Kräftige Zuschüsse für Mitarbeiter: So großzügig sind Kommunen beim 49-Euro-Ticket
Mitarbeiter im öffentlichen Dienst der Städte und Gemeinden können sich freuen: Viele Kommunen gewähren ihrem Personal großzügige Zuschüsse zum neuen 49-Euro-Ticket. Wir zeigen, wer wie viel zahlt - und welche Stadt sogar den Nulltarif für Bus und Bahn spendiert.

Für 49 Euro geht es seit Mai im Nah- und Regionalverkehr quer durch Deutschland. Während viele Unternehmen noch mit ihren Betriebsräten über Zuschüsse zum Jobticket verhandeln, haben viele Städte und Gemeinden Regelungen getroffen. Beispiel Heilbronn: Städtische Mitarbeiter zahlen nur fünf Euro selbst, den Rest übernimmt der Arbeitgeber. Mehrkosten für den Haushalt: 1,2 Millionen Euro pro Jahr.
Grüne in Neckarsulm: Im Gegenzug Parkplätze streichen
Das Landratsamt Heilbronn lässt das Billigticket aus dem Sommer aufleben und hält seine Mitarbeiter bis auf einen Eigenanteil von 9 Euro im Monat schadlos. Noch einen Schritt weiter geht Neckarsulm. Die Beschäftigten der Stadt fahren zum Nulltarif. Oberbürgermeister Steffen Hertwig betont dabei, dass ein Mitarbeiter, der das Ticket bekomme, auch den öffentlichen Personennahverkehr nutzen müsse. Die Stadt will darauf achten.
Grünen-Stadtrat Stefan Müller regte an, im Gegenzug das Parkplatzangebot für Rathausmitarbeiter zu reduzieren. Julian Dierstein, Mitarbeiter im Haupt- und Personalamt, warnte vor einem solchen Schritt: Manche Mitarbeiter seien aufs Auto angewiesen, weil ihr Wohnort schlecht an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden sei.
Kehrseite: Städte wollen Mitnahmeeffekte vermeiden
In Bad Rappenau gab es bisher schon ein Job-Ticket. Lediglich die Zuschusshöhe ändert sich jetzt: „Die Mitarbeiter erhalten das Job-Ticket um 50 Prozent ermäßigt“, sagt Hauptamtsleiter Wolfgang Franke. Da es für vom Arbeitgeber geförderte Jobtickets seitens des Verkehrsverbunds einen Rabatt von fünf Prozent gibt, bleiben für die Stadt und Mitarbeiter jeweils 23,28 Euro. Bisher gewährte Bad Rappenau einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent, höchstens jedoch 25 Euro.
„Wir haben als Stadt eine Vorbildfunktion, sind aber nicht so großzügig wie andere“, sagt Franke. So würden reine Mitnahmeeffekte vermieden. Franke rechnet vor, was das für die 377 Beamten und Angestellte der Stadt Bad Rappenau bedeuten würde: 105 320 Euro pro Jahr. „Das ist schon ein Wort.“ So hoch wird die Nachfrage natürlich nicht sein.
In Bad Friedrichshall soll das 49-Euro-Ticket mit 22,50 Euro bezuschusst werden, wie Bürgermeister Timo Frey mitteilt. Nach dem Abzug des HNV-Rabattes würden sich für die Beschäftigten der Stadt noch Kosten von 24,55 Euro pro Monat ergeben. Die Parkplatzregelung für Mitarbeiter bleibe auch bei einer Nutzung des Tickets unberührt.
Die Gemeinde Neuenstadt erklärt, dass ihr Job-Ticket mit maximal 35 Euro bezuschusst wird und dies auch für das 49-Euro-Ticket weiterhin gelte. Die Bezuschussung koste die Kommune derzeit 2100 Euro im Jahr.
Auch Fahrräder werden bezuschusst
Weinsbergs Bürgermeister Stefan Thoma kann sich durchaus vorstellen, das 49-Euro-Ticket für Verwaltungsmitarbeiter „großzügig zu subventionieren“, gerne mit mehr als 50 Prozent. So hoch ist der Zuschuss der Stadt für das bestehende Job-Ticket. Entschieden habe der Gemeinderat in dieser Sache aber noch nichts. Thoma: „Ich bin der Meinung, dass wir alles unternehmen sollten, um die Straßen vom Individualverkehr zu entlasten.“ Deshalb laufe hausintern auch eine Abfrage zum Thema Job-Fahrrad. Dabei würde die Stadt den Kauf eines Fahrrads für Mitarbeiter bezuschussen.
Konkret wurde noch nichts besprochen, aber „es kann durchaus Thema werden“, sagt auch Talheims Bürgermeister Rainer Gräßle. Anfang des Jahres habe die Gemeinde das Job-Bike eingeführt. „Wir übernehmen auch die Kosten für Gesundheitskurse bei der VHS“, so der Rathauschef. „Es gibt einen Wettbewerb unter den Gemeinden um Mitarbeiter – da sind solche Angebote ein Argument.“
Kommunen wollen attraktiv sein für Fachkräfte
Auch in Schwaigern steht die Bezuschussung des Deutschlandtickets auf der Agenda. Dafür ist nicht einmal eine Zustimmung des Gemeinderats notwendig, weil dieser bereits im Juni 2021 die Übernahme der Kosten in Höhe von 50 Prozent – maximal 25 Euro – für das bestehende Jobticket beschlossen hatte. Dies wird nun auf das Deutschlandticket angewendet. „Wir wollen schließlich auch als Arbeitgeber attraktiv sein“, sagt Bürgermeisterin Sabine Rotermund. Allerdings sei die bisherige Nachfrage nach dem Jobticket gering, „weil unsere Mitarbeiter entweder in der Nähe wohnen oder schlecht angebunden sind an den öffentlichen Nahverkehr“.
Wettstreit um Personal
Kein Jobticket, dafür das Leasen eines Fahrrads: Das will der Gemminger Gemeinderat seinen Mitarbeitern ermöglichen, ohne dass diese damit zwingend zum Dienst kommen müssen, wie Bürgermeister Timo Wolf sagt. Der rechnet damit, dass die Nachfrage, die sich in den vergangenen zwei Jahren in Grenzen gehalten habe, jetzt steige. „Da das Landratsamt Heilbronn alle Möglichkeiten für Benefits für seine Mitarbeiter ausschöpft, überlegen wir schon lange, was wir anbieten können“, so Wolf.
Denn Kommunen befänden sich im Wettstreit um Personal. Anders als andere Gemeinde beteiligt sich Gemmingen nicht an den monatlichen Leasingkosten, sondern übernimmt lediglich die monatlichen Kosten für das Service- und Wartung. Die belaufen sich auf 18,90 Euro.