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Auch Buxtehude ist zwei Nummern zu groß für eine gefährlich taumelnde Sport-Union

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Nach 15 vielversprechenden Minuten verfällt das Team von Tanja Logvin zurück in alte Muster. Beim Tabellenfünften Buxtehuder SV müssen die Neckarsulmerinnen die zweite 14-Tore-Niederlage nacheinander hinnehmen.

Ein weitere Auswärtsfahrt, ein weiterer Nachmittag zum vergessen: Fatos Kücükyildiz und die Sport-Union Neckarsulm erwischte es auch in Buxtehude böse.
Ein weitere Auswärtsfahrt, ein weiterer Nachmittag zum vergessen: Fatos Kücükyildiz und die Sport-Union Neckarsulm erwischte es auch in Buxtehude böse.  Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Jan Strohdiek

Es klang hinterher alles, wie schon einmal gesagt und gehört, und es sah auf dem Feld alles aus, wie schon einmal geschehen und erlebt. "Es tut mir leid; ich finde keine Worte für diese Niederlage. Man kann verlieren − aber nicht so hoch." Tanja Logvin sagte am Samstagnachmittag einmal mehr, zu was sie inzwischen seit Wochen aufgrund der spielerischen Darbietungen ihres Teams zu sagen gezwungen ist. Die Trainerin war bedient. Wieder einmal. Denn zum zweiten Mal hintereinander verloren die Bundesliga-Handballerinnen der Sport-Union Neckarsulm mit 14 Treffern Differenz: 20:34 in der Vorwoche bei der HSG Blomberg-Lippe, 21:35 (8:16) nun beim Buxtehuder SV.

2:10 Punkte stehen nun in einer Tabelle zu Buche, der man nach dem achten Spieltag durchaus eine gewisse Aussagekraft zuerkennen kann. Die Frage nach sportlichen Zielen stellt sich inzwischen nicht mehr. Mehr als 32 Gegentore pro Partie sind der zweitschlechteste Wert der Liga. Es lässt sich kurz vor Weihnachten nicht mehr anders sagen: Der Baum in Neckarsulm brennt. Lichterloh.

Nicht eingehaltene Absprachen lähmen die Mannschaft

Erneut war es in Buxtehude das Wie, das Zustandekommen der fünften Niederlage in Folge, das für fragende Gesichter und Unverständnis sorgte. 15 desaströse und 30 schlechte Minuten hatten eine ordentliche Anfangsphase schnell wieder zunichte gemacht. Wieder einmal war das Spiel spätestens 20 Minuten vor dem Ende entschieden. Wieder einmal war die Sport-Union nach 60 Minuten handballerisch bloßgestellt worden. Rückraum-Spielerin Fatos Kücükyildiz schlug nach Spielschluss aus Frust mit beiden Händen gegen die Kabinentür, Daphne Gautschi, Laila Ihlefeldt, Tija Gomilar Zickero und Anita Polácková saßen einfach nur konsterniert da. Der Körper: leer. Der Blick: leer. Das Punktekonto: dem VfL Waiblingen sei Dank nicht ganz leer.


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Die Buxtehuder Abwehr sei sicherlich spielentscheidend gewesen, sagte Trainerin Tanja Logvin. Und ja, im Angriff habe man viel verworfen. Dabei sei der Angriff, das Tempospiel, früher immer eine Neckarsulmer Stärke gewesen, stellte die 48-Jährige fest, "doch leider haben wir das nicht genutzt". Es wirkte fast wie eine sehnsüchtige Erinnerung an bessere Zeiten.

Eine kurze, vielleicht aber die bemerkenswerteste Feststellung des Nachmittags ließ Logvin später nur beiläufig fallen: "Wir haben Absprachen nicht eingehalten", nannte sie als einen der Gründe für die Niederlage, auf die sie nicht im Detail eingehen wollte. Dass die Absprachen zwischen den Spielerinnen auf dem Platz nicht stimmten, war offensichtlich. Mit jedem weiteren sportlichen Trauerspiel drängt sich zudem zwangsläufig die Frage auf, ob die Absprachen zwischen Team und Trainerin nicht umgesetzt werden können oder nicht umgesetzt werden wollen. In beiden Fällen bestünde Handlungsbedarf.

