Audi, VW, Bosch, Mercedes: Konzerne locken mit Abfindungen
Unternehmen aus der Automobilbranche versuchen, Stellen einzusparen. Manche Jobs fallen über Abfindungen von Mitarbeitern weg. Wie sieht es gerade bei Audi, VW, Bosch und Würth aus?
Die Krise der Autoindustrie in Deutschland hinterlässt auch bei den Beschäftigten Spuren. Im vergangenen Jahr gingen fast 19.000 Stellen verloren, wie aus einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. In den nächsten Jahren sollen nochmals zehntausende Stellen abgebaut werden. Unter anderem muss Mercedes-Benz aufgrund der weltwirtschaftlichen Herausforderungen auf die Kostenbremse drücken und hat bereits eine umfangreiche Liste an Sparmaßnahmen kommuniziert. Darunter fällt auch ein Stellenabbau, der auf der sogenannten doppelten Freiwilligkeit basieren soll.
Das bedeutet konkret, dass sowohl der jeweilige Mitarbeiter als auch der Konzern mit einer Beendigung der Geschäftsbeziehung einverstanden sein müssen. Dafür bieten die Stuttgarter großzügige Abfindungen von bis zu 500.000 Euro, die aber anscheinend nicht nur Angebote darstellen.
Zehntausende Jobs in der Autobranche vor dem Aus: Mercedes übt dem Vernehmen nach Druck aus
Ende April, Anfang Mai sind dem Vernehmen nach E-Mails mit Abfindungsangeboten an etwa 40.000 Mitarbeiter im indirekten Bereich, also außerhalb der Produktion, versendet worden. In einem internen Schreiben, das der „Wirtschaftswoche“ vorliegt, heißt es, dass nach dem Versand der E-Mails zunächst Informationsveranstaltungen stattfinden sollen, um die Konditionen zu erläutern. Anschließend sind direkte Gespräche mit Führungskräften geplant.
Mercedes-Benz setzt aufgrund der geltenden Beschäftigungssicherung auf Freiwilligkeit, macht den Mitarbeitern laut „Wirtschaftswoche“ jedoch auch klar, dass ihre Arbeit nicht mehr benötigt wird. „Ihr Job fällt weg, ihn wird es künftig nicht mehr geben. So ein Angebot kommt nie wieder. Überlegen Sie es sich gut, ob Sie das annehmen wollen – wir haben schließlich keine Verwendung mehr für Sie“, soll es laut einem Rechtsanwalt, der mehrere Mercedes-Mitarbeiter vertritt, heißen. Der Stuttgarter Autokonzern selbst äußerte sich nicht zu diesen Prozessen.
Europas größter Autobauer VW: 20.000 Beschäftigte verzichten auf Job
Das umfangreichste Sparprogramm hat Europas größter Autobauer aufgesetzt: Bei Volkswagen sollen bis 2030 35.000 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden, zudem wird das Produktionsvolumen in Deutschland deutlich gekürzt. Wie der Vorstand am Dienstag der Belegschaft mitteilte, haben bislang mindestens 20.000 Beschäftigte ihrem vorzeitigen Austritt aus dem Unternehmen zugestimmt. Rund zwei Drittel davon gehen demnach in Altersteilzeit. Zudem setzt das Unternehmen auf Abfindungen, die sich nach der Länge der Betriebszugehörigkeit richten. Sie können bei bis zu 400.000 Euro liegen.
Stellenabbau in der Autoindustrie: Audi will ohne die „Rasenmäher-Methode“ vorgehen
Bei Audi wurde Mitte März eine Zukunftsvereinbarung getroffen. Bis Ende 2029 sollen beim Autobauer 7500 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Betroffen sei dabei ausschließlich der indirekte Bereich, wie das Unternehmen mitteilt – also alle Bereiche außerhalb der Produktion. Der Abbau soll über Altersteilzeitprogramme und Vorruhestandsregelungen erfolgen.
„Der wirtschaftlich notwendige Stellenabbau wird sozialverträglich, schrittweise und zielgerichtet im Dialog mit den Beschäftigten vorgenommen“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Dabei werde nicht mit der Rasenmäher-Methode vorgegangen. „Der Mix an Personalinstrumenten wird zurzeit detailliert und anschließend entschieden. Dabei ist die Arbeitnehmervertretung in jedem Schritt eingebunden“, so die Sprecherin weiter. Nach Informationen unserer Redaktion werden älteren Beschäftigten bereits jetzt üppige Vorruhestandsangebote in teils sechsstelliger Höhe unterbreitet.
Strukturwandel in der Autobranche: So geht Bosch mit Abfindungen um
„Bosch bietet im Rahmen seiner Restrukturierungsmaßnahmen marktübliche Abfindungspakete sowie attraktive Vorruhestandslösungen an“, teilt der Stuttgarter Technologiekonzern auf „Stimme“-Anfrage mit. Diese würden durch interne Qualifizierungs- und Vermittlungsprogramme ergänzt, um betroffene Mitarbeiter bestmöglich bei ihrem weiteren beruflichen Weg zu unterstützen, heißt es weiter.
Ein konzernweites Abfindungsprogramm gibt es bei Bosch nicht. Üblich seien mit den Arbeitnehmervertretern getroffene bereichsspezifische Vereinbarungen. „Basis ist üblicherweise das aktuelle Einkommen der Mitarbeitenden und die Betriebszugehörigkeit“, teilt eine Bosch-Sprecherin mit. Zusätzlich gebe es Bausteine wie beispielsweise zur Berücksichtigung einer Schwerbehinderung oder unterhaltsberechtigten Kindern oder Turboprämien für einen zügigen Abschluss, teilt Bosch mit.
Würth besetzt offene Stellen aus den eigenen Reihen
Die Würth-Gruppe aus Künzelsau teilt auf Stimme-Anfrage mit: „In einem weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld prüfen wir unsere Personalplanung kontinuierlich und mit Augenmaß. Unser Fokus liegt darauf, Stabilität zu wahren und offene Stellen aktuell bevorzugt aus den eigenen Reihen zu besetzen.“