Wirtschaftsminister Habeck zeigt großes Interesse an Raumfahrt-Technik aus Neuenstadt
Der Paraffin-Raketen-Hersteller HyImpulse soll einen Beitrag für die europäische Souveränität im Weltraum leisten. Der Bundeswirtschaftsminister zeigt bei seinem Besuch, dass er durchaus Hoffnungen mit dem Start-up aus Neuenstadt verbindet.

Sofort nach seinem Eintreffen beim Raketen-Start-up HyImpulse in Neuenstadt geht Robert Habeck auf Rudolf Schwarz zu. "Vielen Dank, dass Sie das Unternehmen schon so lange begleiten und unterstützen", sagt der Bundeswirtschaftsminister zu dem 74-Jährigen und drückt ihm die Hand. Schwarz, Chef des Raumfahrtdienstleisters IABG in Ottobrunn, hat HyImpulse seit 2018 finanziell über Wasser gehalten. Habeck weiß, dass es dieses junge Unternehmen ohne Rudolf Schwarz nicht gegeben hätte.
Der Besuch in Neuenstadt am Donnerstag ist die erste von drei Stationen. Habeck macht später noch in Augsburg bei der Rocket Factory Halt, am Freitag bei Isar Aerospace in Ottobrunn. Es sind die drei deutschen "Microlauncher-Start-ups" - sie bauen Kleinraketen, um Satelliten ins All zu bringen.
Habeck zeigt großes Interesse an Raumfahrt-Technik aus Neuenstadt
Der Grünen-Politiker zeigt in der Produktionshalle großes Interesse an der Technik, auch an Details. Der Besuch erfolgte auf eigenen Wunsch, Habeck will ein Zeichen setzen. Im vergangenen Jahr hat er angekündigt, dass er sich "eine eigene Souveränität" der Europäer im Weltraum wünscht.
Derzeit fehlt sie komplett, weil die letzte Ariane 5 abgehoben und die erste Ariane 6 noch nicht fertig ist. Kleine Raketen könnten mittelfristig eine wichtige Rolle dabei spielen, auch sensible Satellitentechnik in den Weltraum zu befördern. Derzeit sind die Europäer dafür auf Elon Musk und sein Unternehmen SpaceX angewiesen.
Sichere Antriebstechnik im Raumfahrt-Startup HyImpulse

Den Besuch Habecks wertet die HyImpulse-Mannschaft als wichtiges Signal im Konkurrenzkampf der Raumfahrt-Start-ups. Die bayerischen Konkurrenten haben, was die Wettbewerbe des Bundes angeht, bisher die Nase vorn gehabt. Trotzdem ist es den Neuenstadtern mit einer kleinen Mannschaft von derzeit 55 Mitarbeitern gelungen, schon jetzt eine flugfähige Rakete herzustellen.
Sie liegt gleich neben dem Rednerpult, an dem die HyImpulse-Gründer Mario Kobald und Christian Schmierer die Entourage begrüßen. "Da ist Treibstoff drin, und wir könnten nicht so nah dranstehen, wenn das jetzt eine herkömmliche Feststoffrakete wäre", sagt Schmierer.
Wie zukunftsfähig ist der Raketen-Treibstoff Paraffin?
Der Treibstoff ist Paraffin, also Kerzenwachs. Und damit ist die Rakete zukunftsfähig, wie die HyImpulse-Verantwortlichen betonen: Paraffin ist günstig, sicher und es lässt sich sogar klimaneutral herstellen. Dazu ist die Rakete in Teilen wiederverwendbar, wenn sie am Fallschirm zur Erde zurückgeschwebt ist. Sogar SpaceX könnten sie damit Konkurrenz machen und Europa einen günstigen Zugang zum All ermöglichen.
Noch ist es nicht so weit. Der Erstflug der Höhenforschungsrakete lässt weiter auf sich warten. Der Startplatz auf den Shetland-Inseln muss erst vorbereitet werden - HyImpulse ist zum Abwarten verdammt. In diesem Dezember soll es so weit sein. Damit wäre das junge Unternehmen immerhin noch deutlich vor den Wettbewerbern aus Bayern gestartet, die ihre Testflüge frühestens 2025 geplant haben.
Jetzt braucht es weitere Investoren
Auf einen erfolgreichen Etappensieg hofft auch Rudolf Schwarz. "Es braucht weitere Investoren." 23 Millionen Euro hat das Unternehmen bisher eingesammelt - an Fördergeld, an privaten Geldern. In der laufenden Finanzierungsrunde braucht es noch einmal 50 Millionen.
Die Risikokapitalgeber halten sich derzeit aber zurück. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, betont, aus diesem Grund habe die Regierung vor einem Jahr ihre Start-up-Strategie gestartet, inklusive neuer Fonds für den Hochtechnologiebereich.
Der Vizekanzler versucht, unparteiisch zu bleiben, wünscht sich aber eine "Skalierung" bei HyImpulse. Der Microlauncher-Wettbewerb gehe jetzt in eine neue Runde. Und aus Habecks Sicht spreche, "wenn das jetzt alles funktioniert", nichts dagegen, dass HyImpulse diesmal auch zum Zug kommt.
Gar nicht so klein, der "Microlauncher"
Die Trägerrakete, die HyImpulse 2025/26 starten will, wird 30 Meter hoch sein und soll 500 Kilogramm Nutzlast ins All bringen. Der Sauerstoff-Tank mit zwei Metern Durchmesser steht bereits in der Halle in Neuenstadt bereit. Der Antrieb darunter besteht aus elf Paraffin-Motoren, die gebündelt werden. Mit der Technik, für die sich HyImpulse-Chef Mario Kobald bereits 2006 entschieden hat - er gilt als einer der Erfinder dieses Antriebs - ist HyImpulse weltweit führend.