Das von Walter Söhner und seiner Frau Rosemarie 1966 in Schwaigern gegründete Unternehmen hat sich in den Folgejahren zu einem führenden Produktionsdienstleister und Entwicklungspartner für die Autoindustrie und andere Branchen entwickelt. Neben dem Hauptsitz hatte die Soehnergroup Standorte in den USA, China und Rumänien und war auf 1100 Mitarbeiter angewachsen. Aktuell arbeiten in Schwaigern noch rund 550 Mitarbeiter - 140 weniger als vor drei Jahren. Der Abbau sei "im Rahmen von Freiwilligenprogramm und Sozialplan" sozialverträglich erfolgt, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.
Iwis Mechatronics in Schwaigern setzt Ausbildung aus – zehn Azubis betroffen
Wenige Tage vor dem Start hat Iwis Mechatronics in Schwaigern zehn Lehrlingen mitgeteilt, dass sie ihre Ausbildung nicht antreten können. Warum sich der Automobilzulieferer zu diesem Schritt gezwungen sah.
Beim Verkauf war die Zuversicht noch groß. Unter dem neuen Namen Iwis Mechatronics GmbH wollte die Soehnergroup neue Kunden und Märkte gewinnen. Das Werk in Schwaigern mit seinen damals knapp 700 Mitarbeitern war als Entwicklungsstandort gesetzt und behielt seine Eigenständigkeit. Doch drei Jahre später ist die Lage des Automobilzulieferers besorgniserregend.
Wenige Tage vor dem Ausbildungsstart hat das Unternehmen seinen neuen Azubis mitgeteilt, dass sie sich eine neue Stelle suchen müssen. "Wir können unseren Auszubildenden leider keine langfristige Übernahme nach Abschluss der Ausbildung zusichern. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Ausbildung ab dem Jahr 2024 vorübergehend auszusetzen", bestätigt Daniel Melter, Geschäftsbereichsleiter Commercial, den Vorgang.
Betroffen davon sind nach Informationen unserer Zeitung zehn junge Menschen. Die Ausbildungswerkstatt in Schwaigern mit derzeit 26 Auszubildenden bleibe zwar bestehen, bestätigt Melter eine entsprechende Anfrage der Heilbronner Stimme. Aber: "Den Auszubildenden steht es frei, im Laufe ihrer Ausbildung zu einem anderen Unternehmen zu wechseln, sofern sich dort eine langfristige Übernahmesicherheit bietet."
Iwis Mechatronics: "Momentan und mittelfristig" kein Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitern
Hintergrund seien die erheblichen Herausforderungen, vor denen Iwis als Zulieferer im Bereich Automotive und Elektromobilität stehe. "Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und strategischer Entscheidungen unserer Kunden sind die Abrufzahlen unserer Produkte spürbar zurückgegangen", sagt Melter. Es bestehe "momentan und mittelfristig" kein Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitern. Das klingt nicht mehr nach Zuversicht.
Vorgänge dieser Art sind selten, bestätigt auch die Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken. "Einzelfälle kommen immer wieder vor, in der Regel handelt es sich dann zum Beispiel um Firmeninsolvenzen", heißt es. Ohne weiteres könnten Unternehmen, sofern sie nicht insolvent sind, aber keine Auszubildenden kündigen. "Möglich ist das allerdings bei neuen Azubis, die noch in der Probezeit sind", teilt die IHK mit. So wie in Schwaigern. Kritik an dem Vorgehen kommt von der IG Metall.
"Der Umgang mit den Auszubildenden ist nicht nachvollziehbar und entbehrt eines respektvollen Umgangs."
Niklas Anner
"Der Umgang mit den Auszubildenden ist nicht nachvollziehbar und entbehrt eines respektvollen Umgangs", sagt Niklas Anner. Der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm fordert das Unternehmen auf, die begonnenen Ausbildungsverhältnisse zu Ende zu führen und die Ausbildung in Schwaigern zu erhalten. "Die Unternehmensgröße und reguläre Personalfluktuation ermöglichen die Fortführung der Ausbildung – wenn auch auf zahlenmäßig niedrigerem Niveau", sagt Niklas Anner.
Iwis Mechatronics in Schwaigern sucht nach alternativen Ausbildungsplätzen
Viele der Betroffenen hätten im Rahmen eines Austauschs mit Betriebsrat, Jugend- und Auszubildendenvertretung und IG Metall den Wunsch geäußert, ihre Ausbildung bei Iwis fortsetzen zu dürfen. "Die Frage, ob und wie eine Übernahme in drei beziehungsweise dreieinhalb Jahren möglich ist, stellt sich heute noch nicht", sagt Anner. Eine tarifliche Übernahmegarantie sehe Öffnungsklauseln für wirtschaftliche Notlagen vor.
Doch die von der Gewerkschaft geforderte Fortsetzung der Ausbildungsverhältnisse scheint für das Unternehmen keine Option zu sein. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, da uns die Aus- und Weiterbildung sowie die Entwicklung und Qualifizierung von Fachkräften sehr am Herzen liegt", sagt Daniel Melter. Derzeit unterstütze Iwis die Suche nach alternativen Ausbildungsplätzen und habe nach eigenen Angaben bereits zehn Unternehmen identifiziert, die an einer Weitervermittlung interessiert seien.

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