Sport-Union Neckarsulm darf wieder ein bisschen träumen
Eine spielbestimmende Sport-Union Neckarsulm gewinnt in der Handball-Bundesliga mit 31:27 hochverdient gegen Frisch Auf Göppingen. 1273 Zuschauer machen die Ballei zu einem Tollhaus.

Mit dem Rückenwind des vergangenen Heimspiels gegen den Thüringer HC (29:26), der zahlreichen guten Nachrichten rund um den Kader für die nächste Spielzeit und der Unterstützung von 1273 Zuschauern hat die Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend das Baden-Württemberg-Duell gegen Frisch Auf Göppingen klar für sich entschieden. Die Spielerinnen von Trainer Thomas Zeitz überzeugten mit Leidenschaft, Konzentration, Kampf und Konstanz und bezwangen die Frisch-Auf-Frauen nach dem Erfolg im Hinspiel auch in der Ballei: 31:27 (17:14).
Vorentscheidender 3:0-Lauf vor der Pause
Der Samstagabend wurde zum großen Feiertag in der Neckarsulmer Heimspielstätte. Zum einen war da die tolle Kulisse, die dank der mobilen Zusatztribünen direkt hinter den Spielerbänken noch intensiver wirkte und die Atmosphäre vom Oberrang der Audi-Tribüne bis direkt an den Spielfeldrand hinuntertrug. Dann gab es noch vor dem Anwurf die nächsten guten Kader-Neuigkeiten um Lena Ivancok und Alessia Riner. Und schließlich wusste die Neckarsulmer Mannschaft zum anderen mit einer spielerisch guten Leistung zu gefallen.
Nach ersten, völlig ausgeglichenen, 25 Minuten machten die Gastgeberinnen in den letzten fünf Minuten vor der Pause mit einem 3:0-Lauf den wichtigen Schritt zum späteren Erfolg und den Saisonpunkten neun und zehn.
Zeitz sieht geklärte Zukunftsfragen als wichtigen Baustein
"Ich bin happy. Ich glaube, dass solche Kleinigkeiten wie die Klarheit für den Kader, die wir jetzt haben, für ein Spiel wie heute auch eine Rolle spielen. Denn wir haben natürlich eine sportliche Entwicklung hinter uns, aber es ist auch viel Kopfsache dabei", sagte Thomas Zeitz. Der 51-Jährige freute sich über den fünften Saisonsieg, ihm war allerdings auch anzumerken, dass in den nächsten Wochen mit Sachsen Zwickau und Bayer Leverkusen noch zwei mindestens genauso wichtige Spiele auf ihn und seine Mannschaft warten.
Doch auch wenn es niemand so klar formulieren würde: Mit Leistungen wie gegen den Thüringer HC und nun gegen Frisch Auf Göppingen muss Playoff-Platz acht noch nicht abgeschrieben werden. Das weiß die Mannschaft, das weiß ihr Trainer, das wissen die Fans und das weiß das Vereinsumfeld.
Wie nachhaltig ist der Aufschwung?
Das große Aber dabei verbirgt sich in den Erinnerungen an die Hinrunde. Nach zwei Heimsiegen in Folge ist es noch zu früh, um von einer nachhaltigen Trendwende zu sprechen. Schließlich gibt es auch noch Auswärtsspiele und da fehlten zuletzt beim 26:34 in Blomberg Kraft und Biss. Doch nur mit einer kleinen Serie wird es im Frühjahr tatsächlich noch in die Playoffs gehen.
"Wir haben ein solches Spiel auch in der Hinrunde schon mal über 20, 30 oder 40 Minuten gezeigt, sind dann aber bei Gegenwind oder schlechten Phasen oftmals eingeknickt", benannte Zeitz den größten Entwicklungsschritt. Denn seine Mannschaft blieb gegen Frisch Auf sowohl beim engen Schlagabtausch in Hälfte eins voll auf der Höhe, wie auch während einer siebenminütigen Torlos-Phase in Hälfte zwei.
Smits und Gkatziou sind zur Stelle
Als die Gäste nach einem zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand dann auf 23:24 herangekommen waren, sorgte Spielführerin Munia Smits trotz Unterzahl mit viel Wucht für das wichtige 25:23 (50. Minute). Die auf Rechtsaußen bestens aufgelegte Vasiliki Gkatziou legte umgehend das 26:23 nach und brachte damit Ruhe und Sicherheit zurück.
"Wir bleiben inzwischen bei unserem Plan", sagte Thomas Zeitz zu den Gründen für den kleinen Aufschwung. Es gebe nun auf dem Feld Spielerinnen, die in schwachen Phasen das Wort ergriffen, um an Leitlinien zu erinnern und ihre Mitspielerinnen wachzurütteln oder die mit guten Aktionen das Selbstbewusstsein in die Mannschaft zurücktrügen.
Fehler erzwingen statt Fehler machen
"Das einzige Problem, was wir heute hatten, war ihr Kreisläufer-Spiel. Das hätten wir uns von den Lösungen her etwas anders vorgestellt. Aber grundsätzlich haben wir sie zu mehr Fehlern gezwungen als wir Fehler gemacht haben", bilanzierte der Trainer.
Nach den Januar-Tiefpunkten gegen den VfL Oldenburg und den Buxtehuder SV hat sich die Sport-Union mit zwei guten Heimspielen in Folge wieder in die Gunst ihrer Fans gespielt. Können die Neckarsulmerinnen diesen Aufwind konservieren, ist Träumen wieder erlaubt.
Weitere Berichterstattung folgt.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (10 Paraden); Fossum, Orowicz – Gkatziou (10/6), Holste (4), Bruggeman, Hagen (4), Smits (7), Riner (6); Gudmestad, van der Linden, Pollakowski, Kaiser.
Erfolgreichste Werferinnen Frisch Auf Göppingen: Sarah Irmler (7/4), Lea Neubrander (5/3).
Schiedsrichter: Steven Heine/Sascha Standke.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 6/6; Frisch Auf Göppingen: 7/9.
Zeitstrafen: 4/2.
Zuschauer: 1273.