Stimme+
Handball
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Die Sport-Union Neckarsulm und die Lehren aus dem Baden-Württemberg-Krimi: Zurück zu den Basics

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Großer Jubel, große Erleichterung − für Thomas Zeitz aber auch noch ein großer Berg mit Arbeit. Der Sport-Union Neckarsulm fehlt trotz des aktuellen Erfolgslaufs noch die Stabilität. Der Trainer weiß, wo er ansetzten muss.

„Hands up for more“: Johanna Fossum, Trainer Thomas Zeitz, Kamila Kordovská, Lynn Holtman und Annefleur Bruggeman (von links) konnten sich gegen Frisch Auf Göppingen über zwei weitere Punkte freuen. Gesprächsbedarf hatte der Trainer trotzdem.
„Hands up for more“: Johanna Fossum, Trainer Thomas Zeitz, Kamila Kordovská, Lynn Holtman und Annefleur Bruggeman (von links) konnten sich gegen Frisch Auf Göppingen über zwei weitere Punkte freuen. Gesprächsbedarf hatte der Trainer trotzdem.  Foto: Berger, Mario

„Sieg ist Sieg!“ So einfach, wie es Neckarsulms Torhüterin Lena Ivancok nach dem 29:28-Nervenkitzel gegen Frisch Auf Göppingen am Samstagabend zusammenfasste, kann es im Sport manchmal sein. Auch Sport-Union-Geschäftsführer Hannes Diller hielt nach dem verklungenen Jubel über Munia Smits’ spielentscheidenden Kracher fünf Sekunden vor Schluss zuallererst fest: „Dritter!“

Der Blick auf die Bundesliga-Tabelle sorgt dieser Tage angesichts von 8:4 Punkten für viele strahlende Gesichter in der und um die Ballei. So gut wie aktuell stand die Sport-Union nach einem sechsten Spieltag schließlich lange nicht mehr da. Nur einer wollte am Samstagabend nicht so recht in die euphorischen Jubelarien mit einstimmen: Trainer Thomas Zeitz.


Thomas Zeitz warnt, wird aber von seinen Spielerinnen nicht erhört

Der 51-Jährige hatte schon beim Stand von 19:11 zur Halbzeit auf dem Weg in die Ballei-Katakomben geahnt, was seiner Mannschaft nach Wiederbeginn widerfahren könnte, wie er nach der Partie selbst sagte. „Man hat heute 35 Minuten gesehen, was gehen kann. Aber die 8:4 Punkte hätten nach heute Abend auch 6:6 Punkte sein können. Und dann wäre der ganze Schwung (der vergangenen Wochen, Anm. d. Red.) weg gewesen.“

Der zunächst so souveräne und von der einmal mehr bestens aufgelegten Lena Ivancok abgesicherte Auftritt in Hälfte eins machte Zeitz stolz. Was ihr frustrierte, war, dass seine Mannschaft allen Mahnungen und Warnungen − in der Halbzeit und während zwei Auszeiten − zum Trotz, ab der 36. Spielminute von gar nicht allzu überragend aufspielenden Göppingerinnen völlig aus der Bahn geworfen wurde. „Göppingen hätte eigentlich nur aufgrund unserer zweiten Hälfte einen Punkt verdient gehabt – und das nervt mich, weil ich es habe kommen sehen“, sagte Zeitz.


Mehr zum Thema

Stimme+
Handball
Lesezeichen setzen

Kim Hinkelmann und der wahnsinnig wertvolle Flow


Larifari-Trainingswoche wird der Sport-Union beinahe zum Verhängnis

Eine etwas zu lasche Trainingswoche mit zu viel Larifari, die die Mannschaft beinahe teuer bezahlt hatte, sei dem Baden-Württemberg-Duell vorausgegangen, gestand der Trainer. Ihn wurmte das mächtig: „Ich möchte wieder ein bisschen mehr Fokus auf die Basics haben, und das werde ich nächste Woche auch vehement einfordern. Weil wenn wir die Basics gut machen, dass sind wir wirklich schon eine gute Truppe. Wir haben uns diese 8:4 Punkte nicht erwürfelt und ich finde, diese 8:4 Punkte gehören uns auch. Aber so, wie wir in den letzten 25 Minuten gespielt haben, gehören sie uns nicht.“

Gerade einmal zehn Tore erzielte seine Mannschaft in der zweiten Spielhälfte gegen die Frisch-Auf-Frauen, die bei 169 Gegentoren (33,8 pro Spiel) und nur einem weniger gegenüber dem SV Union Halle-Neustadt mit der zweitschlechtesten Abwehr in den Spieltag gegangen waren. Nur vereinzelt hatte sich die Mannschaft von Nico Kiener zudem von ihrem bewährten 6:0-Abwehrverbund zu einem 5:1 oder 4:2 durchringen können. Doch es waren weniger die Umstellungen in der Göppinger Abwehr als vielmehr die Neckarsulmer Unzulänglichkeiten, die das Spiel noch einmal hatten spannend werden lassen.

Faden verloren, Platz gewährt: Frisch Auf Göppingen darf zurück ins Spiel

Im Angriff hatte Frisch Auf in Person von Ex-Neckarsulmerin Luisa Schulze, Haruno Sasaki und in Teilen auch von der Abstatterin Lara Däuble (3 Tore) zudem plötzlich erstaunlich viel Platz. Und dass die von der SG Schozach-Bottwartal mit einem Zweitspielrecht ausgestattete Kreisläuferin Aylin Bornhardt bei Frisch Auf Göppingen sogar auf als Linksaußen aushelfen musste, machten sie die Gastgeberinnen kaum zunutze. „In der zweiten Hälfte verlieren wir irgendwie den Faden“, rang Neckarsulms Munia Smits später nach Erklärungen für den Einbruch.


Mehr zum Thema

Stimme+
Handball U19-Europameisterschaft 
Lesezeichen setzen

Wie die Kannibalen: U19-Juniorinnen feiern den EM-Triumph gegen Spanien 


8:4 Punkte erleichtern Trainer Thomas Zeitz die Aufarbeitung

Immerhin, und das war jene Erkenntnis, mit der letztlich alle, die es mit der Sport-Union hielten, in die Samstagnacht entschwanden: Das Neckarsulmer Team gewinnt in dieser Saison auch die engen, umkämpften und mitunter unansehnlichen Partien − oder solche, in denen sich das Zeitz-Team durch eine eigene Schwächephase um den verdienten Lohn zu bringen droht. „Alles ist für irgendetwas gut. Wir können das jetzt in einer guten Atmosphäre mit 8:4 Punkten ansprechen und aufarbeiten“, sagte der Trainer und hatte in seiner Spielführerin eine Freundin im Geiste.

„Wir können sehr viele positive Dinge aus der ersten Hälfte mitnehmen und auch in der zweiten haben wir noch ein paar gute Chancen herausgespielt. Aber wir werden ein bisschen zu hektisch und müssen nochmal genau schauen, was da schiefgelaufen ist“, sagte Munia Smits. „Wir können von diesem Spiel sehr viel lernen – sowohl von den positiven, als auch von den negativeren Sachen.“ Thomas Zeitz wird am Montag mit den Basics anfangen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben