Fehleranfällige Sport-Union findet gegen die TuS Metzingen zu spät in den Wettkampf-Modus
In seinem ersten Pflichtspiel nach der WM-Pause präsentiert sich Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm gegen die TuS Metzingen lange zu lethargisch und wacht in der Schlussphase zu spät auf.

Lange zäh, schließlich spannend, doch am Ende ohne Punkte: Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm hat in seinem vorletzten Spiel des Jahres seine fünfte Saisonniederlage in der Liga hinnehmen müssen. Beim 29:30 (15:18) in Tübingen gegen die TuS Metzingen wachte eine lange Zeit fehleranfällige Mannschaft von Thomas Zeitz zu spät auf und vergab damit leichtfertig die Chance auf Auswärtspunkte. Die sechswöchige Bundesliga-Pause war den Sport-Union-Spielerinnen, von deren vier WM-Teilnehmerinnen einzig Linksaußen Antje Döll in der Start-Sieben stand und auch gleich zur 1:0-Führung traf, dabei noch deutlich anzumerken gewesen.
Einige Abspielfehler im Angriff, unter anderem von Angunn Gudmestad und Munia Smits, hatten Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz ebenso wie das zu zaghafte Abwehrverhalten von Kim Hinkelmann und Alicia Soffel, die auf sechs Metern stehen blieben, anstatt Gabriela Bitolo oder Charlotte Cholevová im Metzinger Rückraum unter Druck zu setzen, bereits früh mächtig frustriert. Nach etwas mehr als zehn Minuten nahm Zeitz per Buzzer seine erste Auszeit, weil innerhalb von fünf Minuten aus einer 3:2-Führung ein 5:7-Rückstand geworden war. Seine Mannschaft hatte nach der WM-Pause noch nicht wieder zu ihrem Wettkampf-Modus gefunden.
Offensive "TusSies"-Deckung macht Sport-Union Neckarsulm zu schaffen
Dass beide Teams vor der Partie in der Tabelle angesichts von jeweils 8:8 Punkten einzig acht Tore trennten, war anfangs nicht nur angesichts einer mehrfachen Metzinger Drei-Tore-Führung kaum auszumachen. Dank mehr Ruhe, höherem Tempo und weniger Technischer Fehler verdienten sich die Gastgeberinnen ihre frühe Führung.
Vor allem mit der offensiven Deckung der "TusSies" hatte der Sport-Union-Rückraum anfangs große Probleme. Im Spiel hielten die Gäste in dieser frühen Phase, in der Smits und Soffel auch insgesamt dreimal am Pfosten scheiterten, drei Siebenmeter-Tore der treffsicheren Antje Döll und eine Handvoll Paraden von Torhüterin Johanna Fossum − und das, obwohl sich die Unterländerinnen auch noch einige (zu) einfache Gegentore einfingen.
TuS Metzingen profitiert von ihrem Vor-Heiligabend-Spiel
Mehrfach drohte den Neckarsulmerinnen ab der 20. Spielminute dann ein Vier-Tore-Rückstand, der schließlich erstmals nach 25 Minuten beim 12:16 erreicht war. Da half es auch nicht, dass Thomas Zeitz in Paulina Uscinowicz und Kamila Kordovská inzwischen auch seine beiden anderen von der Weltmeisterschaft zurückgekehrten Feldspielerinnen auf das Feld geschickt hatte: Uscinowicz begann mutig, aber ohne Zielwasser, Kordovská brachte Ruhe ins Spiel, aber keine Tore.
Der 15:18-Rückstand zur Pause war daher leistungsgerecht. Dass die Gastgeberinnen am 21. Dezember bereits ein Ligaspiel absolviert hatten (30:29 gegen den VfL Oldenburg), war mit Blick auf Abläufe und Routinen augenscheinlich kein Nachteil gewesen. Im Gegenteil.
Kurze Halbzeit-Ansprache und zwei personelle Wechsel
Angesichts von wettbewerbsübergreifend drei Niederlagen in Folge vor der Weltmeisterschaftspause wartete die Sport-Union seit dem 25. Oktober und damit seit über zwei Monaten auf ein neuerliches Erfolgserlebnis, so dass Zeitz nach Wiederbeginn Änderungen nötig erschienen: Lena Ivancok und Iva van der Linden kamen für Fossum und Meret Ossenkopp auf die Platte.
Thomas Zeitz und sein Co-Trainer Gernot Drossel waren zuvor nach nicht einmal fünf Minuten aus der Kabine zurück gewesen. Kurz und laut dürfte es in den Katakomben der Tübinger Paul-Horn-Arena zugegangen sein, denn bis auf die Fehlerquote hatten die Gäste von allem zu wenig gezeigt und das Trainergespann damit mehrfach zur Verzweiflung getrieben.
Unterirdische Chancenverwertung verhindert Aufholjagd
Besser wurde es durch die personellen Wechsel aber nicht. Ideenlosigkeit und fehlende Durchschlagskraft prägten weiterhin die Angriffsbemühungen der Neckarsulmer Gäste. Einfache Gegentore sorgen zudem bei Spielerinnen und Trainerteam für stetigen Frust.
Nach zehn weiteren Spielminuten zeigte sich die Sport-Union zwar leicht verbessert und hatte ihren Drei-Tore-Halbzeit-Rückstand auf zwei Tore verkürzt, weil es den Metzingerinnen in der Abwehr zunehmend schwerer fiel, die Gäste vom Kreis fernzuhalten. Die Chancenverwertung von Zeitz’ Team war zu diesem Zeitpunkt mit knapp 40 Prozent allerdings so unterirdisch, dass selbst die 46 Prozent der TuS Metzingen zu einer Führung ausreichten. Beim Stand von 20:25 zu Beginn der Schlussviertelstunde deutete wenig auf eine Wende hin.
Angunn Gudmestad macht es noch einmal spannend
Doch dann stemmten sich die Gäste in den finalen 15 Spielminuten doch noch gegen ihre fünfte Niederlage in der laufenden Bundesliga-Saison; immer wieder verkomplizierten missglückte Kreisanspiele oder überhastete Abschlüsse die Neckarsulmer Bemühungen allerdings. Dass Angunn Gudmestad fünf Minuten vor Schluss mit ihren drei Treffen dann jedoch tatsächlich noch zweimal ausgleichen konnte und Alicia Soffel gar die Chance auf den 29:28-Führungstreffer hatte, war der plötzlich erwachten Neckarsulmer Abwehr und Torhüterin Lena Ivancok zu verdanken gewesen. Doch am Ende fehlte der Sport-Union Neckarsulm, die mit 15 Technischen Fehlern letztlich einen mehr gemacht hatte als die TuS Metzingen, ein Tor für einen Punktgewinn.
Gegen den BSV Sachsen Zwickau steht die Mannschaft von Thomas Zeitz am nächsten Dienstag (19.30 Uhr) in der Ballei damit unter umso größerem Zugzwang, will sie den Kontakt zum oberen Tabellenmittelfeld am Jahresende nicht verlieren.
Weitere Berichterstattung folgt.
Sport-Union Neckarsulm: Fossum (7 Paraden); Ivancok (9 Paraden) − Ossenkopp (1), Soffel (4), Hinkelmann (2), Bruggeman (1), Smits (7), Döll (9/5); Gudmestad (5), Kordovská, Holtman, van der Linden, Albers, Holste, Uscinowicz.
Erfolgreichste Werferinnen TuS Metzingen: Charlotte Cholevová (7/1), Svenja Hübner (5), Nele Franz (5).
Schiedsrichter: Marvin Cesnik/Jonas Konrad.
Siebenmeter: TuS Metzingen: 3/3; Sport-Union Neckarsulm: 5/6.
Zeitstrafen: 2/3.
Zuschauer: 1733.
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