Sport-Union-Retter Mart Aalderink: "Neckarsulm steht sich selbst etwas im Weg"
Am Samstag kommt es für die Sport-Union Neckarsulm im Rahmen des Bundesliga-Duells mit der HSG Bad Wildungen zum ersten großen Wiedersehen mit Ex-Trainer Mart Aalderink. Der Niederländer verfolgt seine ehemaligen Schützlinge noch sehr genau und sieht eine positive Entwicklung.

Im Januar 2023 erst die Beförderung vom Co- zum Chef-Trainer, dann der Stimmungsumschwung und zu guter Letzt der Klassenerhalt: Es waren vor genau einem Jahr turbulente Wochen für Mart Aalderink und Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm. Nach dem erfolgreichen Ligaverbleib zog der 37-Jährige weiter und ist seit Saisonbeginn Co-Trainer bei den HSG Bad Wildungen Vipers. Im Gespräch mit unserem Redakteur Nils Buchmann hat der Niederländer über seine neue Mannschaft, seine neue Rolle und das erste Wiedersehen mit der Sport-Union unter Pflichtspielbedingungen (Samstag, 19 Uhr, Ense-Halle) gesprochen.
Herr Aalderink, genau wie die Sport-Union stecken auch die HSG Bad Wildungen Vipers mitten drin im Abstiegskampf. Wie haben Sie sich eingelebt und wie blicken Sie auf den bisherigen Saisonverlauf der HSG?
Mart Aalderink: Wir sind bis jetzt mit unseren vier Punkten auf dem Konto zufrieden. In unseren Spielen zu Hause gegen Oldenburg und auswärts in Blomberg waren wir nicht chancenlos und mit etwas weniger technischen Fehlern hätten wir beide schlagen können. Aber es ist auch klar, dass wir noch lange nicht da sind, wo wir hin wollen.
Was ist in Bad Wildungen anders als in Neckarsulm?
Aalderink: Die Vipers sind ein Verein, der ein bisschen weniger finanzielle Möglichkeiten als Neckarsulm und mehrere jüngere Spielerinnen hat, was als Trainer natürlich mega interessant ist. Die letzten sechs Monate haben mir gefallen und es macht Spaß.
Sie sind durch Ihren Wechsel im Sommer wieder zurück in die Rolle des Co-Trainers geschlüpft. War das nach so viel Eigenverantwortung ungewohnt?
Aalderink: Der Wechsel zurück in die Co-Trainer-Rolle ist ab und zu schwierig. Darüber habe ich auch mit Mark Bult gesprochen, der ja aktuell Co-Trainer bei der SG Flensburg-Handewitt ist und nächstes Jahr die Chef-Rolle bei der HSG Nordhorn-Lingen übernimmt. Er war in der letzten Saison in der gleichen Situation wie ich und in Flensburg kurze Zeit Interimstrainer und jetzt wieder Co-Trainer. Da war es gut, sich über gemeinsame Erfahrungen auszutauschen. Doch ich möchte natürlich so schnell wie möglich wieder irgendwo eine Rolle als Chef-Trainer übernehmen, damit ich meine eigenen Ideen einbringen kann.
Wie funktioniert die Arbeitsteilung mit Chef-Trainerin Tessa Bremmer?

Aalderink: Ich komme mit Tessa sehr gut klar; wir haben viele gleiche Ideen. Wir haben nicht die größten Spielerinnen und arbeiten daher viel mit Schnelligkeit. Trainingseinheiten und Taktik besprechen wir auch zusammen, aber am Ende muss natürlich Tessa als Chefin entscheiden.
Verfolgen Sie Ihren ehemaligen Arbeitgeber noch?
Aalderink: Ich schaue seit Anfang der Saison alle Spiele von Neckarsulm. Wenn wir gleichzeitig spielen, schaue ich sie mir nachher auf der Rückfahrt von einem Auswärtsspiel oder am Sonntag beim Frühstück an. Ich finde es wichtig noch zu verfolgen, wie es in Neckarsulm läuft und wie die Entwicklung der Spielerinnen ist, mit denen ich letzte Saison noch zusammengearbeitet habe.
Überrascht Sie, dass die Sport-Union punktlos am Tabellenende steht?
Aalderink: Vor Saisonbeginn habe ich auch wegen der Neuzugänge gedacht, dass Neckarsulm zum jetzigen Zeitpunkt in der Tabelle etwas weiter oben zu finden sein würde. Aber es war auch klar, dass Thomas Zeitz als neuer Trainer Zeit braucht, um die Mannschaft so einzustellen, dass sie auch wie eine Mannschaft funktioniert.
Was hat die Sport-Union bisher gut gemacht und wobei gibt es noch Luft nach oben?
Aalderink: Das Team hat sich schon sehr entwickelt, wenn man schaut, wie sie jetzt spielen und wie am Anfang der Saison. Damals gab es noch viele Abstimmungsprobleme in der Abwehr und viele technische Fehler im Angriff. Bei beidem haben sie Schritte nach vorne gemacht, die Entwicklung ist da. Gegen Ende der Spiele kommen aber immer wieder Kleinigkeiten rein, die die Gegner ausnutzen. Damit steht sich Neckarsulm selbst etwas im Weg. Aber ich bin auch wegen der Qualität im Kader zu hundert Prozent davon überzeugt, dass sie noch punkten werden.
Für beide Mannschaften geht es am Samstag um viel. Was für eine Partie erwarten Sie?
Aalderink: Die Saison hat jetzt zwischen Weihnachten und Silvester erst richtig angefangen, denn ab jetzt kommt Spiel auf Spiel. Alle Spielerinnen kennen die Tabelle und wissen, wie wichtig das Spiel ist. Aber zumindest für uns glaube ich nicht, dass dadurch besondere Nervosität oder Stress dazukommt. Wir behandeln das Spiel wie alle anderen Spiele und werden Vollgas geben. Denn wir wissen auch: Wenn wir am Samstag gegen Neckarsulm verlieren, war zum Beispiel unser Sieg gegen Leverkusen nichts wert.
Gab es nun vor dem Wiedersehen Kontakt zu ehemaligen Spielerinnen oder Vereinsverantwortlichen?
Aalderink: Ich habe über die gesamte Saison ab und zu mal mit einigen Spielerinnen Kontakt gehabt. Aber diese Woche ein bisschen weniger, weil sie natürlich nicht gerne Informationen teilen, die ich versucht habe aus ihnen herauszukitzeln (lacht).