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Munia Smits versetzt Ballei und Sport-Union Neckarsulm in Ekstase

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Neckarsulmer Spielführerin trifft nach einem Wechselbad der Gefühle fünf Sekunden vor Schluss für die Sport-Union zum Bundesliga-Sieg gegen Frisch Auf Göppingen.

Alles muss raus: Munia Smits (hier auf einem Archivbild vom DHB-Pokal-Spiel im September) traf am Samstagabend für ihre Sport-Union Neckarsulm zum Sieg gegen Frisch Auf Göppingen.
Alles muss raus: Munia Smits (hier auf einem Archivbild vom DHB-Pokal-Spiel im September) traf am Samstagabend für ihre Sport-Union Neckarsulm zum Sieg gegen Frisch Auf Göppingen.  Foto: Kunz, Christiana

„Wenn nicht Munia, wer sonst?“, fragte Neckarsulms Torhüterin Lena Ivancok nach dem Spiel rhetorisch, als sich der Herzschlag von 1122 Zuschauern in der Ballei wieder dem Normalniveau angenähert hatte und auch alle Protagonistinnen einmal kräftig durchgeatmet hatten. Das Baden-Württemberg-Duell zwischen der Sport-Union Neckarsulm und Frisch Auf Göppingen war am sechsten Bundesliga-Spieltag zu einem Handball-Krimi par excellence mutiert – und aus Sicht der Sport-Union, die dank ebenjener Munia Smits diesen auf den letzten Metern noch mit 29:28 (19:11) gewonnen hatte, zu einem unnötigen noch dazu.

„Ich bin nur heilfroh, dass wir es mit einem halben Buzzer-Beater noch irgendwie über die Runden bekommen haben“, sprach Kreisläuferin Kim Hinkelmann für ausnahmslos alle, die es am Samstagabend mit der Sport-Union gehalten, den Wahnsinn zuvor miterlebt und ihre Mannschaft zum Sieg getrieben hatten. „Es war eine Wahnsinns-Stimmung“, bescheinigte Ivancok der Ballei einen famosen Abend.


Lena Ivancok spielt eine weitere Partie der Extraklasse

Dabei hatte die Österreicherin selbst einen ebenso famosen Abend erlebt und einmal mehr unterstrichen, dass sie derzeit nicht nur eine der besten, sondern wohl die beste Torfrau der Bundesliga ist – in jedem Fall diejenige, die ihrer Mannschaft bislang die meisten Punkte beschert hat. Denn vor allem dank ihrer 50-prozentigen Paradenquote führte die Sport-Union Neckarsulm zur Pause mit 19:11.

„Wir waren eigentlich in der ersten Hälfte trotz der Führung noch nicht souverän genug. Göppingen hat es uns teilweise leicht gemacht und Lena rettet uns in einigen Fällen, in denen wir uns taktisch nicht genug anstrengen, noch den Arsch“, gestand Kim Hinkelmann und klang dabei beinahe wortgleich zu ihrer Spielführerin Munia Smits.

Frisch Auf Göppingen taumelt wie ein Lenkdrachen im Hurrikan

Nur fünf Technische Fehler, eine 73-prozentige Trefferquote, die omnipräsente Antje Döll und die umsichtige Kamila Kordovská hatten dafür gesorgt, dass Frisch Auf Göppingen zeitweise wie ein weißer Lenkdrachen im pinken Hurrikan wirkte. Die Neckarsulmer „Pinktober“-Sondertrikots, die ebenso wie die pinken Fingernägel und pinken Haargummis der Neckarsulmer Spielerinnen auf die Brustkrebsvorsorge aufmerksam machen sollten, schienen Flügel zu verliehen.

„Bis zum 23:14 war es ein super Spiel, danach verlieren wir aber komplett den Faden. Und mein Problem ist ein bisschen, dass ich in die Halbzeit gegangen bin und genau das, was danach passiert ist, im Gefühl hatte“, sagte Thomas Zeitz nach Spielschluss, als er noch mit sich rang, ob ihn die zwei gewonnen Punkte oder das beinahe entglittene Spiel in den restlichen Abend begleiten würden.


