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Ipai in Heilbronn: Wie Polizei, Unternehmen und Institutionen ihren Weg mit KI gehen

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Der Innovationspark für Künstliche Intelligenz in Heilbronn macht es möglich: In entspannter Atmosphäre finden Unternehmen passende Partner und treiben ihre Transformation voran. 


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Polizei ist an diesem Tag reichlich im Haus. Die sechs Arbeitsplätze der Landespolizei im zweiten Stock des Ipai Spaces jedoch sind verwaist. „Die Arbeit findet nicht unbedingt an den Schreibtischen statt“, sagt Thomas Berger, Präsident des Präsidiums Technik, Logistik und Service der Polizei Baden-Württemberg. Die Heimat des Zentrums für Künstliche Intelligenz im Wohlgelegen dürfe nicht als Aneinanderreihung von Räumen verstanden werden.

Das wäre das falsche Verständnis von dem Ort, an dem Unternehmen, Organisationen, Verbände und Banken die Reise mit und zu Künstlicher Intelligenz beginnen. „Die Idee macht es“, sagt Thomas Berger. Der Innovation Park Artificial Intelligence, kurz Ipai, versteht sich als Plattform, bietet die notwendigen Zutaten für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Das neue Spaces ist die Gebäudehülle, im Inneren ist alles im Fluss.

KI-Park in Heilbronn: Passende Partner und Lösungen für Probleme finden sich im Ipai

Am Anfang steht eine Idee, manchmal auch ein Problem, der passende Partner dafür lässt sich irgendwo auf den 6500 Quadratmetern zwischen dem Café im Erdgeschoss und dem großen Saal unter dem Dach finden. In Büros, ja, aber auch auf den Fluren und Kaffeeküchen in jedem Stockwerk. „Es ist ein ständiger Wissensaustausch, hier kann jeder eine Lösung finden“, beschreibt Thomas Berger die neuartige Arbeitswelt, in der bisherige Grenzen aus der alten Welt überschritten werden. Selbst zwischen konkurrierenden Unternehmen bis zu einem gewissen Grad.

„Die Idee ist, einen Ort zu schaffen, an dem viele Menschen zusammenkommen“, erklärte Tim Roder, Leiter der Geschäftsentwicklung des Ipai, kürzlich beim KI-Salon. Bezogen auf den Leitsatz „The global home of human AI“ sollen sich die Mitglieds-Unternehmen wie zuhause fühlen. „Wer sich wohlfühlt, der ist entspannter und offener“, sagt Roder. Auf der Basis seien Austausch und Zusammenarbeit einfacher.  

Thomas Berger, Präsident des Präsidiums Technik, Logistik, Service der Polizei Baden-Württemberg, gibt Einblicke in die Arbeit der Behörde im Ipai.
Thomas Berger, Präsident des Präsidiums Technik, Logistik, Service der Polizei Baden-Württemberg, gibt Einblicke in die Arbeit der Behörde im Ipai.  Foto: Berger, Mario

Die Landespolizei war eines der ersten Mitglieder im Innovationspark für Künstliche Intelligenz in Heilbronn und schon im alten Gebäude vertreten. Ausgangspunkt war die Frage, ob die Behörde in der Cyberwelt in Zukunft eine Rolle spielt - und wenn ja: welche? Die Polizei musste erkennen, dass sie nicht gut aufgestellt ist, um die Bürger in der digitalen Welt zu schützen. „Zumindest nicht in dem Maße, wie in der analogen Welt“, sagt Thomas Berger.

In Wohlfühl-Atmosphäre im KI-Park Heilbronn die Zukunft gestalten: Auch die Landespolizei braucht bei der Transformation Partner

In dieser Welt wird Sicherheitsarbeit nicht mehr nur durch Polizisten geleistet, sondern von vielen Berufsgruppen, unter anderem IT-Spezialisten. Schnell war klar: Ohne Hilfe würde die Landespolizei nicht weit kommen. „Es ist für Polizisten nicht einfach, sich einzugestehen, dass man Partner braucht“, erklärt Thomas Berger, der selbst viele Jahre im aktiven Streifendienst tätig war. Im Ipai wurde die Hürde aber schnell genommen, ganz pragmatisch.


Hilfreich war dieser unkomplizierte Austausch mit anderen Unternehmen auch für EBM-Papst, das Unternehmen ist seit 2024 mit vier Mitarbeitern im Ipai vertreten. Beim Hohenloher Hersteller von Ventilatoren gehört Künstliche Intelligenz auf mehreren Ebenen bereits zum Alltag. Ob Mitarbeiter ihre Mails von einem Copiloten überprüfen und umformulieren lassen oder die Entwicklungsabteilung mithilfe von KI Auffälligkeiten in Produkten oder Systemen erkennt – das nutzt das Unternehmen nach eigenen Angaben alles schon.

KI-Park in Heilbronn: EBM-Papst hat die ersten 1200 Mitarbeiter bereits KI-fit gemacht

Auch bei der Preisfindung zeigt die KI, wie gut sie mit großen Datenmengen zurechtkommt. Technik, die sich bezahlt macht. Was früher aufwendige manuelle Prozesse erforderte, erledigt die KI in Sekundenschnelle. Doch nicht per se führt der Einsatz von KI zu Produktivitätsvorteilen. „Wir haben bemerkt, dass der flächendeckend ausgerollte Copilot anfangs kaum Wirkung zeigte“, sagt Eric Martin, Head of AI bei EBM-Papst.

