Mentaltrainerin soll Neckarsulmer Handballerinnen in die Erfolgsspur rücken
Die Sport-Union ist am Samstag beim Buxtehuder SV gefordert. Um die sportliche Misere in den Griff zu bekommen, hat der Bundesligist eine Mentaltrainerin engagiert und die Spielerinnen haben Plätzchen gebacken.

Eine riesengroße Kleckerei war auf dem Foto nicht zu erkennen, das die Sport-Union Neckarsulm auf ihren Sozialen Netzwerken im Internet veröffentlichte. Doch der Spaß ist am Mittwochabend definitiv nicht zu kurz gekommen, als die Bundesliga-Handballerinnen unter den Augen und der Mithilfe des Vereinsvorsitzenden und Bäckermeisters Rolf Härdtner nach ihrem Training die Härdtner-Backstube zur Weihnachtsbäckerei umfunktionierten. Abschalten und den Zusammenhalt beim Plätzchenbacken stärken, so die Idee dahinter. "Plätzchenbacken können wir auf jeden Fall - und essen auch", scherzte Trainerin Tanja Logvin, die die Aktion gemeinsam mit der Mannschaft spontan auf den Weg gebracht hatte und sich am Ende über eine willkommene Abwechslung freute.
Kreisläuferin Luisa Schulze fehlt krankheitsbedingt
Am Samstagnachmittag in Buxtehude (16 Uhr) muss das Motto hingegen definitiv "Klotzen statt kleckern" lauten, möchte die Sport-Union ihre Fans mit einem Erfolgserlebnis im Rücken in der nächsten Woche wieder in der Ballei empfangen. Der Tabellenfünfte, der am Mittwochabend noch zu Hause gegen den VfL Oldenburg im Einsatz gewesen war und mit 23:25 gegen den Pokal-Schreck der Sport-Union verloren hatte, ist die nächste hohe Auswärtshürde, die es für Neckarsulm zu meistern gilt. Ohne die weiterhin kranke Luisa Schulze und nur vielleicht mit Olga Gorshenina (Rückenprobleme) wird die Sport-Union im nördlichen Niedersachsen darum bemüht sein, ein anderes Gesicht zu zeigen, als vergangene Woche in Blomberg.
"Ich war fassungslos", sagt Tanja Logvin in der Rückschau über das Spiel und vor allem das Zustandekommen der Niederlage. So war es unausweichlich, dass sich Mannschaft und Trainerteam nach dem 20:34 zusammensetzten, um der unerfreulichen Ist-Situation im gemeinsamen Gespräch auf den Grund zu gehen. "Sie verstehen die Situation, sie leiden alle und die Lage belastet sie auch alle", hat Logvin das Gefühl, dass ihre Spielerinnen wüssten, worum es geht und was auf dem Spiel steht.
Wahres Leistungsvermögen lässt sich augenblicklich nicht abrufen
Die eigene Unzufriedenheit kann Antrieb sein, um sich aus der Malaise wieder herauszuarbeiten. Das ist es auch, was Logvin weiterhin betont: Man könne sich sportlich nur selbst helfen. Sich aus der Misere wieder herauszuarbeiten, dürfte aber ein etwas längerer Prozess werden. "Ich verstehe den Druck von außen", sagt Logvin, "aber wir, die Spielerinnen und Trainer, sitzen in einem Boot. Meine Aufgabe ist es jetzt, die Mädels wieder zu motivieren."
Die Unzufriedenheit über und mit sich selbst kann allerdings nicht nur beflügeln, sondern mitunter auch hemmen. Um das zu verhindern, arbeitet das Team vor dem Spiel in Buxtehude erstmals mit einer externen Mentaltrainerin zusammen. Mit ihrer Hilfe und Expertise soll die Mannschaft "wieder auf die richtige Spur eingestellt" werden, wie Logvin es nennt. Dadurch soll es für das Team also möglich werden, von der verstopften rechten, wieder zum Überholen auf die linke Spur ziehen zu können. "Wir haben eine gute Mannschaft, können aber momentan keine Leistung bringen", lautet die Feststellung der Trainerin.
Freude am Sport wiederfinden
"Es geht für uns nicht nur um zwei Punkte. Wir brauchen wieder Spaß und Freude am Handball und müssen den Sport wieder lieben", sagt Tanja Logvin, die nicht nur gegen den Buxtehuder SV eine Rückkehr von Gewinner-Mentalität und angemessener Körpersprache erwartet. Kämpfen, Zusammenstehen und auf dem Feld füreinander da sein, sind die geforderten Eigenschaften schnell benannt. "Wir müssen wieder diesen Funke im Auge haben", sagt die Österreicherin.
Wer ihr zuhört, merkt, dass hier jemand das Team noch nicht aufgegeben hat, sondern bereit dazu ist, für den Erfolg auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Der merkt, dass sich hier jemand auch um die Zukunft des Vereins sorgt. Und nicht zuletzt: dass hier jemand auch um seinen eigenen Ruf in der Branche zu kämpfen bereit ist. Klotzen statt kleckern also - auf allen Ebenen.