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Rechenzentrum von Schwarz Digits: Ein Milliarden-Projekt, das Maßstäbe setzt

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Dass die Schwarz-Gruppe elf Milliarden Euro in das KI-Rechenzentrum im Spreewald investiert, zeigt, dass das Unternehmen es ernst meint mit digitaler Souveränität. Ein vergleichbares Projekt gibt es in Deutschland und Europa nicht.


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Es ist wahrlich ein Mammutprojekt, das die Schwarz-Gruppe im Spreewald auf den Weg gebracht hat. Das Rechenzentrum im brandenburgischen Lübbenau ist nicht nur die bisher größte Investition des Neckarsulmer Unternehmens, sondern wird auch eines der größten Rechenzentren in ganz Europa.

Im Zuge der zahlreichen Spatenstiche rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in jüngster Zeit – nicht zuletzt beim Heilbronner KI-Innovationspark Ipai mit Bundeskanzler Friedrich Merz – droht schon mal der Überblick verloren zu gehen. Doch die Dimensionen des neuen Rechenzentrums sind in jeglicher Hinsicht gewaltig.

Die Investitionssumme von Schwarz ist für deutsche Verhältnisse bemerkenswert

Da ist schon die bemerkenswerte Investitionssumme von elf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Für das Rechenzentrum, das die Deutsche Telekom mit dem US-Chiphersteller Nvidia in München plant, ist eine Investitionssumme von rund einer Milliarde Euro geplant. Der amerikanische Tech-Riese Google hat zudem vor einigen Tagen angekündigt, 5,5 Milliarden Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur und seiner Rechenzentren in Deutschland zu investieren.

Und für den KI-Innovationspark Ipai in Heilbronn, der maßgeblich von der Schwarz-Gruppe finanziert wird, gibt es zwar keine offiziell bestätigten Summen. Doch immer wieder werden Kosten von rund drei Milliarden Euro genannt für das Mega-Projekt, das zum europaweiten KI-Hotspot werden soll.

Die Unternehmen der Schwarz-Gruppe verdienen gut

Leisten kann sich die Schwarz-Gruppe diese enorme Investition durchaus. Die Neckarsulmer haben im Jahr 2024 einen Umsatz in Höhe von 175,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Selbst wenn man die Umsatzrendite, die im Lebensmitteleinzelhandel zwischen 1,2 und drei Prozent beträgt, mit nur 1,5 Prozent veranschlagt – was vor allem für Lidl eher gering ist – kommt man auf einen Gewinn in Höhe von etwa 2,6 Milliarden Euro nur für das vergangene Jahr. Und die Rücklagen der Neckarsulmer dürften gut gefüllt sein.

Das Rechenzentrum der Schwarz-Gruppe in Lübbenau setzt Maßstäbe in Deutschland und Europa.
Das Rechenzentrum der Schwarz-Gruppe in Lübbenau setzt Maßstäbe in Deutschland und Europa.  Foto: Schwarz-Digits

Auch was die Leistungsfähigkeit des Schwarz Digits Datacenter, wie das Rechenzentrum offiziell heißt, angeht, sind es für Deutschland neue Größenordnungen. Bis zu 100.000 KI-Spezialchips, sogenannte GPUs (Graphic Prozessing Units, also Grafikprozessoren) sollen im Lübbenauer Rechenzentrum installiert werden und dort große KI-Modelle trainieren. Auf Grundlage der eingespeisten Daten werden sie genaue Vorhersagen treffen. Die Telekom und Nvidia planen in ihrem Münchner Rechenzentrum lediglich mit 10.000 dieser Spezialchips.

Schwarz-Digits hat in Lübbenau den Platz für die Erweiterung des Rechenzentrums

Und die Schwarz-Gruppe denkt groß. Denn der Standort auf dem Gelände des ehemaligen Braunkohlekraftwerks in Lübbenau, der etwa so groß ist wie 18 Fußballfelder, bietet beste Voraussetzungen für eine Erweiterung des mittlerweile fünften Rechenzentrums von Schwarz Digits. Man ahnt in Neckarsulm wohl schon, dass ein Anbau nötig sein wird, um international einigermaßen mit den USA oder China mithalten zu können. So ist die Rede von einer „Anschlussleistung von zunächst rund 200 Megawatt“, die in zwei Bauabschnitten modular erweiterbar ist. Die Bauzeit soll zwischen fünf und 15 Jahren liegen, der erste Bauabschnitt mit drei Modulen soll aber bereits bis Ende 2027 fertiggestellt sein.

Schließlich ist Lübbenau für Schwarz Digits mehr als nur ein Rechenzentrum-Standort, wie Co-Chef Rolf Schumann betont. „Es ist ein zentraler Ankerpunkt für die gelebte digitale Souveränität Europas“, sagt er. Im Spreewald wolle Schwarz Digits die unabhängige und sichere Infrastruktur schaffen, die es Unternehmen und Bürgern ermöglicht, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten und ihre digitale Zukunft selbst bestimmt zu gestalten.

Die Schwarz-Gruppe hofft nun auf den Zuschlag für die europäische KI-Gigafactory

Nun hofft die Schwarz-Gruppe darauf, den Zuschlag für den Bau einer europäischen KI-Gigafactory zu erhalten. Die Europäische Union will den Bau von bis zu fünf dieser riesigen Rechenzentren mit rund 20 Milliarden Euro fördern. Aus Deutschland haben sich fünf Konsortien aus verschiedenen Bundesländern für den Bau einer solchen KI-Gigafabrik beworben. Sollte die Schwarz-Gruppe den Zuschlag bekommen, dürfte dieses Rechenzentrum ebenfalls in Lübbenau gebaut werden, das dafür gute Voraussetzung bei der Infrastruktur und der Energieversorgung bietet.

Die Schwarz-Gruppe legt beim Bau des neuen Rechenzentrums im Spreewald nach eigenen Angaben einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit. So werde das Rechenzentrum im Normalbetrieb vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Beim Rückbau des ehemaligen Braunkohlekraftwerks Lübbenau wurden den Angaben zufolge mehr als 20.000 Kubikmeter Beton und Steine, 110 Tonnen Stahl und 20 Tonnen Holz getrennt, recycelt und als Ressourcen wiederverwendet. Auf dem Campus wurden Photovoltaik-Flächen verbaut, die jährlich bis zu 520.000 Kilowatt-Stunden erneuerbare Energie erzeugen. Und die Abwärme des Rechenzentrums wird direkt ins Fernwärmenetz des regionalen Energieversorgers Süll eingespeist und an die Fernwärmekunden in Lübbenau und Umgebung verteilt.

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