Sport-Union Neckarsulm kämpft gegen ihre „Achtelfinal“-Malaise
Nach fünf Jahren möchte die Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend wieder einmal in ein Viertelfinale des DHB-Pokals einziehen. Frisch Auf Göppingen und die jüngste Vergangenheit haben etwas dagegen.

So genau wie bei der Bezeichnung ihres Wettbewerbs nehmen sie es bei der HBF mit den zugehörigen Spielrunden nicht. Denn selbst in den offiziellen Dokumenten der Handball Bundesliga Frauen, der Organisatorin der „Deutschen Pokalmeisterschaft Frauen“, wie der DHB-Pokal offiziell heißt, ist bei den an diesem Wochenende anstehenden Begegnungen vom Achtelfinale die Rede. Das Problem: Für ein Achtelfinale braucht es bekanntlich 16 Mannschaften, es sind an dieser zweiten Pokal-Runde jedoch nur zwölf beteiligt.
Was diese zwölf Teams eint, ist das gemeinsame Ziel: das Viertelfinale – das nicht nur so heißt, sondern angesichts von dann acht teilnehmenden Mannschaften auch tatsächlich eines sein wird. Für die Sport-Union Neckarsulm soll ein solches Viertelfinale sogar nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Final Four in die Porsche-Arena nach Stuttgart werden. Das ist halb Plan, halb Traum.
DHB-Pokal als kürzester Weg zum Erfolg
Während der Traum in den Reihen der Sport-Union schon länger geträumt wird, ist der Plan erst mit dem Kollaps von Top-Favorit HB Ludwigsburg so richtig gereift und hat dann nach der Zweitrunden- beziehungsweise „Achtelfinal“-Auslosung konkretere Konturen angenommen. „Es ist der kürzeste Weg zu einem echten Highlight in der Vereinsgeschichte“, hatte Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz mit Blick auf die Saisonziele schon vor dieser Spielzeit über den Pokalwettbewerb gesagt.
Sport-Union und Thomas Zeitz blicken nicht zurück
Doch zunächst soll am Samstagabend, wenn ab 18 Uhr Frisch Auf Göppingen in der Ballei zu Gast sein wird, das „Achtelfinale“ nicht schon wieder zum Stolperstein werden, denn in den vergangenen fünf Jahren war für die Sport-Union, wie schon 2014 und 2017, jeweils kurz vor dem Viertelfinale Endstation.
„Flüche und Traditionen sind ja auch dazu da, um sie zu brechen“, sagt Zeitz, als er auf den „Achtelfinal-Fluch“ der Sport-Union angesprochen wird. Allzu viel macht sich der Übungsleiter nicht aus den Zahlen der Vergangenheit. Stattdessen blickt man bei den Neckarsulmer Handballerinnen voraus.
Kollaps der HB Ludwigsburg hat Pokal-Lust entfacht
Die zugehörigen Rechenspiele sind einfach erklärt: Durch das Aus von Titelverteidiger HB Ludwigsburg ist ein nahezu sicher vergebener Platz im Final Four frei geworden und Zweitligist 1. FSV Mainz 05 war beim 32:23 in der ersten Runde keine allzu große Hürde.
Das nun anstehende Zweitrunden-Heimspiel gegen die Frisch-Auf-Frauen, die die Sport-Union in der Vorsaison in beiden Bundesliga-Duellen bezwungen hatte, ist kein Selbstläufer, aber auch keine Herkulesaufgabe – auch wenn Thomas Zeitz einen „heißen Tanz“ prophezeit. „Die rechnen sich selbst auch etwas aus“, weiß der 51-Jährige und verweist auf die rund 200 Eintrittskarten, die die Gäste für ihre mitreisenden Fans bei der Sport-Union geordert haben.
Pokal-Viertelfinale 2020: Frisch Auf Göppingen als Spielverderber
Sollten die Göppinger Anhänger ihre Mannschaft jedoch nicht zum Sieg schreien, befindet sich danach mit Zeitz’ Ex-Club VfL Waiblingen mindestens ein Zweitligist ebenso im Viertelfinal-Lostopf wie der Gewinner der Partie zwischen Erstliga-Aufsteiger SV Union Halle-Neustadt und Zweitligist HC Rödertal.
Mit ein bisschen (Los-)Glück und noch ein bisschen mehr Können könnte der Neckarsulmer Final-Four-Traum also tatsächlich wahr werden. Fest anvisiert ist er jedenfalls. Das war allerdings auch im Januar 2020 so, als Frisch Auf Göppingen mit 27:26 gewann und in der Ballei zum großen Spielverderber wurde.

Thomas Zeitz überraschte 2022 mit Zweitligist VfL Waiblingen
Umso wichtiger sei es daher, dass alle seine Spielerinnen die zurückliegende Nationalmannschaftspause gut überstanden haben, betont Zeitz. „Wir müssen unseren Weg aus den vergangenen Spielen gegen Zwickau und Buxtehude weitergehen, nur diesmal statt 30 Minuten vielleicht 40 oder 50 Minuten ein gutes Spiel machen. Dann haben wir gute Karten.“ Falls nicht, droht der „Achtelfinal-Fluch“ in die sechste Runde zu gehen.
Thomas Zeitz selbst stand als Frauen-Trainer erst einmal im Viertelfinale des DHB-Pokals: 2022 verpasste er mit Zweitligist VfL Waiblingen den Halbfinal-Einzug nur durch eine ganz späte 26:27-Niederlage gegen den Thüringer HC. „Damals stand ich schon einmal mit einem halben Bein im Final Four“, erinnert sich Zeitz. In der Folgesaison scheiterte er dann wieder in Runde zwei – gegen die seinerzeit von Tanja Logvin betreute Sport-Union. Diese bekam es anschließend im Achtelfinale mit dem VfL Oldenburg zu tun. Der Ausgang ist leidvoll bekannt.
Rund um den DHB-Pokal
Drei Mannschaften haben sich bereits für das Pokal-Viertelfinale qualifiziert: Die HSG Bensheim/Auerbach durch ihren fünften Platz in der vergangenen Bundesliga-Saison, der VfL Waiblingen (Freilos) und Borussia Dortmund. Der BVB setzte sich am Mittwoch zu Hause mit 29:19 (12:9) gegen den BSV Sachsen Zwickau durch, der aufgrund fehlender Hallenverfügbarkeiten sein Heimrecht hatte abgeben müssen.
Schlechte Nachrichten gab es unter der Woche ebenfalls für den Buxtehuder SV, der am Sonntag beim Thüringer HC gefordert sein wird: Der BSV muss lange auf Torhüterin Sophie Fasold verzichten. Die US-Amerikanerin hat sich vor der Nationalmannschaftspause in der Ballei im Spiel gegen die Sport-Union bei ihrem Rettungsversuch das Kreuzband im linken Knie gerissen und auch eine Meniskusverletzung zugezogen.