IG Metall macht bei Iwis mobil
Ein erstes Gespräch zwischen Gewerkschaft und Geschäftsleitung bleibt ohne konkrete Ergebnisse. Die Mitarbeiter machen ihrem Ärger Luft.

Die IG Metall kann Spontaneität. Kurzfristig hatte die Geschäftsführung von Iwis Mechatronics um ein Gespräch mit der Arbeitnehmerseite gebeten, erst am Montagmorgen wurde es dann von der Heilbronner Geschäftsstelle von Südwestmetall in das Unternehmen nach Schwaigern verlegt. Nun stehen mehr als 120 Beschäftigte in ihrer Mittagspause bei dem kleinen Zelt gegenüber vom Haupteingang, um sich bei der Gewerkschaft über die jüngsten Entwicklungen informieren zu lassen.
Viel hat Jonas Berhe, Erster Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Heilbronn-Neckarsulm, allerdings noch nicht zu berichten, als er nach der etwas mehr als zweistündigen Gesprächsrunde aus dem Unternehmen kommt. Die Geschäftsführung habe noch keine Zahlen auf den Tisch gelegt, noch keine Angaben gemacht, in welchem Umfang sie bei dem Autozulieferer Stellen abbauen möchte, sagt er den Mitarbeitern, die trotz einsetzenden Regens ausharren. „Wir haben ihnen aber unsere Meinung deutlich gesagt“, erzählt er. „Es ist momentan eine schwierige Situation, das geht allen Autozulieferern so. Die anderen kommen aber nicht auf die Idee, ihre Auszubildenden rauszuwerfen.“
Stellenabbau läuft ohnehin schon
Dass die Lehrverträge des neuen Jahrgangs gekündigt wurden und die älteren Auszubildenden ihre Lehre in anderen Firmen fortsetzen sollen, hatte erstmals die Probleme beim Schwaigerner Unternehmen öffentlich gemacht. Die Gewerkschafts-Delegation habe der Geschäftsführung nun alleine 900 Unterschriften übergeben, mit denen gegen diese Streichung protestiert wird – gesammelt in anderen Metall-Betrieben der Region wie Audi oder Kolbenschmidt, berichtet Berhe.
Betriebsratsvorsitzender Martin Stäbe nennt das Vorgehen des Arbeitgebers „eine Schweinerei. Wir akzeptieren auf keinen Fall, was unsere Geschäftsführung gemacht hat“. Bei diesem ersten Treffen sei auch das Vorgehen bei der Ausbildung angesprochen worden. Insgesamt sei aber „noch nichts spruchreif“, sagt auch Stäbe. „Wir haben nur erste Gedanken der Arbeitgeberseite gehört.“
Am Standort läuft derzeit ohnehin ein Stellenabbau, bis Ende November sollen 76 Mitarbeiter gegangen sein. Dafür wurde auch eine Transfergesellschaft gegründet. Dann sollen noch etwas mehr als 500 Beschäftigte übrig sein – vor einem Jahr waren es gemäß der Liste der größten Arbeitgeber in der November-Ausgabe der "Wirtschaftsstimme" noch 641. Die Münchener Iwis-Gruppe hatte das 1966 von Walter Söhner gegründete Unternehmen, das zuletzt unter Soehnergroup firmierte, im Jahr 2021 übernommen. Damals waren am Firmensitz noch 720 Mitarbeiter beschäftigt.
Gewerkschaftsmitglieder werden sich beraten
Als nächstes sollen sich nun die Gewerkschaftsmitglieder unter der Belegschaft an einem der nächsten Samstage bei einer Mitgliederversammlung treffen und über das weitere Vorgehen beraten, kündigt die für den Standort zuständige IG-Metall-Sekretärin Bianka Hamann an. Zunächst solle abgewartet werden, wie die Streichungspläne der Geschäftsleitung aussehen, um auf deren Basis vom eigenen Rechtsbeistand ein Gutachten über die wirtschaftliche Lage und die angedachten Maßnahmen erstellen zu lassen, erklärt sie. „Ihr sagt dann dem Betriebsrat, wohin es gehen soll“, erläutert sie. „Am Ende entscheiden die Mitglieder.“
Rote Punkte zeigen da schon eine gewisse Tendenz an: Fast jeder, der zu dem Treffen vor dem Werkstor gekommen ist, hat damit auf einem großen Plakat gekennzeichnet, ob er bereit ist, für die Arbeitsplätze bei Iwis zu kämpfen. Das Ergebnis ist eindeutig: 109 haben einen kleinen Aufkleber platziert, alle unter „Ja“, kein einziger unter „Nein“ – vom Werker in der Arbeitskluft bis zum Büromitarbeiter mit Hemd und Krawatte.