Geplante Bäckerei-Ansiedlung in Erlenbach: Sorge um Tier- und Pflanzenwelt
Auf einer bislang unbebauten Fläche in Erlenbach soll der neue Stammsitz der Bäckerei Härdtner entstehen. Gegner des Projekts sammeln Unterschriften für einen Bürgerentscheid. Vor allem die Sorge um die Tier- und Pflanzenwelt treibt eine Anrainerin um. Das Unternehmen verweist auf Ausgleichsmaßnahmen.

Der bestehende Unternehmensstandort im Neckarsulmer Wohngebiet Viktorshöhe und die Backstube in Heilbronn-Sontheim sind schon seit einer Weile zu eng geworden, weshalb das mittelständische Unternehmen beide Standorte an einem neuen Firmensitz zusammenlegen will. Das drei Hektar große Plangebiet liegt nördlich des Erlenbacher Gewerbegebiets "Straßenäcker". Sollte es zustande kommen, wird es als interkommunales Gewerbegebiet "Binswanger Straße" von Erlenbach und Neckarsulm entwickelt werden. Über den Standort sollen künftig alle 58 Filialen beliefert werden. Die alten Standorte, so Härdtner-Geschäftsführer Nicolas Härdtner in einem Schreiben Ende Juni, soll als Wohnbebauung nachgenutzt werden, denn der Bedarf an Wohnraum in Neckarsulm und Heilbronn sei unbestritten.
So sehen die Pläne der Bäckerei für Erlenbach aus
Das neue Produktionsgebäude soll Verkauf, Lager, Café sowie Verwaltung über drei Geschosse vereinen, wobei das Erdgeschoss stellenweise im Hang verschwinden könnte. Ergänzend sollen im und am Komplex eine Hausmeisterwohnung, 118 Mitarbeiter- sowie 90 Kundenparkplätze entstehen. Man erwerbe gezielt ein Drittel mehr Fläche als betrieblich nötig, um den Eingriff in die Natur direkt vor Ort auszugleichen. Ein Hektar von insgesamt drei seien als Grünfläche vorgesehen, erklärte Nicolas Härdtner. Ein Großteil der Flachdächer soll begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. Zudem seien Flächen geplant, die Regenwasser zurückhalten und versickern lassen. Die Geschäftsführung sei in Gesprächen mit einem angrenzenden Landwirt, um Getreide für den Betrieb direkt an der Backstube anbauen zu können.
Rosemarie Zinkernagel: "Es geht um den Schutz des Tals"
"Wir haben nichts persönlich gegen die Familie und das Unternehmen Härdtner", betont Rosemarie Zinkernagel. "Es geht uns nur um den Schutz des Tals." Das Projekt, so Zinkernagel, soll rund 3,5 Hektar beanspruchen, "das reicht, um gründlich zerstörerisch tätig zu werden." Zinkernagel kann nachvollziehen, dass die Ansiedlung der Bäckerei für ein gutes Gewerbesteuereinkommen der Gemeinde sorgen wird. Sie könne aber nicht verstehen, warum sich die Bäckerei nicht im Areal "Steinäcker II" niederlässt.
Denn über die vier Jahrzehnte, die das Ehepaar angrenzend an das Plangebiet zwischen Neckarsulm und Erlenbach wohnt, habe es verfolgt, wie "die Tier- und Pflanzenwelt durch die Landwirtschaft sowieso schon sehr zurückgedrängt" wurde. Eine weitere negative Folge, die Zinkernagel durch die Bäckerei-Ansiedlung befürchtet, ist der Verkehr. "Bei einer Bäckerei ist viel Betrieb. Dadurch wird das Verkehrsaufkommen zunehmen", betont sie. "Zudem heißt es, man wolle auch Events stattfinden lassen", so Zinkernagel. Sie wisse zwar nicht, wie die genau aussehen sollen, doch zusätzlichen Lärm brauche man nicht.
Unterschriftensammler im Ort unterwegs
Seit zwei Wochen ist deshalb eine Initiative aus mehreren Privatpersonen aus dem Ort mit Listen unterwegs. Sie sammeln Unterschriften um einen Bürgerentscheid in Bezug auf die Ansiedlung zu erwirken. "Mal unterschreiben die Leute sofort, andere wissen nicht, worum es geht", berichtet Rosemarie Zinkernagel. Wie viele Unterschriften bereits zusammengekommen sind, könne sie aktuell nicht sagen.
Doch was, wenn die benötigten Unterschriften nicht zusammen kommen, um ein Bürgerbegehren bei der Gemeindeverwaltung einzureichen? "Dann lassen wir es laufen, wir haben dann ja keine Handhabe."