Bad Friedrichshaller Doppelmordprozess: Polizei wertet mögliche Fahrt zum Tatort aus
Im Doppelmordprozess berichten Polizeibeamte von Kameraauswertungen entlang der Strecke von der Adresse des Angeklagten zum Tatort in Bad Friedrichshall.
Mit 23 Schüssen in 75 Sekunden soll der 53 Jahre alte Angeklagte am 7. Januar 2025 zwei seiner Kollegen im Pausenraum der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen haben. Einen weiteren Mitarbeiter hat er laut Staatsanwaltschaft schwer verletzt.
Die Polizei verhaftete den damals noch 52-Jährigen in Seckach. Bei ihren Nachermittlungen haben die Beamten unter anderem mögliche Fahrstrecken vom Wohnort des Beschuldigten zum Tatort unter die Lupe genommen. Sie prüften Kameras entlang der möglichen Routen darauf hin ab, ob in einem plausiblen Zeitfenster vor und nach der Tat das Auto des Beschuldigten aufgenommen sein würde.
Polizei-Auswertung von Strecke zum Tatort bei Firma Hänel: War der Angeklagte in Bad Friedrichshall?
Maßgeblich für die Fahrt zum Tatort war dabei der Zeitraum, in der sich das Handy des Angeklagten vom heimischen WLAN ausloggte und der Tatzeit. Für die Rückfahrt untersuchten die Polizisten die Zeit nach der Tat und der Ankunft daheim. Im Prozess präsentierte ein 43 Jahre alter Kriminalbeamter am späten Donnerstagnachmittag zwei Bilder von Fahrzeugen, die das Auto des Angeklagten zeigen könnten.
Optisch gleiche das Auto auf dem Bild dem des Beschuldigten ziemlich genau. Das Kennzeichen sei allerdings auf keinem der Fotos erkennbar. Die Abstände der Bildaufnahmen passten laut dem Zeugen.
Bericht von Nachbarin des Angeklagten passt zur Tatzeit in Bad Friedrichshall
Ein zusätzliches Indiz für die Fahrt des Angeklagten habe die Auswertung des Tageskilometerzählers ergeben. Sie ergab für den 7. Januar die Kilometer, die der Angeklagte von seiner Adresse in Seckach nach Bad Friedrichshall und wieder zurückfahren muss.
Darüber hinaus berichtete eine Seckacher Nachbarin des Angeklagten, dass sie gesehen habe, wie dessen Fahrzeug am 7. Januar um 18.20 Uhr vor dem Haus des Beschuldigten geparkt wurde. Sie sei ebenfalls gerade angekommen und habe sogar das Nummernschild gelesen. Wer gefahren sei, könne sie nicht sagen. Aber die Uhrzeit, die dazu passen würde, dass der Angeklagte zur Tatzeit in Bad Friedrichshall gewesen sein könnte, wisse sie genau. Weil sie unmittelbar danach eine Chatnachricht an einen Bekannten geschrieben habe.
Schüsse im Hänel-Pausenraum: Zeuge berichtet von seiner Flucht vom Tatort
Bereits am Donnerstagvormittag berichtete ein Mitarbeiter der Firma Hänel, wie er aus dem Pausenraum floh, in dem der Angeklagte zwei Brüder erschossen und einen weiteren Kollegen schwer verletzt haben soll. „Ich habe gedacht, jetzt ist das Leben zu Ende“, so der 49-Jährige. Instinktiv habe er sich unter dem Tisch versteckt. Blitzschnell sei er dann in Richtung Umkleideräume geflüchtet. „Es ging alles in Sekundenschnelle.“ Wenige Augenblicke später habe er Schüsse gehört.
Weitere Mitarbeiter der Firma Hänel beschrieben im Zeugenstand den Angeklagten als zunehmen seltsam. Unter anderem habe er behauptet, jemand hätte die Maschine verstellt, an der er arbeitete. Einem Kollegen habe er im September in den Bauch geboxt und mit einem Finger ins Auge gestochen. Grund für den Angriff sei gewesen, dass der Geschädigte den Namen des Angeklagten bei der Begrüßung englisch ausgesprochen habe.
Tatverdächtiger fällt Hänel-Kollegen auf – hat er einem Opfer das Auto zerkratzt?
Mitte November 2024 wurde einem der getöteten Brüder auf dem Firmenparkplatz das Auto zerkratzt. Zwei Wochen später schlug jemand Bolzen in dessen Reifen. Dass diese Beschädigungen gezielt gewesen sein mussten, war den Zeugen klar. Verdächtigt hatten sie den Angeklagten.
Ein Polizeibeamter berichtete darüber hinaus, dass der Angeklagte offenbar einem Tierarzt den Seitenspiegel seines Fahrzeugs abgetreten und dem Tierarzt selbst eine Ohrfeige gegeben haben soll. Grund soll gewesen sein, dass der Tierarzt den Verdacht geäußert hatte, der Angeklagte habe einen Hund mit einem Schlüsselbund geschlagen.