November. "Wir schaffen die formalen Vorgaben wie beispielsweise die Bekanntgabe der Umlagen nicht bis Oktober", erklärt HNVG-Geschäftsführer Frank Schupp. Angedacht war zudem eine weitere Gaspreiserhöhung am 1. Januar 2023. "Jetzt packen wir alles in die Anhebung im November", sagt Schupp. Steigen werden die Preise um etwa 50 Prozent.
Mit dieser Planänderung reagiert die HNVG auf die dynamische Lage am Gasmarkt. Noch Anfang August war Frank Schupp im Gespräch mit der Heilbronner Stimme von anderen Rahmenbedingungen ausgegangen. Doch auch zu diesem Zeitpunkt stellte sich Schupp auf Unsicherheiten ein: "Ich weiß nicht, was im kommenden Winter angesichts des von Russland verhängten Erdgas-Embargos auf uns zukommt", zeigt sich der Geschäftsführer der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG) ratlos. Er weiß nur: "Jede eingesparte Kilowattstunde Gas kommt unserem Land zugute."
Um die Herausforderung zu meistern, gelte es, zusammenzurücken und zusammenzuhalten. Dann blickte Schupp doch noch in die Zukunft: "Zum 1. Oktober wird es eine deutliche Gaspreiserhöhung geben ." Insider sprachen von einem Plus von etwa 50 Prozent. Die Preiserhöhung kommt durch die Planänderung (Stand 22. August) erst zum 1. November auf die Kunden zu. Für den gebürtigen Stuttgarter und heutigen Heilbronner ist dabei jedoch wichtig: "Die Versorgungssicherheit steht an erster Stelle."
Einkaufskosten nicht vollumfänglich weitergegeben
Die Heilbronner Versorgungs GmbH greift zu dieser Preiserhöhung auch deshalb, weil 2021 die Erdgas-Beschaffungskosten nicht in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben wurden, wie aus dem im Gemeinderat behandelten Geschäftsbericht hervorgeht. So lagen die Einkaufspreise für Gas in der zweiten Jahreshälfte zeitweise bei 150 Euro pro Megawattstunde oder 15 Cent je Kilowattstunde.
Negativ auf die Gas-Bevorratung wirkte sich der kalte Winter 2020/2021 aus. Zum einen schrumpfte der Inhalt der Speicher von Gasprom Germania, zum anderen wurden sie aufgrund der schon 2021 angespannten Marktbedingungen nicht wesentlich befüllt. "Die HNVG besitzt keine Speicherkapazitäten", erklärt Frank Schupp.
Russland drehte schon früh am Gashahn
Zu schaffen machte 2021 dem deutschen Gasmarkt aber auch der Umstand, dass damals schon Russland geringere Gasmengen geliefert hat. So flossen im ersten Quartal des vergangenen Jahres noch 125 Milliarden Kilowattstunden Gas nach Deutschland. Im zweiten Quartal waren es nur noch 117 Milliarden, im dritten 92 Milliarden und im vierten Quartal 91 Milliarden Kilowattstunden. In den ersten drei Monaten dieses Jahres schickte Russland nur noch 52 Milliarden Kilowattstunden durch die Leitungen. Auf welcher dieser Mengen die heutigen Lieferquantitäten angegeben werden, wird nicht ausgeführt.
2021 wurde sehr gut Gas verkauft
Der HNVG-Gasabsatz erhöhte sich im vergangenen Jahr um 11,3 Prozent auf 3397 Gigawattstunden. "Diese Menge ist der höchste Wert in den zurückliegenden zehn Jahren", schreibt Schupp in seinem Geschäftsbericht. Mit Erdgas versorgt werden neben der Stadt Heilbronn die Landkreiskommunen Leingarten, Schwaigern, Nordheim, Flein und Talheim. Zudem werden zahlreiche nachgelagerte Netzbetreiber beliefert.
Der Fernwärmeabsatz steigerte sich im vergangenen Jahr von 39,7 Megawattstunden auf 48,8 Megawattstunden - und das bei gleichbleibender Kundenzahl. Die Versorgung konzentriert sich auf die Heilbronner Innenstadt und das Gebiet "Badener Hof".
Neue Geschäftsfelder werden erschlossen
Neben dem Gas- und Fernwärmegeschäft gewinnt für die HNVG das Geschäftsfeld "Betriebsführungen und Nebengeschäftserlöse" zunehmend an Bedeutung. Die Umsatzerlöse stiegen von 30,9 Millionen auf 35,4 Millionen Euro. Hier ist die Versorgungs GmbH in rund 60 Kommunen in den Kreisen Heilbronn, Neckar-Odenwald, Hohenlohe, Schwäbisch Hall und Ludwigsburg über eine Entfernung von 100 Kilometern tätig.
Bei Investitionen wurde nicht gespart
Die Gesamtinvestitionen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 9,2 Millionen Euro. Die größte Baumaßnahme mit 900 000 Euro war die Sanierung der Gasversorgungsleitungen und der Hausanschlüsse in der Theodor-Heuss-Straße in Klingenberg. In die Erschließung von Niederhofen mit Erdgas flossen rund 1,5 Millionen Euro.
Das Ergebnis nach Steuern verringerte sich 2021 von 3,6 Millionen Euro auf 1,8 Millionen Euro. Die flüssigen Finanzmittel sanken um 1,9 Millionen Euro auf 9,0 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote des regionalen Energieversorgers sank von 41,1 auf 37,1 Prozent. Unter dem Strich bewertet Frank Schupp die Zahlen wie folgt: "Im Branchenvergleich ist der Geschäftsverlauf nicht zufriedenstellend."
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