Ipai in Heilbronn: Wie Unternehmen in der Region neue Stellen schaffen wollen
Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt rasant. Unternehmen, die Mitglied im Heilbronner Innovationspark sind, setzen darauf, ihr vorhandenes Personal entsprechend fortzubilden.
Heilbronn ist Zukunftsstadt. Bildungscampus, Forschungszentren und nicht zuletzt der Innovationspark für Künstliche Intelligenz (Ipai), dessen 23 Hektar großer Campus in den Steinäckern entsteht: Heilbronn steckt in einer riesigen Transformation, entwickelt sich in beinahe schon unheimlichem Tempo. Hin zu einer Wissensstadt. Hin zu Europas KI-Hauptstadt. So der Plan.
Heilbronn auf dem Weg zur KI-Hauptstadt: Tausende Jobs im Innovationspark Ipai
Tausende neue Arbeitsplätze werden in den nächsten Jahren in Heilbronn entstehen, die meisten – bisher ist die Rede von 5000 Jobs – entstehen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz und dem Ipai. Zumal das Netzwerk wächst, wöchentlich neue Unternehmen Mitglied werden. Die Bandbreite an Arbeitsprofilen ist groß, wie auch ein Blick auf die offenen Stellen des Ipai selber zeigt.
Gesucht werden derzeit Softwareentwickler, Cloud-Data-Ingenieure oder Berater für maschinelles Lernen. Im Kern nicht zwangsläufig neue Berufe oder Berufsgruppen, wenngleich sich Stellenprofile an eine sich rasant verändernde Arbeitswelt anpassen. Das spiegelt auch eine Nachfrage bei Unternehmen und Organisationen wider, die in Heilbronn schon länger daran arbeiten, Künstliche Intelligenz in die Anwendung zu bekommen.
Recaro hat eine Expertenstelle für Künstliche Intelligenz geschaffen – Mitgliedschaft im Ipai Heilbronn
Der Flugzeugsitze-Hersteller Recaro beispielsweise hat „bereits vor längerer Zeit eine Expertenstelle Künstliche Intelligenz geschaffen, um konkrete und effizienzsteigernde Projekte“ anzugehen, teilt das Unternehmen mit Sitz in Schwäbisch Hall mit. Bei der Stelle handele es sich um eine spezialisierte Rolle, die sich auf die Beratung und die Implementierung von KI-Lösungen im Unternehmen konzentriert. Allerdings arbeitet der Recaro-Experte nicht in Heilbronn. „Um die Nähe zu den Fachbereichen zu gewährleisten, ist der Arbeitsplatz direkt im Unternehmen.“
Bei der Mitgliedschaft im Ipai geht es für die Schwäbisch Haller in erster Linie darum, über einen „Austausch auf Augenhöhe mit Unternehmen aus der Region“ Wissen weiter zu vertiefen und das Netzwerk auszubauen. Obwohl Künstliche Intelligenz bei Recaro kontinuierlich ausgerollt wird, sei „zum jetzigen Zeitpunkt kein umfangreicher Aufbau einer eigenen KI-Abteilung geplant“. Man setze darauf, KI-Wissen dezentral aufzubauen und dann in den Fachbereichen zu verankern. Auch erstrecke sich die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz über alle Berufsgruppen, Fachbereiche und Prozesse hinweg.
Bei der Polizei befassen sich überwiegend Polizistinnen und Polizisten mit KI
Neue Stellen sind mit der Mitgliedschaft im Innovationspark auch bei der Landespolizei bisher nicht entstanden, ohnehin nimmt die Behörde eine Sonderrolle ein. So entsteht durch Künstliche Intelligenz bei der Polizei auch kein neuer Beruf. „Die überwiegende Zahl der Mitarbeiter der Polizei in Baden-Württemberg, die sich mit KI und deren Anwendungen befassen, sind weiterhin Polizistinnen und Polizisten“, sagt Andrea Wagner vom Innovation-Hub.
Die Landespolizei ist eines der frühen Mitglieder des Ipai, hat in Heilbronn ein Büro mit sechs Arbeitsplätzen, die von verschiedenen Kollegen genutzt werden. Klar ist: Auch bei der Polizei werden Fähigkeiten zum Umgang mit neuen Technologien immer mehr an Bedeutung gewinnen. Hierzu werde man Fachkräfte einstellen müssen und gleichzeitig das bestehende Personal befähigen. „Die Aus- und Fortbildung wird Themen wie Digitalisierung und KI mit in den Fokus nehmen“, sagt Andrea Wagner.
Sofern es bisher nicht schon der Fall ist, wird Künstliche Intelligenz in allen Bereichen der Polizeiarbeit künftig eine Rolle spielen: von der Ermittlungsarbeit, über die Datenanalyse bis hin zu Forensik und Prävention. Was die Polizei und Recaro eint: Aus heutiger Sicht sei schwer abzusehen, in welcher Form und mit wie viel Personal man am neuen Campus vertreten sein wird.
Audi setzt mit seinem Standort in der Region auf Synergien mit dem Ipai
Die Vorteile des örtlichen Ökosystems nutzt auch Audi und wird sich am neuen Campus – wie schon jetzt im Wohlgelegen – mit einem eigenen Büro ansiedeln. Der Autobauer investiert bis 2029 acht Milliarden Euro in seine Werke in Bayern und in der Region. „Am Standort Neckarsulm werden wir die Digitalisierungskompetenz von Audi rund um künstliche Intelligenz ausbauen“, sagt Vorstandschef Gernot Döllner. Dabei setzt das Unternehmen auf Synergien mit dem KI-Park Ipai in Heilbronn.
In direkter Nachbarschaft zum Ipai-Campus befindet sich der Audi-Standort in den Böllinger Höfen. Dieser sei „ein besonderes Juwel, unser Reallabor, in dem wir die neuesten Technologien in einer kleineren Serie testen, um sie im Anschluss in die Großserie zu überführen“, sagt Produktionsvorstand Gerd Walker. Audi nutze bereits heute an vielen Stellen im Unternehmen Künstliche Intelligenz. Künftig solle es noch mehr Anwendungsbereiche geben. Den größten Hebel bietet KI nach Angaben von Audi aktuell in Produktion und Logistik.