Auf eine vielversprechende Anfangsphase folgt ein unerklärlicher Einbruch

In der Anfangsviertelstunde in Buxtehude schien die Mannschaft ohne Sophie Lütke (Reha), Olga Gorshenina (Rücken) und Luisa Schulze (Krank) auf einem zumindest aufstrebenden Weg. Die 6:0-Abwehr ließ zwar noch immer zu viele Buxtehuder Würfe zu, doch der Angriff war mit Gautschi und Nina Engel vor allem aus dem Rückraum gefährlich. Technische Fehler blieben überschaubar und das Gesamtkonstrukt wirkte beweglicher. Torhüterin Sarah Wachter kam für einen Siebenmeter zwischen die Pfosten und machte ihre Sache in der Folge ebenfalls gut.

Doch ab der 16. Minute verfiel die Sport-Union auf unerklärliche Weise zurück in alte Muster. Nicht in jene, an die Logvin später sehnsüchtig erinnern sollte, sondern in die Muster der vergangenen Wochen. Die Gastgeber von Trainer Dirk Leun zogen zwischen 16. und 28. Minute von 8:7 auf 15:7 davon. Technische Fehler (Kücükyildiz), Lattentreffer (Engel), geblockte Würfe (Carmen Moser), verworfene Siebenmeter (Gautschi) und eine überragende Marie Andresen, die im Buxtehuder Tor letztlich auf unfassbare 56 Prozent gehaltener Würfe kam, sorgten zur Halbzeit (8:16) für eine Hypothek, die für die Neckarsulmerinnen nach der Pause zu groß bleiben sollte. Nur magere acht Treffer erzielte das Team vor der Pause − sieben davon in den ersten 16 Minuten.


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Quo vadis, Sport-Union?


Sport-Union ist inzwischen ein willkommener Aufbaugegner

Weil sich die Situation sportlich und ergebnistechnisch nach zehn Zeigerumdrehungen in Hälfte zwei sogar noch verschlechtert hatte (11:23), hatten die Gastgeberinnen die zwei Punkte bereits vorzeitig eingetütet. Sie spielten im Angriff geradliniger und rissen mit ihren Pässen und Anspielen immer wieder Lücken in die Hintermannschaft der Sport-Union. Auf der anderen Seite blieb das Team von Tanja Logvin in wechselnden Besetzungen vieles schuldig. Die Anzahl der technischen Fehler und planlosen Abschlussversuche dürfte selbst die größten Optimisten unter den Neckarsulmer Anhängern nachdenklich stimmen. Ein Aufbäumen blieb auf allen Ebenen aus und verdeutlichte, dass auch eine Mentaltrainerin keine kurzfristigen Wunder bewirken kann.

Bereits im Gespräch vor dem Spiel wollte Buxtehudes Dirk Leun eine offensive Reaktion seiner Mannschaft sehen: Es müssten endlich mal wieder mehr Tore fallen, als zuletzt bei den Niederlagen gegen gegen Oldenburg (23:25) und Bad Wildungen (21:23), hatte der Trainer gesagt. Als Cara Stephanie Reiche nach 39 Minuten einen Tempogegenstoß an Anita Polácková vorbei in die linke untere Torecke setzte, war Tor Nummer 23 für den BSV bereits gefallen. Zwölf weitere sollten folgen. Dirk Leun war zufrieden, die Sport-Union bedient. Wenn ein Team derzeit als Aufbaugegner herhalten kann, dann die Sport-Union Neckarsulm.


Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (1 Parade); Wachter (5 Paraden), Polácková (5 Paraden) − Gomilar Zickero (4 Tore), Engel (4), Bruggeman, Nooitmeer (2), Gautschi (4), Johannsen (2); Ihlefeldt (1), Mann, Verbraeken, Kücükyildiz (3/2), Smits (1), Moser.

Erfolgreichste Werferinnen Buxtehuder SV: Charlotte Kähr (7 Tore), Isabelle Dölle (7/3), Maj Rika Nielsen (5).

Schiedsrichter: Jannik Otto/Raphael Piper.

Siebenmeter: Buxtehuder SV: 4/5; Sport-Union: 2/5.

Zeitstrafen: 3/2.

Zuschauer: 729.

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