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Trainer Thomas Zeitz mahnt zu Konzentration und Demut

„Wir waren zu euphorisch und ich bin ehrlich: Das passt mir nicht. Es ist schön, dass sich die Leute drumherum angesichts von jetzt 8:4 Punkten freuen – und sie sollen sich auch freuen. Aber wenn du in der 36. Minute mit neun Toren führst, dann darf dir so etwas nicht passieren“, sagte der 51-Jährige. „Die zweite Hälfte bietet uns genug Anlass, um Demütig zu bleiben.“

Nach jener 36. Spielminute, in der Döll noch die Chance auf eine Zehn-Tore-Führung vergeben hatte, fiel die Sport-Union in ein tiefes Loch. Es fehlten plötzlich Zielstrebigkeit und Tiefe im Angriffsspiel, „und wir waren in der Deckung nicht mehr konsequent, womit wir sie zurück ins Spiel geholt haben – das wäre alles nicht nötig gewesen“, sagte Kim Hinkelmann.


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0:8-Lauf macht das Baden-Württemberg-Duell wieder spannend

Nach einem 0:8-Lauf begann das große Zittern, ehe Göppingens Haruno Sasaki zum 28:27 für die Gäste ins leere Tor traf, weil Zeitz in Unterzahl eine zusätzliche Feldspielerin auf die Platte geschickt hatte. Eine Minute war da noch zu spielen.

Paulina Uscinowicz verwandelte anschließend einen Siebenmeter zum Ausgleich, bevor Ivancok auf der anderen Seite des Feldes einen Wurf Luisa Scherers von Rechtsaußen parierte. In der Ballei herrschte da längst Ausnahmezustand.

„Der muss da irgendwie rein!“: Smits erlöst die Sport-Union

„Es war klar: Wenn Lena den Ball hält, dann nur noch nach vorne“, erklärte Munia Smits, die trotz leichten muskulären Problemen im rechten Oberschenkel gespielt hatte, den einzigen „Plan“ für die letzte Aktion. „Und dann hatte ich den Ball halt fünf Sekunden vor Schluss und es war nur noch eines in meinem Kopf: Der muss da irgendwie rein!“

Er ging da irgendwie rein. Fünf Sekunden vor Schluss. In den rechten oberen Torwinkel. Zum 29:28. Der Rest war Ekstase – und Erleichterung. „Die zweite Hälfte nervt mich. Aber wenn ich jetzt nach Hause fahre und die Tabelle sehe, dann werde ich mich natürlich trotzdem freuen“, verblieb Thomas Zeitz letztlich doch mit dem Positiven des Abends. Etwas anderes blieb ihm als Tabellendritter auch kaum übrig.


Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (12 Paraden); Fossum (6 Paraden) – van der Linden (3), Gudmestad, Smits (4), Hinkelmann (3), Uscinowicz (4/1), Döll (7/2); Bruggeman (2), Kordovská (5), Holtman, Albers, Holste (1).

Erfolgreichste Werferinnen Frisch Auf Göppingen:Haruno Sasaki (7/3), Luisa Schulze (5).

Schiedsrichter: Julian Köppl/Denis Regner.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 3/3; Frisch Auf Göppingen: 7/9.

Zeitstrafen: 4/4.

Disqualifikation: Louisa de Bellis (Frisch Auf Göppingen/27.).

Zuschauer: 1122.

Trauer um Angelika Vincenzi

Wie schon bei den Heimspielen ihrer anderen Mannschaften am vergangenen Wochenende hielt die Sport-Union Neckarsulm auch vor der Bundesliga-Partie am Samstag eine Schweigeminute für Angelika Vincenzi ab. Die Trainerin, die in der Jugendabteilung über viele Jahre die Handball-Begeisterung bei den Jüngsten geweckt und gefördert hatte, war am 14. Oktober im Alter von 51 Jahren überraschend verstorben. „Mit ihrem Lächeln, ihrer positiven Art und ihrer Leidenschaft für den Handball hat sie bleibende Spuren hinterlassen – in unserer Gemeinschaft und in den Herzen vieler Menschen“, schrieb der Verein in einer Mitteilung.

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