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„Schlimmeres erwartet“: Audi-Mitarbeiter in Neckarsulm reagieren auf Zukunftspläne

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Angesichts der mitunter stockenden und zähen Verhandlungen hatten viele Audi-Mitarbeiter in Neckarsulm schlimmere Einschnitte erwartet. Die meisten sind mit den Ergebnissen der Zukunftsvereinbarung größtenteils zufrieden.


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Die Nacht war kurz. Beim Wechsel von der Spät- zur Nachtschicht ist Ari Zartmann am späten Montagabend im Einsatz gewesen. Ein paar Stunden später beim nächsten Schichtwechsel am Dienstagmorgen ist der Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Audi wieder im Einsatz, versorgt seine Leute seit 5 Uhr an den zehn Werkstoren in Neckarsulm mit Flugblättern, heißem Kaffee und frischen Brezeln.

„Ari, so früh warst Du schon lange nicht mehr hier“, haut ihn ein Kollege von der Seite an. „Doch, bei der letzten Tarifrunde“, antwortet Ari Zartmann gut gelaunt. Die Stimmung an diesem Morgen ist entspannt. Die Ergebnisse der Zukunftsvereinbarung, die am Montagnachmittag bekannt wurden, tragen erheblich dazu bei. Beschäftigungssicherung bis 2033, keine Einschnitte beim monatlichen Tariflohn, keine betriebsbedingten Kündigungen: Bei den meisten Audianern sorgt das nach zähen Verhandlungen für Erleichterung.

Audi streicht 7500 Stellen – Neckarsulmer Mitarbeiter haben „Schlimmeres erwartet“

Ein gutes Ergebnis, finden hier zumindest die meisten. „Es ist fast alles so geblieben wie vorher“, sagt Giovanni De Ieso. Nach den Gerüchten der vergangenen Wochen hatten der Mitarbeiter der Logistik und viele seiner Kollegen „Schlimmeres erwartet, ein bisschen Angst gehabt“. Insofern seien die meisten, mit denen er in der Nachtschicht Kontakt hatte, zufrieden. Die Einschnitte bei der Jahresprämie seien vor dem Hintergrund verkraftbar.


 

Ähnlich sieht das Sercan Tarhan, der die Erfolgsprämie ohnehin nicht als selbstverständlich, sondern als geschenktes Geld ansieht. Mit Blick auf die Entwicklung in der Autoindustrie und auf die allgemeine wirtschaftliche Lage im Land stellt er fest, dass gerade überall gekürzt wird, Leute sogar entlassen werden. „Das alles passiert bei uns nicht.“ Das ist gut, findet der Mitarbeiter aus dem Karosseriebau.

Kürzung der Erfolgsprämien stört einige Audi-Mitarbeiter in Neckarsulm

Die Gefühlslage bei Özkan, der seinen Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen will, ist nicht eindeutig. „Es sind eher gemischte Gefühle“, sagt er auf dem Weg zu seinem Auto im Parkhaus. „Die Kürzung der Prämie stört mich schon“, gibt er zu. Michael Spranz will mit seinem Urteil indes noch abwarten. Er habe in seiner langen Audi-Betriebszugehörigkeit schon viel erlebt. „Mal schauen, was am Ende wirklich passiert“, sagt er. Sollte alles wie angekündigt bleiben, nehme er das Ergebnis so hin. „Ändern kann ich es ohnehin nicht.“

Auch Ari Zartmann und Kollegen ist bewusst, dass es in dem ausgehandelten Abkommen einige Einschnitte für die Mitarbeiter gibt. Beispielsweise, dass Leiharbeiter statt nach 24 Monaten nun erst nach 36 Monaten übernommen werden, akzeptiert der Leiter der Vertrauenskörper bei Audi nur zähneknirschend.

„Wir mussten auch bittere Pillen schlucken“, sagt er. Abgesehen davon sei das Ergebnis aber absolut positiv zu bewerten, das spiegelten ihm auch die Vertrauensleute, seine Multiplikatoren, aus den Abteilungen wider. „Wichtig war uns, dass es keine Einschnitte beim monatlichen Gehalt gibt und keine Tarifbestandteile angefasst werden“, sagt der 51-Jährige, inzwischen mit einem Kaffee in der Hand.

Verhandlungen über Zukunft: Audi-Betriebsrat erhält viel positives Feedback von Mitarbeitern

Das freut auch Tim Kühner und Yannik Trampert. „Uns ist wichtig, dass die Nachtschichtzulagen nicht wegfallen“, heben die beiden Logistiker neben anderen Punkten hervor. Auch die geplanten Investitionen an den deutschen Standorten in Milliardenhöhe finden sie gut. Dass Neckarsulm zu einem KI-Standort ausgebaut werden soll, „wird interessant“, sagt Kühner. Damit ließe sich doch gut leben. Das sei in der Summe auch dem Betriebsrat von Audi zu verdanken.

Zukunftsvereinbarung bei Audi – IG Metall informiert Mitarbeiter in Neckarsulm

Nachdem die Ergebnisse der Zukunftsvereinbarung bereits am Montag in Ingolstadt verkündet worden waren, hatte es sich der Betriebsrat in Neckarsulm zur Aufgabe gemacht, die Mitarbeiter vor Ort zeitnah zu informieren.

Daher verteilten Vertrauensleute am Montag und Dienstag zu den Schichtwechseln Flugblätter mit einer Übersicht der wichtigsten Punkte. Am Mittwoch findet die Betriebsversammlung am Standort Neckarsulm statt, wo mehr als 15.000 Menschen arbeiten. „Ich bin gespannt darauf, was der Vorstand preisgibt, was sein Beitrag ist“, sagt Ari Zartmann.

„Ich bin gottfroh, dass wir einen Betriebsrat haben, der so stark ist“, sagt Sercan Tarhan. Er ist mit dieser Meinung nicht allein. „Wir haben viel positives Feedback erhalten“, sagt Zartmann und zeigt als Beweis E-Mails und Whatsapp-Nachrichten. Der Vertrauenskörperleiter freut sich auch darüber, dass es gelungen sei, angedachte Auslagerungen von Abteilungen abzuwenden. Vieles habe man verhindern können. „Die meisten haben größere Einschnitte erwartet“, sagt er zufrieden.

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