Aalderink startet Mission Klassenerhalt in Neckarsulm voller Tatendrang
Neuer Interimstrainer der Bundesliga-Handballerinnen erfuhr am Montag beim Einkauf von seiner Beförderung. Der abstiegsgefährdete Verein hält an den Erstliga-Planungen fest.

Rolf Härdtner hätte den Tag vor seinem 80. Geburtstag zweifelsfrei angenehmer verbringen können, als er es am Montag getan hat. Doch dem Vorstandsvorsitzenden der Sport-Union Neckarsulm blieb angesichts der sportlichen Entwicklung nicht viel anderes übrig, als Bundesliga-Trainerin Tanja Logvin und den Sportlichen Leiter Gerhard Husers von ihren Aufgaben zu entbinden. Mit dem Vorstand um Bernd Dollmann und Geschäftsführer Kai Stettner hatte er dem Duo am Nachmittag das Aus mitgeteilt.
Kein böses Blut zwischen Verein und Logvin
Tanja Logvin habe wohl geahnt, dass das Spiel gegen Sachsen Zwickau das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hatte, mutmaßt Stettner. Schuldzuweisungen oder gar Feindseligkeiten habe es während des Gesprächs aber nicht gegeben. "Man kann sich auch in Zukunft noch in die Augen schauen", betont Stettner, der auch nicht davon ausgeht, dass die Trennung von Husers und Logvin mit juristischen Auseinandersetzungen für die Sport-Union verbunden sein wird. Da beide erst einmal freigestellt sind, hat der Verein allerdings beide bis auf Weiteres auf der Gehaltsliste. Kai Stettner, für den die Abwicklung der Trennung eine der letzten Amtshandlungen vor seinem Ausscheiden als Geschäftsführer sein dürfte, machte zudem deutlich, dass sich der Verein nun nicht im freien Fall befinde.
Ideen für die Zukunft seien vorhanden, Planungen bereits angelaufen, Gespräche würden und werden weiterhin geführt. "Primär für die erste Liga", wie er sagt. Sollte sich die sportliche Situation in der Rückrunde nicht verbessern, werde man natürlich zweigleisig fahren.
Aalderink hat sofort zugesagt
Mart Aalderink, bisher Co-Trainer des handballerischen Aushängeschilds der Region, wurde am Montagnachmittag - zunächst vorübergehend - zum Chef befördert und war am Abend bereits für das Training verantwortlich. Viel Zeit zum Durchatmen hatte auch der 36-jährige Niederländer nicht, er erfuhr um 15 Uhr unmittelbar nach seinem montäglichen Einkauf von seiner Beförderung. "Ich habe direkt gesagt, dass ich das gerne mache", sagt Aalderink, der von sehr vielen positiven Nachrichten und Glückwünschen berichtet, die ihn seitdem erreicht hätten.
Kein Gespräch mehr mit Logvin
Auf der Neckarsulmer Geschäftsstelle wurden am Montag noch letzte Details besprochen, bevor gegen 16 Uhr die Mannschaft vom Vereinsvorstand informiert wurde. Anschließend verabschiedete sich auch Tanja Logvin noch persönlich vom Team, bevor Aalderink die Tagesgeschäfte übernahm. "Mit Tanja oder Gerhard habe ich aber nicht mehr gesprochen", sagt der neue Interimstrainer, der voller Tatendrang auf die nächsten Wochen schaut.
"Diese positive Stimmung, die mich erreicht hat, ist jetzt genau das, was auch die Mannschaft braucht. Es ist wichtig, dass wir jetzt ganz neu anfangen", erklärt Aalderink. Am Dienstagmorgen stand zunächst die Abwehrarbeit im Trainingsmittelpunkt, in den nächsten Tagen soll auch im Angriffsspiel der Hebel angesetzt werden. Es ist davon auszugehen, dass in Neckarsulm künftig mit einer deutlich offensiveren Deckung verteidigt wird, um mehr Druck auf die Gegner aufbauen zu können.
Fokus auf das Spiel gegen Halle-Neustadt am 4. Februar
"Für uns geht es jetzt nicht mehr um europäischen Handball oder so etwas, sondern im Hauptziel um den Klassenerhalt. Und danach darum, so viele Extrapunkte wie möglich zu holen", sagt Mart Aalderink. Abgesehen vom Nachholspiel in Bietigheim am 25. Januar werde in den nächsten Wochen vor allem auf das Heimspiel gegen Halle-Neustadt am 4. Februar hingearbeitet. Es dürfte bereits jetzt das Spiel sein, auf das rund um den Verein die größte Vorfreude seit langem besteht. Ab dann zählt es.