Das von Walter Söhner und seiner Frau Rosemarie 1966 in Schwaigern gegründete Unternehmen beschäftigte bei der Übernahme durch die Iwis-Gruppe im Jahr 2021 noch knapp 700 Mitarbeiter. Nach der letzten Restrukturierungsmaßnahme und dem Abbau von weiteren 76 Stellen waren zuletzt noch etwas mehr als 500 Mitarbeiter übrig. Aufgrund der Schieflage des Unternehmens verkündete die Geschäftsleitung Ende September, dass es auch bei dieser Anzahl nicht bleiben könne. Ein weiterer Stellenabbau sei unvermeidlich, hieß es.
Iwis Mechatronics in Schwaigern stellt Insolvenzantrag – Mitarbeiter verunsichert
Der Automobilzulieferer Iwis Mechatronics aus Schwaigern hat nach Informationen der "Heilbronner Stimme" Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen äußert sich nicht, hat aber die Mitarbeiter über den Schritt informiert.
Iwis Mechatronics steht vor einer weiteren Zäsur: Der Automobilzulieferer aus Schwaigern ist offenbar zahlungsunfähig. Nach Informationen der Heilbronner Stimme hat das Unternehmen am Dienstag beim Amtsgericht Heilbronn einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Das wurde den Mitarbeitern bei einer Versammlung noch am selben Tag mitgeteilt.
Auf Anfrage teilt eine Unternehmens-Sprecherin mit, dass sich Iwis dazu zum gegenwärtigen Zeitpunkt "gar nicht äußern möchte", den Gerüchten demnach also auch nicht entgegentritt. Beim Amtsgericht heißt es, dass man die Informationen mit Blick auf mögliche Konsequenzen, die eine Insolvenz mit sich bringen würde, "weder bestätigen noch dementieren" könne. Zumal ein solcher Antrag auch erst einmal geprüft werden müsste.
Iwis Mechatronics in Schwaigern stellt Insolvenzantrag: Konzern hat viel Geld in den Standort gepumpt
Auch der Betriebsrat in Schwaigern hält sich bedeckt, verweist auf eine Verschwiegenheitsklausel, aber auch hier heißt es: "Ein Dementi gibt es jedenfalls nicht." Ein Insolvenzverfahren, sofern es denn eröffnet wird, beträfe auch nur den Standort Schwaigern, der als eigenständige Gesellschaft agiert. Der Iwis-Gruppe mit Sitz in München gehe es nach Aussagen einer Sprecherin an sich dagegen gut.
Der Konzern hatte das Werk in Schwaigern, das bis dato als Soehnergroup firmierte, vor drei Jahren übernommen, seitdem aber offenbar immer wieder Geld in den defizitären Standort pumpen müssen. Aus diesem Grund hatte das Unternehmen in Abstimmung mit Betriebsrat und Gewerkschaft Ende 2023 eine Restrukturierungs-Maßnahme vereinbart, in dessen Zuge insgesamt 76 Stellen abgebaut werden sollen. Ende November 2024 ist der Abbau nun planmäßig abgeschlossen.
Nach gutem Start ins Jahr brechen die Absatzzahlen bei Iwis Mechatronics ein
Durch diese Maßnahme hatte der Automobilzulieferer Anfang dieses Jahres immerhin wieder die Nulllinie erreicht. Die ersten drei Monate 2024 verlief das Geschäft ordentlich. Bis die Abrufzahlen einbrachen. "Danach ging es steil bergab, hat sich aber in den letzten Wochen auf deutlich niedrigem Niveau stabilisiert", sagte Stephan Götschel der Heilbronner Stimme noch vor zwei Wochen.

Der als Sanierer bekannte Jurist und Betriebswirt wurde Ende September neu in die Geschäftsführung berufen, er soll die Neuausrichtung des Unternehmens leiten. Nach einem ersten Überblick stand für ihn eigentlich fest: "Das Unternehmen hat viel Potenzial, aber wir werden einige sehr harte Entscheidungen treffen müssen." Von einem weiteren Stellenabbau war dabei die Rede, zudem sollten sämtliche Prozesse auf den Prüfstand kommen. Ziel sei es, alle operativen Abläufe im Unternehmen effizienter zu gestalten, hieß es vor zwei Wochen.
In der Belegschaft von Iwis Mechatronics herrscht große Verunsicherung
Montag vergangener Woche hatte es dazu ein erstes Gespräch zwischen Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall-Verantwortlichen gegeben. Konkrete Zahlen wurden dabei aber noch nicht auf den Tisch gelegt. Das sollte Gegenstand weiterer Gespräche werden. Nun aber hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Entsprechend überrascht ist man auf Gewerkschaftsseite von dieser Entwicklung.
"Wir haben letzte Woche Gespräche zur aktuellen Situation aufgenommen, wollten gerade in die Verhandlungen einsteigen. Von einer Insolvenz war dabei nicht die Rede", sagt Jonas Berhe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm. Die Gewerkschaft habe seit gestern sehr viele Anrufe von Iwis-Beschäftigten erhalten, "es herrscht große Unsicherheit", sagt Berhe.
Gewerkschaft spricht von Missmanagement
Bisher hatte die IG Metall allerdings auch nur einen groben Überblick über die Unternehmens-Kennzahlen. Aber auch so spricht der Bevollmächtigte von "Missmanagement" beim Automobilzulieferer aus Schwaigern. "Ich kann nicht Anfang des Jahres eine Restrukturierungsmaßnahme als Lösung präsentieren und kaum ein halbes Jahr später Insolvenz anmelden - das passt nicht zusammen", sagt Berhe.

Zumal das Unternehmen Ende August auch noch überregional für Schlagzeilen gesorgt hatte, als es seinen zehn neuen Lehrlingen drei Tage vor Ausbildungsbeginn kündigte. Nun droht dem Standort ein weiterer, massiver Einschnitt. "Eine Insolvenz heißt aber nicht, dass jetzt alle Mitarbeiter entlassen werden", sagt Jonas Berhe. Es brauche nun aber vernünftige Konzepte, wie es bei Iwis in Schwaigern nach der Insolvenz weitergehen kann.
"Wir bleiben als Akteur im Spiel", verspricht Berhe, der von der Geschäftsleitung eine klarere Kommunikation sowie größere Transparenz fordert, als das bisher der Fall gewesen sei. Die IG Metall hat die Iwis-Beschäftigten für Samstag zu einer Mitgliederversammlung eingeladen. "Ich hoffe, dass wir bis dahin schon mehr sagen können."