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Schwarz-Gruppe warnt: Europas gefährliche Abhängigkeit von US-Digitaldiensten

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Gerd Chrzanowski, Chef der Schwarz-Gruppe, fordert mehr Zusammenhalt der Europäer bei Cloud-Lösungen. Im digitalen Bereich müsse Europa sein enormes Potenzial besser nutzen.


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Mit einem eindringlichen Appell hat Gerd Chrzanowski, Chef der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe, die Partner in der Europäischen Union aufgefordert, intensiver für mehr digitale Souveränität zusammenzuarbeiten. Ansonsten drohe beispielsweise bei Cloud-Lösungen eine extreme Abhängigkeit von Anbietern aus den USA, aber auch aus China. „Wenn die Amerikaner es heute wollten, könnten sie uns im übertragenen Sinne das Licht ausschalten“, sagte Chrzanowski der „Welt am Sonntag“.

Cloud-Lösungen: Schwarz-Chef Chrzanowski sieht Weckruf für Europa

Vor diesem Hintergrund sieht der 54-Jährige in Donald Trumps jüngsten Ansagen an Europa einen deutlichen Weckruf. Die Europäische Union habe enormes Potenzial, das allerdings nicht durch Klein- und Vielstaaterei vergeudet werden dürfe. „In diesem Sinne hat dieser Wake-up-Call Europa gutgetan – weil wir endlich verstehen müssen, dass wir mehr zusammenhalten müssen“, sagte Chrzanowski. Bei vielem widerspreche er Trump, bei einigen Punkten habe der US-Präsident jedoch nicht Unrecht. „Diese Klarheit tut uns Europäern zum Teil sogar gut“, sagte der gebürtige Offenburger, der seit 2021 Komplementär der Schwarz-Gruppe ist. 

Gerd Chrzanowski ist seit 2021 Komplementär der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe.
Gerd Chrzanowski ist seit 2021 Komplementär der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe.  Foto: Schwarz Unternehmenskommunikatio

Chrzanowski glaubt nach eigener Aussage nicht, dass die Amerikaner ihre Macht im Digitalen gegenüber Europa rücksichtslos ausspielen werden. Allerdings seien die Risiken grundsätzlich hoch, wenn kritische Infrastrukturen in der Hand eines einzigen ausländischen Anbieters lägen. Als Beispiel nannte der Manager die zeitweise Abschaltung von Teilen der Microsoft-Cloud für das israelische Militär im Gaza-Krieg.

Schwarz-Chef fordert mehr staatliche Aufträge im digitalen Bereich

Von der Bundesregierung erwartet der Chef der Schwarz-Gruppe mehr Aufträge im digitalen Bereich. „Wir brauchen den Staat als Ankerkunden“, sagte Chrzanowski in dem „Welt“-Interview. In den USA erhielten Konzerne wie Amazon oder Palantir Großaufträge des Staates, etwa aus dem Militär- und Sicherheitsbereich. So entstünden Wachstum und Skalierung. „Das könnten wir in Europa genauso tun – wir müssen es nur machen“, forderte er. 

In Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen erlebe er Willen und Verständnis für seine Anliegen. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden hätten mittlerweile verstanden, dass sich etwas ändern müsse. „Aber der Sprung vom Verständnis hin zur Aktion, zu echten Veränderungen, ist der schwierigste Teil“, sagte Chrzanowski.

Im brandenburgischen Lübbenau plant die Schwarz-Gruppe ein KI-Rechenzentrum.
Im brandenburgischen Lübbenau plant die Schwarz-Gruppe ein KI-Rechenzentrum.  Foto: Schwarz-Digits

Mit Schwarz Digits wollen die Neckarsulmer die digitale Souveränität stärken

Die Schwarz-Gruppe arbeitet mit ihrer Sparte Schwarz Digits seit vielen Jahren daran, mit einer eigenen Cloud-Lösung Stackit die Datensouveränität in Deutschland und Europa zu halten. Das Unternehmen stellt diese Lösung anderen Unternehmen aus allen Branchen zur Verfügung. Damit soll die digitale Abhängigkeit von ausländischen Anbietern in den USA oder China verringert werden. Allerdings räumte Chrzanowski ein, dass man auch weiterhin mit US-Anbietern wie Google kooperieren werde, weil man auf bestimmte Services nicht verzichten wolle. Für wirklich essenzielle Daten, die in keine anderen Hände gelangen sollen, nutze man aber die eigene Cloud, versprach er.


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Schwarz-Gruppe als digitaler Schrittmacher


Die Schwarz-Gruppe investiert elf Milliarden in ein Rechenzentrum

Zugleich setzt die Schwarz-Gruppe auf eigene Rechenzentren und hat sich um die Errichtung einer europäischen Gigafactory beworben, um den Abstand zu den ausländischen Konkurrenten zu verringern.  Vor gut einem Monat sorgte die Schwarz-Gruppe mit der Meldung für Aufsehen, dass sie elf Milliarden Euro in ein Rechenzentrum im brandenburgischen Lübbenau investieren werde. Chrzanowski betonte in dem „Welt“-Interview, dass sich diese gewaltige Summe über mehrere Bauabschnitte und viele Jahre verteilen werde. Wichtig sei es, die Chips immer weiterzuentwickeln, um stets auf dem neuesten Stand zu sein. Zudem ist die Gruppe einer der Treiber und Hauptinvestoren im Heilbronner Ökosystem rund um das Thema Künstliche Intelligenz -- insbesondere beim KI-Innovationspark Ipai. 

Dem Discount-Prinzip will die Schwarz-Gruppe auch im digitalen Geschäft treu bleiben. Wie Gerd Chrzanowski im „Welt“-Interview sagte, konzentriere man sich bei der Cloud-Tochter Stackit auf „einige Kernanwendungen, die täglich gebraucht werden“. Spezialanwendungen überlasse man anderen Cloud-Anbietern. „Unser Ansatz ist: Wir bieten eine Cloud, die den Großteil dessen abdeckt, was Kunden täglich brauchen, zu einem sehr wettbewerbsfähigen Preis, souverän und datenschutzkonform“, so Chrzanowski.

 

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