Fußball-Bundesliga
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Steckt der VfB Stuttgart wirklich in der Krise?

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In der Tabelle abgerutscht, schwache Leistung in Kiel und zwei Kracher-Gegner vor der Brust – der VfB Stuttgart hat es derzeit schwer. Aber stecken die Schwaben wirklich in einer Krise?


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Nach dem letzten Wochenende wird die Kritik am VfB Stuttgart lauter. Die Geduld scheint bei manchem Fan am seidenen Faden zu hängen. Auf X (ehemals Twitter) steigt der Frust nach dem 2:2 beim Abstiegskandidaten in Kiel. Der VfB habe selbst gespielt, wie ein Abstiegskandidat, war zu lesen. Es stimmt derzeit einfach nicht bei den Schwaben, so eine durchaus gängige Meinung auf Social Media. 

Im Stadion ist der Support auf den Rängen weiter stark. Pfiffe sind eine Seltenheit, was auch VfB-Torwart Alexander Nübel zuletzt honorierte. Auch wenn die Leistung nicht passte, wie bei Holstein Kiel. Einzelne Spieler stehen in der Kritik, manch VfB-Star analysiert ebenfalls schonungslos. Es sieht nach einer Krise beim VfB Stuttgart aus, aber ist es auch eine? 

VfB Stuttgart in der Krise? Heimschwäche und Kampf um Europa

In den letzten sieben Spielen der Bundesliga hat der VfB Stuttgart nur fünf Punkte geholt. Ein Sieg in Dortmund, die Unentschieden in Sinsheim und Kiel – mehr nicht. Vor allem in der MHP-Arena, wo der VfB eine Macht sein sollte, setzte es Niederlagen. Den letzten Liga-Heimsieg gab es am 18. Januar beim 4:0 gegen den SC Freiburg. Dazwischen durften die VfB-Fans immerhin noch im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg jubeln, wenn auch die Leistung sicher nicht glanzvoll war. 


Dennoch profitiert der VfB Stuttgart von den teilweise völlig überraschenden Spieltagen. So schwächelt auch die Konkurrenz im Kampf um die europäischen Plätze regelmäßig. Der VfB hat neun Spieltage vor Schluss noch alle Chancen, auch im nächsten Jahr wieder quer über den Kontinent zu reisen. Platz acht, zwei Punkte hinter Platz sechs (RB Leipzig, Conference League) und nur fünf Punkte hinter Platz 4 (Eintracht Frankfurt, Champions League) – ein ordentliches Bild. 

Doch Fakt ist auch: Der VfB Stuttgart spielt bislang eine Rückrunde, die weit von einer Europa-Qualifikation entfernt ist. Geht es nämlich nach der Rückrunden-Tabelle steht der VfB aktuell auf Platz 14 mit acht Punkten, nur zwei Punkte von einem direkten Abstiegsplatz entfernt. Zum Vergleich: Nach den ersten acht Hinrundenspielen war der VfB Stuttgart noch auf Rang acht, hatte vier Punkte mehr gesammelt. 

Restprogramm und die Konkurrenz: Steckt der VfB Stuttgart in einer Krise?

Auch das ist Teil der Wahrheit: Der VfB Stuttgart hat "nur" vier Punkte weniger geholt als noch in der Hinrunde. Und die bisherigen Gegner waren mit Ausnahme von der TSG Hoffenheim und Holstein Kiel allesamt Konkurrenten um die internationalen Plätze. Nun ist es sicher nicht gut, gegen die Konkurrenz im direkten Vergleich Punkte liegen zu lassen, allerdings bedeutet es auch, dass der VfB Stuttgart ein vermeintlich einfacheres Restprogramm hat. 

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Bis zur Länderspielpause steht noch das Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntag (19.30 Uhr) an, anschließend das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt. Gegen den Deutschen Meister und Tabellenzweiten ist der VfB Stuttgart ausgeruhter. Die Werkself hat gerade das Aus in der Königsklasse zu verdauen und muss dann auch noch auf Star-Spieler Florian Wirtz verzichten. Eintracht Frankfurt ist aktuell Tabellenvierter, verlor zuletzt noch gegen Union Berlin.

Tabellarisch sind es zwei Kracher, doch der VfB Stuttgart könnte Big Points sammeln, bevor es nach der Länderspielpause und dem DFB-Pokal-Halbfinale meist gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel geht.

