Baustart in Leingarten: Habeck will mehr Tempo beim Netzausbau
Der Bundeswirtschaftsminister ist zu Gast beim Baubeginn des Suedlink-Konverters. Eine weitere Stromautobahn wird ebenfalls bis an den Neckar führen, wurde erstmals bekannt.

Obrigheim wird Endpunkt einer weiteren sogenannten Stromautobahn im Rahmen der deutschen Energiewende. Das wurde am Donnerstag am Rande der Feier zum Baubeginn des Konvertergebäudes für die Stromtrasse Suedlink bekannt. Im September werde es eine Informationsveranstaltung zu dem Thema in Obrigheim geben, kündigte Landes-Umweltministerin Thekla Walker an. Eine weitere Stromtrasse werde im Kreis Böblingen enden, so die Ministerin weiter. Auch dort sei eine Infoveranstaltung geplant.
Suedlink-Trasse: "Wir sind sechs Jahre zu spät dran"
Am Rande von Leingarten feierten am Donnerstag Vertreter der Kommune, des Energiekonzerns EnBW und des Übertragungsnetzbetreibers Transnet-BW zusammen mit den beteiligten Unternehmen den Baubeginn für das Konvertergebäude. Bundeswirtschaftminister Robert Habeck forderte in Leingarten, das Tempo für die nächsten Bauprojekte zu verdoppeln. "Wir sind jetzt schon sechs Jahre zu spät dran. Das ist eigentlich inakzeptabel", meinte der Minister. "Wir können es uns nicht leisten, so weiterzumachen."
Allerdings seien im vergangenen Jahr alle nötigen gesetzlichen Grundlagen geschaffen worden, um Genehmigungsverfahren künftig zu beschleunigen. "Das System muss sich bloß noch einschwingen." Politisches Ziel sei, alle noch ausstehenden Projekte zu genehmigen - für Suedlink ist dies bislang nur für das 17 Kilometer lange Teilstück durch die Gruben der Südwestdeutschen Salzwerke von Kochendorf bis Leingarten der Fall.
Rückenwind von allen Ampel-Parteien
Die Energiewende an sich sei in der Ampel-Koalition unumstritten, betonte Habeck. "Der politische Wille bei allen Koalitionspartnern ist da", sagte er. "Da habe ich kompletten Rückenwind."
Die Inbetriebnahme von Suedlink ist bis Ende 2028 geplant. "Das ist ambitioniert, aber wir sind im Zeitplan", sagte Transnet-BW-Geschäftsführer Werner Götz. "In Leingarten wird sichtbar, dass komplexe Infrastrukturprojekte termingerecht realisierbar sein können." Auch das Parallelprojekt Ultranet, dass auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks Philippsburg endet, sei im Zeitplan, sagte er. "Wenn wir immer in ähnlicher Geschwindigkeit unterwegs wären, könnten wir die Energiewende noch schneller umsetzen."
"Die Lichter werden auch ohne Suedlink nicht ausgehen"
Sollte es aus noch nicht absehbaren Gründen doch zu einer weiteren Verzögerung kommen, hätte das unter anderem für die Stromkunden Konsequenzen, warnte Götz: "Dann benötigen wir mehr teure Redispatch-Maßnahmen, für die am Ende alle bezahlen müssen." Von Suedlink alleine hänge die Energieversorgung nicht ab, ergänzte Habeck: "Man kann das Stromsystem auch managen ohne diese Leitungen, das tun wir jetzt ja auch, aber natürlich zu einem höheren Preis." Es bestehe auch dann kein Problem für die Versorgungssicherheit. "Die Lichter werden nicht ausgehen", sagte Götz.
Auch die Verlängerung der Energiepreisbremse kam zur Sprache. Habeck hatte angekündigt, bei der EU eine Genehmigung bis ins Frühjahr zu beantragen.Dies sei eine Sicherheitsmaßnahme, sagte er. "Wir sollten uns die Situation ersparen, dass wir im nächsten Frühjahr darüber diskutieren: Ach, hätten wir doch die Gas- und die Strompreisbremse verlängert."