„War eine Overkill-Aktion”: Polizisten schildern vor Gericht Einsatz bei Hänel
Ein Mann soll zwei Kollegen in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben. Am Donnerstag schildern Polizisten vor dem Heilbronner Landgericht, was sie am Tatort vorfanden.
Am zweiten Verhandlungstag im Bad Friedrichshaller Doppelmord-Prozess vor dem Heilbronner Landgericht berichten am Donnerstagvormittag, 14. August, Polizeibeamte, was sie am Tatort vorgefunden haben. Am 7. Januar soll der damals 52 Jahre alte Angeklagte B. aus Seckach gegen 17.43 Uhr zwei seiner Kollegen im Pausenraum der Kochendorfer Zahnradfabrik Hänel erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben.
Schüsse in Bad Friedrichshaller Firma Hänel: Was sich am 7. Januar zugetragen haben soll
Zwei männliche Körper liegen leblos auf dem Boden im Pausenraum der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel. Mehrere Rettungssanitäter und der behandelnde Notarzt kümmern sich um einen Schwerstverletzten, der kauernd an der Schwelle der Eingangstüre liegt. Ein Tisch und mehrere Stühle sind umgeworfen. Zahlreiche Patronenhülsen liegen verstreut auf dem Boden. Es gibt Einschusslöcher in der Wand. Die Türe zu den Spinten steht offen. Der Raum ist voller Blut.
Wenige Minuten zuvor soll der Angeklagte maskiert und mit einer halbautomatischen Pistole bewaffnet im Pausenraum der Firma Hänel zwei seiner Kollegen erschossen haben und einem weiteren Mann schwer verletzt haben. Aus Wut und Neid, so die Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem Beschuldigten unter anderem Mord und versuchten Mord vor.
Polizisten als Zeugen im Landgericht Heilbronn – Einsatzleiter schildert Eindrücke vom Tatort
Die Lage sei zunächst unübersichtlich gewesen, schilderten die Beamten vom Heilbronner Kriminaldauerdienst die Situation bei ihrem Eintreffen am Tatort. Das Firmengelände war bereits von der Schutzpolizei abgesperrt. Im Inneren suchen Polizeibeamte nach dem Täter. Die Mitarbeiter der Firma hielten sich auf dem Parkplatz eines nahegelegenen Autohauses auf. Der Täter war flüchtig und bewaffnet.

War es eine Beziehungstat? Oder ein Amoklauf? Gibt es Hinweise auf Opfer und Täter? „Wir mussten erst einmal Strukturen schaffen, um an Daten von Täter und Opfern zu bekommen“, sagte der damalige Einsatzleiter der Kriminalpolizei am Donnerstag vor der Schwurgerichtskammer des Heilbronner Landgerichts.
Bluttat bei Firma Hänel: Polizei-Einsatzleiter spricht „Overkill-Aktion“
Tatorte habe der Leiter des Arbeitsbereichs Kapitaldelikte bei der Heilbronner Polizei in den vergangenen 16 Jahren viele gesehen. „Aber nachdem ich die Anzahl der Kopftreffer gesehen habe, war klar, dass jemand eine richtige Wut und einen Hass hatte“, so der Einsatzleiter.
Die Opfer eindeutig zu identifizieren sei vor Ort nicht möglich gewesen. Die vielen Kopftreffer und das viele Blut hätten das unmöglich gemacht, so der Einsatzleiter. „Das war eine Overkill-Aktion.“
Polizisten berichten über Zeugenaussagen nach der Tat in Bad Friedrichshall
Währenddessen sondierten die Beamten des Kriminaldauerdienstes, wer von den Mitarbeitern der Firma Hänel etwas gesehen oder gehört haben. Der Vorname des Angeklagten sei genannt worden. Er sei mit der Pistole da, habe der vierte Mann im Pausenraum gerufen, der vor den Schüssen des Täters noch flüchten konnte.
Ein weiterer Zeuge hatte offenbar gerade eine Zigarettenpause bei der Laderampe im Außenbereich der Firma gemacht. Plötzlich sei der maskierte Mann einen Meter vor ihm gestanden. Mit Kapuzen-Shirt, Skimaske und einer Lederjacke. Als der Maskierte den Zeugen gesehen hat, soll der sich der mutmaßliche Täter umgedreht haben und davongelaufen sein.
Für den Einsatzleiter habe das nicht für eine Amoktat gesprochen. Er ging vielmehr von einer Beziehungstat aus. Da der Vorname des Angeklagten gefallen ist, habe die Polizei die beiden Mitarbeiter der Firma, die diesen Vornamen haben, überprüft. Bei B. habe man festgestellt, dass er im Besitz einer Waffe sein könnte. Laut Informationen unserer Zeitung war der Beschuldigte Mitglied in einem Schützenverein. Zudem soll es laut Zeugenaussagen zwischen den getöteten Brüdern und dem Angeklagten immer wieder zu Konflikten gekommen sein.
Die Verhandlung wird am Nachmittag fortgesetzt.

Stimme.de