Bei Recaro Aircraft Seating wurde Anfang des Monats eine neue Regelung zum mobilen Arbeiten eingeführt. Die Mitarbeiter, denen das möglich ist, dürfen künftig einen Tag pro Woche von zu Hause oder unterwegs arbeiten, sagt Geschäftsführer Mark Hiller. Im Oktober 2024 hatte das Management die bis dahin geltende großzügige Regelung von bis zu fünf Tagen mobilem Arbeiten pro Woche ausgesetzt und die Mitarbeiter wieder in die Büro zurückgeholt. Grund war damals vor allem der große Auftragseingang und der damit verbundene gestiegene Abstimmungsbedarf im Unternehmen. Hiller kündigte damals an, bis zum Ende des ersten Quartals 2025 die Erfahrungen aus diesem Schritt zu analysieren und zu einer Lösung zu kommen, die mobiles Arbeiten auch weiterhin ermöglicht. Das ist nun mit der 4+1-Regelung der Fall, wenngleich sie nicht allen Betroffenen gefalle. „Aber ich denke, wir haben eine adäquate Lösung für unser Unternehmen gefunden, die passt“, sagt Hiller. Der Geschäftsführer verweist darauf, dass man auch Produktions- und Montagebetrieb sei, wo mobiles Arbeiten gar nicht möglich sei.
Flugzeugsitzehersteller Recaro im Höhenflug
Recaro Aircraft Seating steigert Umsatz im Jahr 2024 deutlich und erwartet weiteres zweistelliges Wachstum. Zahl der Mitarbeiter ist um mehr als 300 gewachsen. Neue Homeoffice-Regelung am Stammsitz.

Der Flugzeugsitzehersteller Recaro Aircraft Seating blickt nach einem weiteren starken Jahr voller Optimismus in die Zukunft. Das Schwäbisch Haller Unternehmen rechnet in den nächsten Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten beim Umsatz. Im Jahr 2024 hat die Recaro Holding einen Umsatz in Höhe von 588 Millionen Euro erwirtschaftet, teilte das Unternehmen mit. Zur Holding mit Sitz in Stuttgart gehören neben Recaro Aircraft Seating die Töchter Recaro Gaming und Recaro Rail für Zugsitze. Weit über 90 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Flugzeugsitzehersteller, betont Mark Hiller, der als Geschäftsführer sowohl die Holding als auch Recaro Aircraft Seating leitet.
Recaro ist auf dem Weg, das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen
Die 588 Millionen Euro Umsatz bedeuten ein Plus von gut 12 Prozent im Vorjahresvergleich. „Mit diesem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagt Hiller. „Die Nachfrage nach unseren Produkten ist sehr gut.“ Recaro sei somit auf dem besten Weg, das Vorkrisenniveau vor der Corona-Pandemie wieder zu erreichen, sagt Hiller. Vor Corona lag der Recaro-Umsatz bei rund 700 Millionen Euro. Nun liege der weltweite Luftverkehr wieder auf dem Vorkrisenniveau oder sogar darüber, berichtet der Geschäftsführer.

Die Auftragsbücher bei Recaro Aircraft Seating sind mit mehr als zwei Milliarden Euro so prall gefüllt wie noch nie zuvor. Das Unternehmen hat zuletzt viele große Aufträge für Luftfahrtgesellschaften wie Southwest Airlines, Cathay Pacific oder Iberia gewonnen. Damit festige man die Marktführerschaft im Bereich der Economy Class, sagt Hiller. Auch die Business Class bleibe ein Wachstumsmarkt für Recaro. Hiller will hier den Marktanteil von derzeit 10 bis 15 Prozent auf rund 30 Prozent in den nächsten Jahren steigern.
Recaro stellt Mitarbeiter ein und erweitert die Standorte
Aufgrund des anhaltenden Wachstumskurses investiert das Unternehmen weiter in Mitarbeiter, Standorte und Produkte. „Wir stellen an jedem Standort ein“, sagt Hiller. Alleine im vergangenen Jahr seien mehr als 300 Mitarbeiter dazugekommen. Weltweit arbeiten derzeit rund 3100 Beschäftigte für Recaro, davon rund 1600 am Stammsitz in Schwäbisch Hall. Recaro betreibt außerdem Werke in Polen, den USA, China und Südafrika.
Das Werk in Polen werde deutlich ausgebaut, dort fertigen die Mitarbeiter Bezüge und Sitze für die Economy-Class. „Wir wollen den Standort Polen erweitern und die Produktionskapazitäten von derzeit 60.000 Sitzplätzen verdoppeln“, kündigt Hiller an. Die Erweiterung soll dieses Jahr beginnen und im nächsten Jahr abgeschlossen sein.
Für die nahe Zukunft zeigt sich der Recaro-Chef sehr optimistisch. „Wir planen ein jährliches Wachstum jenseits der zehn Prozent“, sagt Hiller. Das Vorkrisenniveau dürfte also bald wieder erreicht sein. Daran ändert auch die erratische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump nichts. Recaro betreibt ein Werk in den USA mit 600 Mitarbeitern, für das wie für alle internationalen Standorte das Motto gilt: „In der Region für die Region.“ Insofern sei man von etwaigen Strafzöllen nicht betroffen.

Zufrieden zeigt sich Hiller auch mit den beiden kleineren Sparten Gaming und Rail. Bei Recaro Gaming sei man mit drei Modellen sehr gut aufgestellt. Und bei Recaro Rail wurde im September 2024 ein neuer Sitz vorgestellt, der mehr Individualisierung erlaubt und zu 98 Prozent recyclebar ist.