Doppelmord bei Firma Hänel: Videos zeigen verdächtige Person vor und nach der Tat
Im Bad Friedrichshaller Doppelmord-Prozess vor dem Heilbronner Landgericht zeigen Videos eine dunkel gekleidete Person mit Kapuze aus Richtung Tatort rennen. Zuvor sind auf den Filmen 23 Schüsse zu hören.
Am zweiten Verhandlungstag im Bad Friedrichshaller Doppelmord-Prozess vor dem Heilbronner Landgericht berichteten am Donnerstag, 14. August, Polizeibeamte, wie sie Anfang des Jahres den Tatort vorgefunden haben. Angeklagt ist der 53 Jahre alte B. aus Seckach. Er war selbst Mitarbeiter bei Hänel und soll am 7. Januar um 17.43 Uhr zwei seiner Kollegen im Pausenraum der Zahnradfabrik erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben.
Doppelmord-Prozess in Heilbronn: Videos stammen von verschiedenen Firmengebäuden
In der Verhandlung stellten Polizeibeamte Videos vor, die Kameras von verschiedenen Firmengebäuden nahe der Zahnradfabrik Hänel aufgezeichnet hatten. Auf mehreren Filmen ist eine dunkel gekleidete Person mit Kapuze zu sehen, die wenige Minuten vor der mutmaßlichen Tat in aller Ruhe von Norden über die Hans-Martin-Schleyer-Straße in Richtung Firma Hänel lief.
Dabei schaute die Person mehrfach auf die Uhr. Während der mutmaßlichen Tatzeit sind auf Kameraaufzeichnungen Knallgeräusche zu hören. Einer der Polizeibeamten, die die Filme auswerteten, sagte vor der Schwurgerichtskammer, dass es sich dabei um 23 Schüsse handelt, die von 17.43 bis 17.44 Uhr abgegeben wurden.
Bad Friedrichshaller Doppelmord-Prozess: Video-Aufnahmen zeigen rennende Person
Wenig später zeigen die Kameras Filmaufnahmen einer Richtung Norden rennenden Person, die dunkel gekleidet ist. Dabei handelt es sich mutmaßlich um die gleiche Person, die vorher langsam Richtung Firma Hänel lief. Dass diese Person vor den Schüssen auf die Uhr geschaut hatte, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Tat exakt geplant war und sich gezielt gegen die Opfer richtete. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte wusste, dass sich die Getöteten immer zur gleichen Uhrzeit im Pausenraum der Firma aufgehalten haben.
Nachdem die Polizei wegen der tödlichen Schüssen alarmiert worden war, bot sich den Beamten vor Ort ein Bild des Schreckens. Zwei Männer lagen leblos auf dem Boden im Pausenraum der Zahnradfabrik. Mehrere Rettungssanitäter und der behandelnde Notarzt kümmerten sich um einen Schwerstverletzten, der kauernd an der Schwelle der Eingangstüre saß. Ein Tisch und mehrere Stühle waren umgeworfen. Zahlreiche Patronenhülsen lagen verstreut auf dem Boden. Es gab Einschusslöcher in der Wand. Die Türe zu den Spinden stand offen. Der Raum war voller Blut.
Maskiert und mit einer halbautomatischen Waffe soll der Angeklagte hier zwei seiner Kollegen erschossen haben und einem weiteren Mann schwer verletzt haben. Aus Wut und Neid, so die Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem Beschuldigten unter anderem Mord und versuchten Mord vor.
Nach Bluttat bei Firma Hänel: Polizisten sprechen von einer unübersichtlichen Lage am Tatort
Die Lage sei zunächst unübersichtlich gewesen, schilderten die Beamten vom Heilbronner Kriminaldauerdienst die Situation bei ihrem Eintreffen am Tatort. Das Firmengelände war bereits von der Schutzpolizei abgesperrt. Im Inneren suchten Polizeibeamte nach dem Täter. Die Mitarbeiter der Firma hielten sich auf dem Parkplatz eines nahen gelegenen Autohauses auf. Der Täter war flüchtig und bewaffnet.

War es eine Beziehungstat? Oder ein Amoklauf? Gibt es Hinweise auf Opfer und Täter? „Wir mussten erst einmal Strukturen schaffen, um an Daten von Täter und Opfern zu bekommen“, sagte der damalige Einsatzleiter der Kriminalpolizei am Donnerstag vor der Schwurgerichtskammer.
Tatorte habe der Leiter des Arbeitsbereichs Kapitaldelikte bei der Heilbronner Polizei in den vergangenen 16 Jahren viele gesehen. „Aber nachdem ich die Anzahl der Kopftreffer gesehen habe, war klar, dass jemand eine richtige Wut und einen Hass hatte“, so der Einsatzleiter.
Die Opfer eindeutig zu identifizieren, sei vor Ort nicht möglich gewesen. Die vielen Kopftreffer und das viele Blut hätten das unmöglich gemacht, so der Einsatzleiter. „Das war eine Overkill-Aktion.“
Doppelmord-Prozess in Heilbronn: Zeugen nennen Vornamen ihres angeklagten Kollegen
Währenddessen sondierten die Beamten des Kriminaldauerdienstes, wer von den Mitarbeitern der Firma Hänel etwas gesehen oder gehört hat. Der Vorname des Angeklagten sei genannt worden. Er sei mit der Pistole da, habe der vierte Mann im Pausenraum gerufen, der vor den Schüssen des Täters noch flüchten konnte.
Ein weiterer Zeuge hatte offenbar gerade eine Zigarettenpause bei der Laderampe im Außenbereich der Firma gemacht. Plötzlich sei der maskierte Mann einen Meter vor ihm gestanden. Mit Kapuzen-Shirt, Skimaske und einer Lederjacke. Als der Maskierte den Zeugen gesehen hat, soll sich der mutmaßliche Täter umgedreht haben und davongelaufen sein.
Für den Einsatzleiter habe das nicht für eine Amoktat gesprochen. Er ging vielmehr von einer Beziehungstat aus. Da der Vorname des Angeklagten gefallen ist, habe die Polizei die beiden Mitarbeiter der Firma, die diesen Vornamen haben, überprüft. Beim Angeklagten B. habe man festgestellt, dass er im Besitz einer Waffe sein könnte. Laut Informationen unserer Zeitung war der Beschuldigte Mitglied in einem Schützenverein. Zudem soll es laut Zeugenaussagen zwischen den getöteten Brüdern und dem Angeklagten immer wieder zu Konflikten gekommen sein.


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