Weiterer Stellenabbau bei Autozulieferer Iwis Mechatronics aus Schwaigern
Iwis Mechatronics steht vor weiteren massiven Einschnitten: Der in Schieflage geratene Automobilzulieferer kommt um eine umfassende strategische Neuausrichtung nicht herum. Am Standort Schwaigern soll weiter Personal abgebaut werden.

Bei Iwis Mechatronics in Schwaigern droht weiteres Ungemach. Der in Schieflage geratene Automobilzulieferer, der im September mit der Kündigung von zehn neuen Azubis vor Beginn ihrer Ausbildung überregional für Schlagzeilen gesorgt hatte, steht vor einer umfassenden strategischen Neuausrichtung. Wie die Geschäftsleitung gegenüber der Heilbronner Stimme mitteilte, zähle dazu ein weiterer Personalabbau.
Das Unternehmen, das sich in den vergangenen Jahren stark auf Komponenten für Elektrofahrzeuge fokussiert hatte, bekomme die Auswirkungen der rückläufigen Nachfrage deutlich zu spüren. Steigende Personalkosten, erheblich höhere Aufwendungen für Energie und Bürokratie sowie die unsichere Rohstoffversorgung erhöhten den Kostendruck zusätzlich, heißt es vonseiten es Unternehmens.
„Mit der anstehenden Restrukturierung reagiert Iwis Mechatronics auf die veränderten Marktbedingungen, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern“, sagt Stephan Götschel. Der Jurist und Betriebswirt, der als Sanierer bekannt ist, wurde Ende September neu in die Geschäftsführung berufen, er soll die Neuausrichtung des Unternehmens leiten. Nach dem ersten Überblick steht fest: "Das Unternehmen hat viel Potenzial, aber wir werden einige sehr harte Entscheidungen treffen müssen."
Iwis Mechatronics: 2024 wurden bereits 76 Stellen in Schwaigern abgebaut
Dabei befindet sich das Werk in Schwaigern bereits in einer sogenannten Restrukturierung. Weil der Standort offenbar schon vorher defizitär war, wurde beschlossen, in diesem Jahr insgesamt 76 Stellen abzubauen. Dafür wurde eigens eine Transfergesellschaft gegründet. Nach Informationen unserer Zeitung konnten die meisten der betroffenen Mitarbeiter inzwischen weitervermittelt werden. Bis Ende November werden die 76 Stellen abgebaut sein. Am Ende bleiben etwas mehr als 500 Arbeitsplätze übrig.
Doch auch dabei kann es nach Ansicht der neuen Geschäftsleitung nicht bleiben. Nachdem der Konzern seit der Übernahme der Soehnergroup im Jahr 2021 offenbar immer wieder Geld in den Standort Schwaigern pumpen musste, hatte Iwis durch den Stellenabbau Anfang dieses Jahres immerhin wieder die Nulllinie erreicht. Die ersten drei Monate verlief das Geschäft halbwegs ordentlich. Bis dann die Abrufzahlen einbrachen. "Danach ging es steil bergab, hat sich aber in den letzten Wochen auf deutlich niedrigem Niveau stabilisiert", sagt Götschel.
Bereits im Sommer hatte die Leitung unter dem damaligen kommissarischen Geschäftsführer Frank Mitzschke Überlegungen für eine Neuausrichtung angestellt. Als Folge wurde den zum September eingestellten zehn Azubis noch Ende August gekündigt. Zwar konnten die jungen Menschen ihre Ausbildung bei Iwis beginnen, spätestens mit Ende der Probezeit hätten sie aber gehen müssen. Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Martin Stäbe hatte das Unternehmen die Ausbildung ursprünglich zum Ende des Jahres komplett schließen wollen.
Iwis Mechatronics: Gekündigte Azubis haben neue Betriebe gefunden
Rechtlich war das nicht möglich, daher ruderte das Unternehmen zurück, kündigte nur den neuen Azubis und legte den anderen nahe, ihre Ausbildung in anderen Betrieben fortzusetzen. "Die Azubis aus dem ersten Lehrjahr haben alle neue Betriebe gefunden. Zwei sind noch im Haus, werden uns aber in naher Zukunft verlassen", sagt Martin Stäbe. Bei der Vermittlung hatte neben Betriebsrat und Gewerkschaft auch das Unternehmen mitgeholfen.
Aus dem zweiten Lehrjahr haben zwei Lehrlinge den Betrieb bereits verlassen, der Rest sei auf der Suche. "Es sieht so aus, als würde uns der größte Teil verlassen, damit hat der Arbeitgeber sein Ziel erreicht", sagt Stäbe. Die Ausbildung in Schwaigern ist aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden zerstört. Zumal auch die Ausbilder sich auf Dauer nach neuen Arbeitgebern umschauen würden. "Die Belegschaft ist stark verunsichert." Die Gerüchte über weitere Maßnahmen seien zuletzt immer mehr und wilder geworden.
Darum weiß auch Stephan Götschel. Am Freitag führte er zunächst Gespräche mit dem Betriebsrat und informierte am Nachmittag die Belegschaft über die aktuelle Lage. "Die Mitarbeiter verdienen Transparenz und Klarheit, die wir ihnen so schnell wie möglich geben wollen", sagt er. Unter seiner Leitung sollen nun sämtliche Prozesse auf den Prüfstand kommen. Das Ziel sei es, alle operativen Abläufe im Unternehmen effizienter zu gestalten. Wir groß der Personalabbau ausfällt wird Gegenstand der Verhandlungen zwischen Götschel, Betriebsrat und IG Metall. Ein erstes informelles Treffen dazu soll es am Montag geben.


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