Bundesgartenschauen: Was Mannheim mit Heilbronn verbindet
Wie sich die Bundesgartenschauen in beiden Städten gleichen − und wo es Unterschiede gibt.

Mannheim macht sich grün: In der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs beginnt am 14. April 2023 die Bundesgartenschau, die zugleich ein großes Städtebauprojekt ist. Heilbronn hat es 2019 vorgemacht, und in der Tat gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Projekten. Bei einem Besuch auf den Mannheimer Baustellen werden Parallelen deutlich, aber auch Unterschiede zwischen den Konzepten. Personell gibt es Kontinuität: Heilbronns Buga-Macher Hanspeter Faas trägt auch 2023 Verantwortung als Ausstellungschef. Eines hätten sie gern anders in der Kurpfalz: noch mehr Besucher als 2019. In Heilbronn waren es mit 2,3 Millionen Gästen etwas mehr als erwartet, Mannheim kalkuliert mit 2,3 bis 2,6 Millionen. Die Dauerkarte kostet 130 Euro (110 Euro waren es 2019), mehr als 10 .000 Stück sind verkauft.
Einigkeit und Widerstand: Hauchdünne Mehrheit stimmte für Mannheims Buga

Das war knapp: 50,7 Prozent der abstimmenden Mannheimer votierten 2013 dafür, die Bundesgartenschau 2023 in der Stadt durchzuführen. Vorausgegangen waren hitzige Debatten, die das Klima in der Stadt vergifteten. Schon einmal hatte Mannheim 1975 eine Buga durchgeführt. Herzogenried- und Luisenpark profitieren bis heute davon, der Fernmeldeturm wurde zur Buga gebaut. Trotzdem gab es vor der Neuauflage erbitterten Widerstand. Gegner kritisierten vor allem die Kosten und fürchteten, das Geld fehle an anderer Stelle.
Mannheim soll von Investitionen in Höhe von 150 Millionen Euro dauerhaft profitieren. Das wären etwa zehn Prozent mehr als in Heilbronn, wo es vor der Buga kaum laute Gegenstimmen gab. Viele führen das auf die intensive Bürgerbeteiligung zurück, die in Heilbronn auch Skeptiker früh eingebunden hat. Einen ähnlichen Prozess gab es aber auch in Mannheim.
Wahrzeichen in der Schwebe: Eine Seilbahn auf Zeit und eine unfertige Brücke

Eine Brücke sollte architektonisches Highlight der Buga in Heilbronn werden. Doch zwei Jahre vor der Veranstaltung wurde klar, dass die Verbindung zwischen dem Bahnhof und dem neuen Stadtteil Neckarbogen nicht bis zur Buga gebaut sein wird. Das Projekt wurde auf 2020 verschoben, ist aber immer noch nicht fertig. Die Stadt macht Firmen für Baumängel verantwortlich. Wann der Fuß- und Radfahrerüberweg in Betrieb geht, ist weiter offen.
Mannheims Buga-Wahrzeichen wird aller Voraussicht nach rechtzeitig fertig. Eine Seilbahn, gebaut von einem österreichischen Liftspezialisten, nimmt auf dem Gelände Gestalt an und wird den Luisenpark mit dem Spinelli-Gelände verbinden. Bis zu 2800 Besucher pro Stunde können mit den Gondeln in acht Minuten über den Neckar von Park zu Park schweben. Nach der Buga wird die Seilbahn, die zuvor in den Niederlanden gastierte, wieder abgebaut.
Immer was los: Die Buga 23 wartet mit 5000 Veranstaltungen auf

Das Mannheimer Buga-Gelände, verteilt auf zwei Standorte mit Spinelli-Areal und Luisenpark, ist mit 104 Hektar fast doppelt so groß, wie es das Pendant in Heilbronn war. Die Zahl der Veranstaltungen, die im Lauf der 178 Tage geplant sind, ist mit 5000 fast identisch. Musiker Max Mutzke oder die Pink-Floyd-Show, Turnfeste, Haigern-Live-Konzert, täglich wechselnde Musik − all das brachte viele Besucher nach Heilbronn. Bei der Wassershow "5 am Stück" im September war der Ansturm so groß, dass die Eingänge geschlossen wurden. Mannheim hat viel vor: Bülent Ceylan oder Joris treten auf. Der 2017 verstorbenen Schlagersängerin Joy Fleming, die in der Region verwurzelt war, ist ein Musical gewidmet. Allein das Bildungsprogramm Buga-Campus wartet mit 2000 Veranstaltungen auf. Wie in Heilbronn ist der Eintritt zu Shows und Bildungsangeboten in der Tages- oder Dauerkarte inbegriffen. Alle Informationen auf Buga23.de.
Platz für Wohnungen: Neue Stadtquartiere für Tausende Bewohner

Vor zwei Wochen startete mit dem Spatenstich der zweite Abschnitt im Heilbronner Wohnquartier Neckarbogen. Mitte 2024, so der Plan, sind die ersten der 28 Gebäude bezugsfertig. Entstehen werden 379 Wohnungen. Renommierte Architekten wie der Hamburger Hadi Teherani geben hier ihre Visitenkarte ab. Schon während der Buga wohnten mehrere Hundert Menschen im Neckarbogen. Ärger im Modellquartier gibt es wegen knapp bemessener Parkplätze. Wie in Heilbronn wird auch in Mannheim mit einer Quote von 0,5 Stellplätzen pro Wohnung geplant.
Auf dem Spinelli-Gelände und auf angrenzenden Flächen entstehen mehr als 2000 neue Wohnungen für 4000 Mannheimer. Die neuen Wohngebiete sind über eine Grünspange mit dem Stadtzentrum verbunden, sie soll als Frischluftschneise dienen. Der Heilbronner Neckarbogen ist für 3500 Einwohner konzipiert.
Kaserne und Bahnbrache: Riesige Flächen werden in beiden Städten entwickelt

Das Fruchtschuppen-Areal in Heilbronn ist nicht wiederzuerkennen. Der namensgebende Bau, eine Stückguthalle der Bahn, wurde abgerissen. Schon 2005 hat die Stadt mit dem Kauf des Bahngeländes den Weg für eine beispiellose Entwicklung freigemacht.
Auch als Logistik-Fläche oder Standort für eine Großsporthalle war das Areal zeitweise im Gespräch. Es wurde das Herz der Buga und Standort von Neu-Heilbronn, dem Baugebiet Neckarbogen. In Mannheim ist es mit dem Spinelli-Gelände eine ehemalige US-Kaserne, die im Fokus des Städtebauprojekts steht. Wie in Heilbronn − aber auf einer mit 80 Hektar fast doppelt so großen Fläche − entstehen ein neues Stadtquartier und Grünflächen. War die Heilbronner Schau kompakt im Zentrum, gibt es in Mannheim mit dem traditionsreichen Luisenpark einen weiteren Buga-Schauplatz, der mit Spinelli durch eine Seilbahn verbunden ist.