Krise beim VfB Stuttgart? Ein Blick auf die Geschichte und das Umfeld

Tabelle und Ergebnisse allein reichen nicht, um die Frage nach der Krise beim VfB Stuttgart zu klären. Ein Blick auf das Umfeld, aber auch auf die Entwicklung der Mannschaft und die Aussagen nach Spielen sollte dazu gehören. War der VfB im letzten Jahrzehnt noch für Trainerwechsel bekannt wie der HSV oder Schalke 04, ist die Lage bei den Schwaben dahingehend ruhig. Maximal ein Abgang von Sebastian Hoeneß aufgrund der Ausstiegsklausel scheint derzeit möglich, nicht aber wegen eines Rauswurfs. 


Auch die Verantwortlichen zeigen sich geduldig. Beim VfB Stuttgart scheint in den Köpfen zu sein, wo man herkommt. Da waren die Ab- und Aufstiege, die Relegation. Und dann der steile Aufstieg mit der Traumsaison 2023/24. Schon vor der Saison predigten Wehrle, Wohlgemuth, Hoeneß und Co., dass der VfB Stuttgart kontinuierlich den angefangenen Weg weitergehen möchte und die Erwartungshaltung bei all der Freude über die Königsklasse realistisch gehalten werden sollte.

Zuletzt gab es nach dem Spiel bei Holstein Kiel jedoch auch sanft-kritische Töne. So zeigte sich Kapitän Atakan Karazor mit dem Matchplan des VfB Stuttgart unzufrieden, gemeint war wohl eher die Einstellung der Mannschaft als die Vorgaben des Trainers. Und Sportvorstand Wohlgemuth sagte nach dem schwachen Auftritt im richtungsweisenden Spiel, es ginge in "die falsche Richtung". Panik war in keinem der beiden Interviews zu hören. Frust und Ärger über das Gezeigte waren an der Tagesordnung. Die Stimmung glich weniger einer Zerreißprobe, sondern mehr einem Richten des schwäbischen Krönchens.

VfB Stuttgart in der Krise? Wellenförmige Entwicklung und junge Mannschaft

Bleibt also noch die Entwicklung, die unter Trainer Hoeneß seit Monaten schneller nach oben rast als manch Dopingsünder bei der Tour de France durch die Alpen. Die Mannschaft mit dem Brustring sorgte nicht nur in der Bundesliga für Aufsehen, sondern auch in der Nationalmannschaft, die seit Sommer durchaus schon als VfB Deutschland bezeichnet wurde, ob der vielen Nationalspieler. Hoeneß hat aus Spielern wie Maximilian Mittelstädt oder Jamie Leweling, die bei ihren Ex-Vereinen stagnierten, Nationalspieler gemacht. 

Der Fußball des VfB Stuttgart war offensiv beflügelter als die Millionentruppe von RB Leipzig und in der Abwehr stabil. Die Vizemeisterschaft war der Höhepunkt. Doch eine Entwicklung, bei Spielern und als Mannschaft, verläuft nicht in eine Richtung nach oben. Entwicklungen sind meist wellenförmig. Es gibt Hochs und Tiefs und bestenfalls stellt sich irgendwann ein Grundlevel ein, das über einer für die Bundesliga mittelmäßigen Leistung liegt.

Mit einem Altersdurchschnitt von 24,0 stellt der VfB Stuttgart den jüngsten Kader der Bundesligisten, laut "transfermarkt.de". Eine so junge Mannschaft ist selten konstant, hat aber den großen Vorteil, dass sie sich schneller entwickeln kann, da die Luft nach oben vorhanden ist. Schwächere Spiele, wie das in Kiel, sind also nichts Besonderes, Geduld ist gefragt – von allen Seiten. 

Das Fazit: Steckt der VfB Stuttgart in der Krise?

Doch steckt der VfB Stuttgart nun in einer Krise? Die Ergebnisse sagen ja, die Tabelle sagt jein, Umfeld, Entwicklung und Verhalten nach Spielen sagen nein. Von echter Krise, wie bei manch strauchelndem Ruhrpott-Verein, ist der VfB noch ein gutes Stück entfernt. In der ersten Saison mit Dreifachbelastung seit vielen Jahren, für die meisten Spieler ohnehin die erste solcher Spielzeiten in ihrer Karriere, lieferte der VfB bis dato in allen Wettbewerben ab.

Gute Leistungen in der Champions League, Titelchance im DFB-Pokal und im Rennen um eine erneute Reise nach Europa – kein Grund zur Panik in Bad Cannstatt. Das wissen auch die Spieler und Verantwortlichen, auch wenn die Ansprüche gewachsen sind. Auch auf der Tribüne zeigen die meisten Fans von Woche zu Woche, dass sie die Mannschaft und die Leistungen honorieren. Fazit: Ergebnis-Krise ja, aber mehr auch nicht. Der VfB Stuttgart kann das Momentum auch ganz schnell wieder auf die eigene Seite ziehen...

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