Sport-Union Neckarsulm ist in Bietigheim macht-, aber nicht wehrlos
Unterländer Handball-Bundesligist hat beim 26:42 in Bietigheim wenig zu bestellen, doch ein Rückschlag ist der Auftritt beim nationalen Alles-Gewinner nicht. Neben einigen ärgerlichen Fehlern sieht Trainer Thomas Zeitz auch Positives.

Sie haben es hinter sich gebracht. Das einfachste, zugleich aber auch unbeliebteste Saisonspiel hat die Sport-Union Neckarsulm am Mittwochabend überstanden. Im vorgezogenen Duell des fünften Spieltags unterlag der Handball-Bundesligist Tabellenführer SG BBM Bietigheim mit 26:42 (14:22) zwar deutlich, hinterließ allerdings trotzdem einen besseren Eindruck als in einigen der vorangegangenen vier Spielen.
"Wir haben es uns immer mal wieder durch blöde Fehler selbst schwer gemacht und waren ab und zu auch mal machtlos, wenn Bietigheim aufgedreht und das Tempo erhöht hat. Aber wir sind 60 Minuten bei uns geblieben - ganz egal, wie der Spielstand war und wie ich gewechselt habe", sagte Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz. Er hatte zu Beginn auf Laila Ihlefeldt im linken Halbfeld und Annefleur Bruggeman im Zentrum gesetzt, die während der Länderspielpause gute Trainingseindrücke hinterlassen hatten.
Thomas Zeitz ist mit seiner Abwehr zunächst unzufrieden
Im Angriff machte sich das bezahlt. Weil Nina Engel von Xenia Smits eng bewacht wurde, lief viel über Bruggeman und Ihlefeldt. Das brachte frischen Wind und einige unerwartete Abschluss-Aktionen. Allerdings führten kostspielige Abspielfehler zu Tempogegenstößen, denen eine etwas unkoordiniert wirkende Sport-Union-Abwehr hilflos ausgeliefert war.
Ohnehin bekamen die Gastgeberinnen in der Anfangsviertelstunde viel zu viel Platz für einfache Tore. "In der ersten Hälfte hat mir die Abwehr überhaupt nicht gefallen. Das war mir zu viel Passives zu weit vorne", betonte auch Thomas Zeitz.
Zwei kurze Führungen trotz Unterzahl
Zwar brachte Arwen Gorb die Sport-Union in dieser Phase mit ihren Treffern zum 4:3 und 5:4 zweimal trotz Unterzahl in Führung, doch danach zeigte der Champions-League-Teilnehmer seine Klasse und setzte sich dank einer guten Chancenverwertung ab. Auch Zeitz' Auszeit nach 13 Minuten beim Stand von 7:12 aus Neckarsulmer Sicht änderte daran nichts. Angesichts dessen, dass die Sport-Union vier der ersten elf Minuten in Unterzahl verbracht hatte, war der Zwischenstand sogar noch respektabel.
Danach pendelte sich der Rückstand bis zum 14:22 zur Pause zwischen sechs und acht Toren Differenz ein. Ganz so mutig und unbekümmert wie vor drei Wochen beim 26:36 (11:12) im Pokal-Achtelfinale war Zeitz' Mannschaft am Mittwochabend in der Sporthalle am Viadukt nicht, so teilnahmslos wie gegen die TuS Metzingen und den Thüringer HC allerdings auch nicht.
Siebenmeter-Festival hilft der Sport-Union nicht
Nach der Pause sahen die 437 Zuschauer ein ähnliches Bild wie zu Beginn: Neckarsulm verkürzte dank Treffern von Engel (2), Gorb und Riner zunächst auf 18:24, musste danach allerdings zu viele einfache Gegentore hinnehmen, weil die SG immer wieder Lücken fand. Zudem entwickelte sich ein Siebenmeter-Festival, was eine größere Neckarsulmer Aufholjagd zusätzlich erschwerte. "Ich hätte mir ein paar Gegentore weniger gewünscht, bin aber trotzdem nicht unzufrieden", unterstrich Zeitz.
Die Zeit zum Träumen ist nun vorbei
Seine dem Spiel vorausgegangene Befürchtung - "Wir sind abhängig von Bietigheim. Wenn die beschließen, dass sie uns eine verbraten wollen, dann werden wir das kaum verhindern können" - traf hingegen nur bedingt zu. Zwar war das Endergebnis mit 26:42 erwartet deutlich, doch ganz wehrlos hatte sich die Sport-Union nicht präsentiert.
Die 26 erzielten Treffer waren immerhin Neckarsulmer Saison-Höchstwert in der Liga - "und wir hätten noch mehr machen müssen. 30 Tore wären heute keine Träumerei gewesen", urteilte Thomas Zeitz. Die Zeit zum Träumen ist nun ohnehin vorbei: Das harte Auftaktprogramm ist überstanden, jetzt braucht es zeitnah erste Punkte.
Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (5 Paraden); Ivancok (1 Parade), Polácková (2 Paraden) - Verbraeken (3/1), Engel (7), Nooitmeer (1), Bruggeman, Ihlefeldt (4), Pollakowski (1/1); Kücükyildiz (2/1), Gorb (5), Riner (3), Hinkelmann, Zygoura.
Erfolgreichste Werferinnen SG BBM Bietigheim: Kelly Dulfer (7), Xenia Smits (6).
Schiedsrichter: Marvin Cesnik/Jonas Konrad.
Siebenmeter: SG BBM Bietigheim: 4/8; Sport-Union Neckarsulm: 3/4.
Zeitstrafen: 1/4.
Zuschauer: 437.
Bietigheimer Bundesliga-Dominanz
Wie hoch die Hürde Bietigheim für die Konkurrenz ist, zeigt sich an den nackten Zahlen. Der Meister ist nun seit 64 Bundesliga-Spielen unbesiegt und hat sich dabei nur einmal, beim 38:38 im Mai 2023 gegen den VfL Oldenburg, die Punkte geteilt. Die letzte Liga-Niederlage datiert vom 31. März 2021 (28:30 bei Borussia Dortmund). Und auch die letzte Heim-Niederlage der SG hat ebenfalls der BVB zu verantworten: im Oktober 2020 gewannen die Schwarz-Gelben in Bietigheim mit 28:22. Die Sport-Union Neckarsulm hat zudem alle ihre 16 Pflichtspiel-Partien gegen die SG BBM Bietigheim verloren.