„Wir werden unsere Produktivität in einigen Bereichen um bis zu 40 Prozent erhöhen können.“

Klaus Geißdörfer

Obwohl die Neugier der Belegschaft groß war und viele mit dem Copiloten experimentierten, sei zugleich eine Unsicherheit zu spüren gewesen. Inzwischen hat das Unternehmen seit Ende 2024 insgesamt 1200 Mitarbeiter in Sachen KI geschult, am Ende sollen es weltweit alle 6000 Mitarbeiter sein, die an Rechnern arbeiten. Ziel ist, dass alle verstehen, was mit den Daten passiert, die von verschiedenen KI-Anwendungen genutzt werden. Sie sollen verantwortungsvoll damit umgehen und dazu beitragen, die Produktivität des Unternehmens zu steigern.

EBM-Papst ist gerade dabei, weltweit alle 6000 Mitarbeiter, die an Rechnern arbeiten, für Künstliche Intelligenz zu schulen.
EBM-Papst ist gerade dabei, weltweit alle 6000 Mitarbeiter, die an Rechnern arbeiten, für Künstliche Intelligenz zu schulen.  Foto: EBM-Papst, Christian Gleichauf;

Innovationspark für Künstliche Intelligenz: Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Bechtle beschleunigt den Prozess

Zumal die wirtschaftliche Bedeutung enorm ist für das Unternehmen. „Wir werden unsere Produktivität in einigen Bereichen um bis zu 40 Prozent erhöhen können“, sagt Geschäftsführer Klaus Geißdörfer. Schneller, effizienter und besser sollen viele Prozesse künftig ablaufen. Eine im Ipai entstandene Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Bechtle aus Neckarsulm half den Hohenlohern, die Einführung des Copiloten zu beschleunigen. 

Solche Kooperationen erhofft sich auch die Kreissparkasse Heilbronn, die seit Februar Mitglied im Ipai ist. „Wir versprechen uns als marktführendes Kreditinstitut einen konstruktiven Austausch mit anderen Unternehmen und Branchen, um von diesen zu lernen, wie sie KI nutzen sowie neue Perspektiven zu gewinnen“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Täglich seien seit Februar mindestens zwei Mitarbeiter im Zukunftspark vor Ort, „wobei ein Platz dauerhaft von einem Kollegen aus dem IT-Bereich besetzt ist“.

Kreissparkasse Heilbronn testet gerade einen persönlichen KI-Assistenten

Durch die Mitgliedschaft möchte die Kreissparkasse ihre Innovationskraft stärken. Bei der Sparkasse wird bereits der S-KI-Pilot getestet, eine generative Künstliche Intelligenz mit der Funktion eines persönlichen Assistenten. Die Entwicklung sei sehr dynamisch. Daher „ist unsere Vision, Künstliche Intelligenz in vielen weiteren Bereichen einzusetzen, um Prozesse zu optimieren und die betriebliche Effizienz zu steigern“, so die Sprecherin.

Im Ipai Spaces im Zukunftspark Wohlgelegen finden sich Unternehmen zusammen und bringen Künstliche Intelligenz in die Anwendung.
Im Ipai Spaces im Zukunftspark Wohlgelegen finden sich Unternehmen zusammen und bringen Künstliche Intelligenz in die Anwendung.  Foto: Berger, Mario

Zumal sich mit KI-Technologien Kundenbedürfnisse künftig noch individueller erfassen sowie besser und schneller erfüllen ließen. „Auch bei der Betrugsprävention und Betrugserkennung kann KI eine wichtige Rolle spielen.“ Noch dürfte es aber einige Zeit dauern, bis die KI in diesen Bereichen auch zur Anwendung kommt. 

KI-Park in Heilbronn: Auch die Polizei hat noch „ein gutes Stück Weg“ vor sich

Die Polizei ist da ein Stückchen weiter, bringt Künstliche Intelligenz schon in die Anwendung. Unter anderem mit einem Sprachmodell namens Codefy, das Massendaten hinsichtlich strafrechtlich relevanter Handlungen prüft und auswertet. „Vorher mussten wir dafür 300 Ermittler einsetzen“, sagt Thomas Berger. Jetzt macht das die KI. Deutlich schneller obendrein. Eine Sprach-KI hilft beim Transkribieren und Übersetzen von langen Vernehmungen.

Gearbeitet wird am Streifenwagen der Zukunft und auch die Robotik werde beim Überwachen von öffentlichen Plätzen und dem Erkennen strafbarer Handlungen eine immer größere Rolle spielen. Grundlegend gilt: „Wir tasten uns in die Welt der KI, seiner Nutzbarkeit und Risiken herein“, sagt Thomas Berger, den das Denken über Grenzen hinweg in einem modernen Arbeitsumfeld inspiriert. Aber mit Blick darauf, wie „die Bösen“ Künstliche Intelligenz nutzen, „haben wir noch ein gutes Stück Weg vor uns“.

Mit der Schulung seiner Mitarbeiter erfüllt EBM Papst auch die Anforderungen der europäischen KI-Richtlinie, besser bekannt als AI Act. Weitgehend unbeachtet gilt seit Februar 2025 Artikel 4 des AI Acts. Dieser sieht vor, dass alle Unternehmen, die an und mit KI arbeiten, die Kompetenz ihrer Mitarbeiter im Umgang mit der neuen Technologie sicherstellen müssen. „Es ist eine dieser Regelungen, die vermeintlich wie zusätzliche Bürokratie wirken, die aber letztlich nur eine Selbstverständlichkeit formulieren“, sagt Eric Martin, Head of AI bei EBM-Papst.

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