Baden-Württemberg schafft gelben Pass als Corona-Impfnachweis ab
Nach der neuen Corona-Verordnung des Landes müssen Impfnachweise digital auslesbar sein und per App überprüft werden. Damit scheidet der klassische gelbe Impfpass aus Papier als Corona-Impfnachweis aus.

Es ist eine kleine Änderung, die in der Praxis große Auswirkungen hat: Die neue Corona-Verordnung in Baden-Württemberg schreibt vor, dass Impfnachweise künftig digital auslesbar sein müssen. Wir haben dazu Fragen und Antworten gesammelt.
Was ändert sich genau?
Was sich ändert, sind Teile der Corona-Verordnung in Baden-Württemberg. Dort stand bisher nur, dass Tests und Impfpässe überprüft werden müssen. Diese Vorgabe wird nun in einem neuen Paragraph 6a verschärft: Darin steht, dass Tests zusammen mit einem Ausweis kontrolliert werden müssen. Für Geimpfte und Genesene schreibt die Verordnung vor, dass deren Nachweise "in digital auslesbarer Form" vorgelegt werden müssen. Restaurantbetreiber und Veranstalter werden verpflichtet, "elektronische Anwendungen zur Überprüfung einzusetzen".
Was bedeutet das?
Das gelbe Impfheft aus Papier hat damit als Corona-Impfnachweis praktisch ausgedient. Denn die Corona-Impfung wird darin lediglich durch einen Aufkleber, einen Stempel vom Arzt oder Impfzentrum und eine Unterschrift festgehalten. Ob der Nachweis echt ist, lässt sich für Laien kaum überprüfen.
Was brauche ich stattdessen?
Den neuen Vorgaben entspricht nur das digitale Impfzertifikat der EU, das seit Mitte Juni 2021 ausgestellt wird. Geimpfte erhalten das Dokument nach der zweiten Dosis im Impfzentrum oder beim Arzt als Ausdruck. Der QR-Code kann mit dem Handy in der extra entwickelten App CovPass gescannt werden und wird dann auf dem Telefon gespeichert. Das geht auch mit der Corona-Warn-App.
Wie wird der digitale Impfpass überprüft?
Veranstalter und Wirte können den digitalen Impfpass mit der kostenlosen Schwester-App CovPassCheck überprüfen. So stellt sich das Sozialministerium das auch vor. Zur Erklärung heißt es: "Genesenen- und Impfnachweise müssen elektronisch, etwa mit der CoVPassCheck-App, geprüft werden." Der Prüfende sieht Name, Geburtsdatum und ob der Impfpass gültig ist.
Was ist daran problematisch?
Das Problem: Der digitale Impfpass wurde von Anfang an als freiwillige Ergänzung bezeichnet. Immer wieder beteuerten Politiker, dass das gelbe Impfheft nach wie vor gültig bleibe. Auch jetzt steht auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums: "Der digitale Impfnachweis ist lediglich ein freiwilliges und ergänzendes Angebot." Das gelbe Impfbuch sei als Nachweis weiterhin gültig. Viele Menschen dürften sich darauf verlassen und keinen digitalen Impfnachweis haben.
Das Bundesgesundheitsministerium muss sich auf Anfrage unserer Redaktion erst mit dem Justizministerium beraten. Man bewerte den Schritt Baden-Württembergs als zulässig, teilt ein Sprecher mit: "Aus Sicht der Bundesregierung erscheint es nicht ausgeschlossen, dass die Länder bei der Anordnung von Schutzmaßnahmen festlegen können, dass nur bestimmte Impfnachweise anerkannt werden, soweit hierfür Gründe vorliegen, die aus Sicht des Infektionsschutzes eine Einschränkung erforderlich machen."
Was halten Senioren davon?
"Ich halte das gelbe Impfbuch nach wie vor für sinnvoll", sagt Wolfgang Jörger, Vorstand des Kreisseniorenrats im Hohenlohekreis. Er selbst habe dieses immer dabei. "Mit den digitalen Geschichten kommen ältere Menschen einfach schwer zurecht." Zudem wiege das Handy schwer in der Tasche oder der Akku sei leer, wenn man es braucht. Das Argument, der digitale Impfpass sei fälschungssicher, ist für Jörger nicht ganz nachvollziehbar. "Gemogelt werden kann mit beidem." Es sei eindeutig, dass der gelbe Impfpass echt ist, wenn er auf mehreren Seiten verschiedenste Impfungen verzeichnet.
Welche Reaktionen gibt es noch?
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie sei ohne digitale Techniken nicht zu gewinnen, meint Ariane Schenk, Bereichsleiterin Health und Pharma beim Digitalverband Bitkom. "Niemand kann vom Personal in Bus und Bahn, in Gastronomie oder in kulturellen Einrichtungen erwarten, einen gefälschten Eintrag im gelben Impfpass aus Papier von einem Original sicher zu unterscheiden." Es sei "absolut sinnvoll", wenn das digitale Prüfen zum Standard werde. Da der QR-Code als Papier mitgenommen werden könne, sei niemand benachteiligt.
Warum hat sich das Sozialministerium für diesen Schritt entschieden?
Man habe sich zu diesem Schritt entschieden, weil die gelben Papier-Impfpässe nicht fälschungssicher seien, erklärt eine Sprecherin des Stuttgarter Sozialministeriums auf Anfrage unserer Redaktion. "Es muss deshalb der QR-Code des digitalen Impfnachweises der EU vorgelegt werden, entweder per App oder als Ausdruck." Im Netz werden seit Monaten gefälschte Impfpässe verkauft. Auch in der Region berichten Apotheker, dass Menschen mit gefälschten gelben Impfpässen versuchen, sich das digitale Zertifikat ausstellen zu lassen.
Was sollte man noch wissen?
Wer den Papierausdruck mit dem QR-Code nicht mehr hat, den Impfpass aber in der CovPass-App gespeichert hat, kann das Dokument wiederherstellen. Dazu tippt man in der App auf "Zertifikate anzeigen", dann auf das Feld der zweiten oder dritten Impfung, ganz unten auf "EU-Ausdruck erstellen". Die App generiert die EU-Impfbescheinigung als PDF-Dokument. Ein weiterer Tipp: In CovPass und in der Corona-Warn-App können mehrere Impfnachweise gespeichert werden. Dazu in CovPass auf das Plus drücken oder in der Corona-Warn-App auf "Zertifikate" und "Zertifikat hinzufügen". So könnten Nachweise von Kindern oder Großeltern auf mehreren Handys gesichert werden.
Wer nur das gelbe Impfbuch hat, kann sich den QR-Code in der Apotheke ausstellen lassen. Dazu braucht es den gelben Impfpass und einen Ausweis. Viele Apotheken in der Region stellen für rund zehn Euro auch eine Scheckkarte aus, auf der der QR-Code aufgedruckt ist. Infos unter www.immunkarte.de