Neues Gewerbegebiet: Erlenbach steht wohl vor einem Bürgerentscheid
Mehrere Hundert Personen wollen darüber abstimmen, ob das Erlenbacher Gewerbegebiet "Binswanger Straße" kommt. Die Initiatoren betonen: Sie lehnen keinesfalls die Bäckerei Härdtner ab. Sie sei an anderer Stelle in Erlenbach willkommen.

Mehrere Hundert Personen sprechen sich für einen Bürgerentscheid aus, um das Erlenbacher Gewerbegebiet "Binswanger Straße" zu verhindern. Klaus Zinkernagel, einer der Initiatoren, hat am Montagvormittag einen Ordner mit 462 Unterschriften dem Kämmerer Frank Fleisch überreicht. Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung im September will das Rathaus prüfen, ob der Bürgerentscheid zulässig ist: Die Anzahl allein reicht. Ob aber tatsächlich ausreichend Wahlberechtigte draufstehen, ist unklar.
Die Bürgerinitiative will am Bürgerentscheid festhalten, unabhängig von Härdtner
Die Bürgerinitiative hält an der Abstimmung fest, auch wenn die Bäckerei Härdtner tatsächlich wie angedeutet einen Rückzieher vom umstrittenen Standort machen sollte. Der Betrieb hat mit seinen Plänen, zwischen Neckarsulm und Erlenbach zu bauen, überhaupt erst das Votum ins Rollen gebracht. Die Traditionsbäckerei wollte den zuletzt vorliegenden Plänen zufolge ihre Backstuben in Heilbronn und Neckarsulm im geplanten Gewerbegebiet "Binswanger Straße" zentralisieren. Der Gemeinderat Erlenbach unterstützte das Vorhaben und brachte das Verfahren ins Rollen, um einen Bebauungsplan zu entwickeln. Dagegen richtet sich der Bürgerentscheid.

Die Initiatoren und Unterstützer des Bürgerentscheids sind nicht gegen Härdtner. Das betonen sie mehrmals. "Es geht gegen das Gewerbegebiet", sagt Klaus Zinkernagel. Jutta Rummel, die auch zur Bürgerinitiative gehört, ergänzt: Der Betrieb Härdtner dürfe gern nach Erlenbach kommen. Sie spricht sich dafür aus, das Unternehmen im Areal "Straßenäcker II" anzusiedeln. "Das wäre perfekt." Dort sei die Bäckerei gut ans Straßennetz angeschlossen. "Und die Gewerbesteuer fließt nach Erlenbach."
Härdtner plant ohnehin nicht mehr mit einem Bau im Bereich "Binswanger Straße"
Mittlerweile haben Geschäftsführer Nicolas Härdtner und Bürgermeister Uwe Mosthaf gesagt, dass sie über eine Ansiedlung im Bereich "Straßenäcker II" reden. Nicolas Härdtner betonte zudem, dass auch andere Kommunen im Landkreis an einer Ansiedlung von Härdtner interessiert seien. Es sieht also tatsächlich danach aus, dass es zur Realisierung am umstrittenen Standort gar nicht kommt.
Der Bürgerentscheid soll trotzdem stattfinden. "Es geht ums Schutzgut Landschaft", sagt Klaus Zinkernagel. Baut Härdtner woanders, könnte aus jetziger Sicht jemand anderes im Bereich "Binswanger Straße" seine Produktion ansiedeln. Das wollen die Kritiker des neuen Gewerbegebiets aber mit dem Bürgerentscheid verhindern. Sie blicken auf hohe Gebäude, die bereits entlang der Einfahrtsstraße nach Neckarsulm stehen. Sie befürchten, dass nun die andere Straßenseite bebaut wird. "Wir wollen nicht, dass eine Straßenflucht entsteht", sagt Klaus Zinkernagel.
Erlenbacher setzen auf Unterstützung aus Neckarsulm: Einwohner der Nachbarstadt könnten selbst tätig werden, um auf ihrer Gemarkung ein Gewerbegebiet "Linkes Tal" zu verhindern - das die Verlängerung zur "Binswanger Straße" wäre. Dazu soll es aus Sicht der Neckarsulmer Kommunalpolitik ohnehin nicht kommen. Mehrmals schon hatten Stadtverwaltung und Stadträte betont, dass an eine Erschließung nicht gedacht wird.
Das schwebt Erlenbachs Bürgermeister für "Straßenäcker II" vor
In Erlenbach wollte Bürgermeister Uwe Mosthaf ursprünglich Härdtner nicht ins Gebiet "Straßenäcker II" bringen, weil ihm für das Areal eine besonders urbane Bebauung vorschwebt - mit Wohnen und Arbeiten in unmittelbarer Nähe. Auch an Wohnungen mit günstigen Mieten denkt er. Mit einem produzierenden Gewerbe wäre die Umsetzung schwieriger. Am besonderen Wohnen hält er nach wie vor fest, allerdings steht er einem Härdtner-Betrieb mittendrin offen gegenüber. Kürzlich sagte er: Das Vorhaben, die Bäckerei hier anzusiedeln und an den anderen Überlegungen festzuhalten, sei eine "Herausforderung", so Mosthaf. Aber: "Sie ist lösbar."