"Schleunigst in die Spur finden" – VfB Stuttgart gegen Gladbach schon unter Druck?
Der VfB Stuttgart gewinnt in einem dramatischen DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Braunschweig im Elfmeterschießen. Trainer Sebastian Hoeneß hat noch offene Baustellen.
Der VfB Stuttgart steht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Klingt einfacher als es war, denn was sich am Dienstagabend bei Eintracht Braunschweig abspielte, war ein Pokalabend der Sonderklasse. Zwei frühe Tore, die Ruhe vor dem Sturm, eine verrückte Schlussphase. Vier Führungswechsel, dann das Elfmeterschießen mit 20 (!) Elfmetern – und der Sieg des Bundesligisten. Für Zuschauer ein absolutes Highlight, vor allem für den VfB aber auch eine Offenbarung.
Vier Gegentore kassierte der VfB Stuttgart aus dem Spiel heraus. Der erste Gegentreffer geht auf die Kappe von Torwart Alexander Nübel, anschließend müssen sich verschiedene Spieler von Lorenz Assignon bis Jamie Leweling beim Defensivverhalten hinterfragen. Doch das ist nicht das einzige Problem des VfB derzeit.
Viel Aufwand, wenig Ertrag – VfB-Trainer Hoeneß sieht Verbesserungsbedarf
"Nervenstärke." Sebastian Hoeneß erklärte den Sieg des VfB Stuttgart mit einem Wort. Die Entscheidung im Elfmeterschießen glich den 120 Minuten vorher. Der VfB verschaffte sich nach zwei Nübel-Paraden eine gute Ausgangslage, bevor Dan-Axel Zagadou kläglich vergab und Chema Andres an Braunschweig-Torwart Ron-Thorben Hoffmanns Fuß scheiterte. Anschließend musste der VfB mehrfach an den Punkt mit dem Wissen, das ein verschossener Elfmeter das Aus bedeutet.
Für Trainer Hoeneß zählt in erster Linie der Sieg, denn schließlich ging es darum, "eine Runde weiterzukommen". "Da mache ich es mir einfach", so Hoeneß, der im "Sky"-Interview auch zugab: "Wir wollten nicht über die 120 Minuten gehen, aber jetzt ist es so." Am Wochenende steht für den VfB Stuttgart das nächste Bundesliga-Spiel an. Ein besonderes Spiel, denn es steht unter dem Motto "100 Jahre Brustring".
Nach der Pleite bei Union Berlin soll im ersten Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach ein Sieg her. Die 120 Minuten unter der Woche machen das Unterfangen nicht einfacher. Hinzu kommt die wohl derzeit größte Schwachstelle des VfB Stuttgart. "Wir brauchen zu viel um Tore zu erzielen", sagt VfB-Trainer Hoeneß nach dem Pokalfight kritisch. Schon nach dem Berlin-Spiel äußerte sich TV-Experte Didi Hamann ähnlich.
Schwachstellen in der Abwehr: VfB Stuttgart fehlt es an Konsequenz
"Wir versäumen es aus meiner Sicht, ein klares Spiel hinzulegen", gibt Hoeneß zu bedenken. "Hinten wie vorne." Immer wieder wackelt die Abwehr des VfB Stuttgart. Die letzte Konsequenz fehlt. Ein Beispiel: Vor dem 2:2, das Fabio di Michele Sanchez aus kurzer Distanz und spitzem Winkel wuchtig erzielte, hätte es gar nicht zu der einfachen Flanke kommen dürfen. Maximilian Mittelstädt und Jamie Leweling doppeln Braunschweigs Sven Köhler auf der linken VfB-Seite. Statt in unter Druck zu setzen, stehen beide Stuttgarter nur vor ihm und warten – bis die Flanke zum Tor kommt.
Auch Neuzugang Lorenz Assignon wirkte in der Abwehr noch anfällig und muss zulegen, wenn er den Stammplatz-Kampf gegen Josha Vagnoman gewinnen will. Doch nicht nur defensiv hakt es beim VfB Stuttgart. "Wir haben einige Situationen, in denen wir Chancen liegenlassen", so Hoeneß, der nun einigermaßen unbeschadet in die Länderspielpause gehen will.
"Wir hatten heute Abend Glück. Wir haben in Berlin verloren. Jetzt müssen wir schleunigst schauen, dass wir in die Spur kommen", sagt Trainer Sebastian Hoeneß. Vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach hat der VfB Stuttgart zwei Trainingstage Zeit, diese Spur zu finden. Klar ist aber auch: Die Saison hat gerade erst begonnen und ist lange. Die Länderspielpause kann der VfB nutzen, um zu justieren. Die schwere Pflichtaufgabe im DFB-Pokal ist abgehakt, eine frühe Fehlstart-Diskussion damit abgewendet. Nach dem Wie fragt in wenigen Monaten keiner mehr.