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Kinderporno-Fall: Hinderer will genaue Zeitabläufe prüfen lassen

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Der Heilbronner SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Hinderer stellt eine Anfrage an die Landesregierung zum Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft. Er fordert klare Transparenz, auch, um aus möglichen Fehlern zu lernen.

Von Carsten Friese
Rainer Hinderer (SPD).
Rainer Hinderer (SPD).  Foto: Mugler, Dennis

Im Heilbronner Kinderporno-Fall um den verhafteten Leiter eines Kindergartens schaltet sich jetzt Landtagspolitiker Rainer Hinderer ein. Der Oppositionsvertreter stellt der Landesregierung in einer kleinen Anfrage zehn Fragen.

Er wolle die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen, dort sei „Transparenz erforderlich“, sagte er auf Stimme-Anfrage. Ziel sei, zu erkennen, wo vielleicht zu spät reagiert wurde oder nicht alles optimal gelaufen sei. „Es geht auch darum, aus Fehlern zu lernen“, sagte Hinderer und verwies darauf, dass die Ermittlungen und zeitlichen Abläufe für Kritik gesorgt hätten.

Zeitpunkt der ersten Information an den Arbeitgeber ist ein Thema

Bisher war bekannt geworden, dass die Ermittler erst gut ein Jahr nach einer Hausdurchsuchung bei dem Beschuldigten und dem Auffinden Tausender Kinderpornodateien die Information erhielten, dass der Mann als Kindergartenleiter intensiven beruflichen Kontakt zu Kindern hatte. Dann informierten die Ermittler den Arbeitgeber des 31-Jährigen, die evangelische Gesamtkirchengemeinde Heilbronn. Dort dauerte es nach bisherigen Erkenntnissen weitere vier bis fünf Monate, bis der Beschuldigte vom Dienst suspendiert wurde.

In der Anfrage will Hinderer unter anderem wissen, wann der Beschuldigte erstmals mit den Vorwürfen konfrontiert wurde, wann Hausdurchsuchungen mit welchen Ergebnissen stattfanden, wann Polizei und Staatsanwaltschaft genau Kenntnis vom Beruf des Beschuldigten erlangt und wann sie den Kindergartenträger erstmals über die Vorfälle informiert haben.

Frage nach der internen Überprüfung in der Polizei

Der Wilhelm-Busch-Kindergarten: Hier arbeitete der Erzieher, gegen den die Heilbronner Staatsanwaltschaft im Kinderporno-Fall ermittelt. Foto: Dennis Mugler
Der Wilhelm-Busch-Kindergarten: Hier arbeitete der Erzieher, gegen den die Heilbronner Staatsanwaltschaft im Kinderporno-Fall ermittelt. Foto: Dennis Mugler  Foto: Mugler, Dennis

Zudem fragt der Heilbronner Abgeordnete an, wann nach Auffassung der Landesregierung der Kindergartenträger „hätte spätestens über die Vorfälle informiert werden müssen“. Zudem will er wissen, wer die vom Heilbronner Polizeipräsidenten angekündigte Überprüfung der Abläufe durchführt und wann mit einem Ergebnis zu rechnen sei.

Gegen den tatverdächtigen Erzieher wird wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und des Besitzes kinderpornopraphischer Schriften ermittelt. Er sitzt seit Februar in U-Haft, nachdem die Ermittler auf eine Anzeige eines Vaters aus dem privaten Umfeld ein auffälliges Foto aus dem Jahr 2013 entdeckt hatten. Darauf soll ein achtjähriger Junge aus dem Bekanntenkreis des 31-Jährigen zu sehen sein, der den Jungen mit dem Erzieher bei sexuellen Handlungen zeigt. Bei der ersten Hausdurchsuchung im Mai 2106 fanden die Ermittler 10.000 Bilder und 900 Videos mit kinderpornografischem Inhalt.

Kirche überstellte nachträglich fristlose Kündigung

Im Januar 2018 wurde der Erzieher von der Kirche suspendiert, es gab einen Aufhebungsvertrag mit Lohnfortzahlung bis Sommer. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe und Zeitabläufe in der Öffentlichkeit übernahm ein Krisenteam der evangelischen Kirche die Aufarbeitung des Falles. Inzwischen hat die Kirche dem Erzieher nachträglich eine fristlose Kündigung zustellen lassen. 

 

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