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Big Points im Abstiegskampf: Sport-Union Neckarsulm sorgt für lachende Gesichter

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Mannschaft und Fans feiern gegen Halle-Neustadt zwei wichtige Punkte im Tabellenkeller: Beim Heim-Debüt von Interimstrainer Mart Aalderink gelingt der Sport-Union Neckarsulm der zweite Heimsieg der Saison.

Feierstimmung in der Ballei: Der neue Hallenboden wurde am Samstagabend zur Tanzfläche umfunktioniert.
Feierstimmung in der Ballei: Der neue Hallenboden wurde am Samstagabend zur Tanzfläche umfunktioniert.  Foto: Veigel, Andreas

Sie lachten wieder in der Ballei. Alle. Alle jedenfalls, die es am Samstagabend mit der Sport-Union Neckarsulm hielten. Vereinschef Rolf Härdtner, Interimscoach Mart Aalderink, die Fans, Tausendsassa Jutta Perger und selbst Spielmacherin Fatos Kücükyildiz auf dem Feld. Als Kücükyildiz nach rund 50 Minuten das Spielgerät in der einen Hand hielt und mit der anderen den nächsten Spielzug anzeigte, war der 30-jährigen Schwedin die Freude regelrecht anzusehen.

Nichts erinnerte mehr an den vorherigen, schwerverdaulichen Heim-Auftritt Anfang Januar gegen Bayer Leverkusen. Denn beim 35:29 (15:14) gegen den SV Union Halle-Neustadt stand wieder eine Mannschaft auf dem Feld. Eine Mannschaft, der zwar bei Weitem nicht alles gelang, die Fehler machte und die das Publikum vereinzelt auch einmal ungehalten raunen ließ. Bei der jedoch jede Spielerin wollte und jede Spielerin bereit war, für ihre Teamkolleginnen und das Kollektiv den Extra-Schritt zu machen, falls nötig. "Ich hoffe, ihr habt heute eine andere Mannschaft gesehen; wir müssen diese zwei Punkte auf jeden Fall genießen", sagte Mart Aalderink nach dem Spiel an die Fans gerichtet.

Sharon Nooitmeer erlebt einen Abend zum einrahmen

Überhaupt wurden die Neckarsulmer Protagonisten nicht müde, die Wichtigkeit der Bindung zwischen Fans und Mannschaft zu betonen. "Die Mannschaft braucht Unterstützung, braucht Positivität. Wir wissen, wo wir in der Tabelle stehen, aber wir müssen die Mannschaft von diesem Druck weghalten", sagte Aalderink. Auch nach dem Sieg gegen Halle-Neustadt steht die Sport-Union weiter auf dem Platz zur Abstiegsrelegation. Doch der Erfolg verbesserte nicht nur die eigene Ausgangsposition für die am nächsten Wochenende mit einem Heimspiel gegen den VfL Waiblingen beginnende Rückrunde, sondern zog zugleich auch die Gäste aus Sachsen-Anhalt wieder tiefer in den Abstiegsstrudel.

Sharon Nooitmeer erlebte einen Abend zum einrahmen. Nach acht Würfen und acht Toren wurde die Kreisläuferin zur Spielerin des Spiels gekürt.
Sharon Nooitmeer erlebte einen Abend zum einrahmen. Nach acht Würfen und acht Toren wurde die Kreisläuferin zur Spielerin des Spiels gekürt.  Foto: Veigel, Andreas

"Es war ein gutes Spiel heute von uns und ich bin einfach sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte Kreisläuferin Sharon Nooitmeer im Nachgang. Ihre hundertprozentige Trefferquote bei acht Versuchen hatte sie zu einer der herausragenden Akteurinnen an diesem Abend gemacht. "Wir brauchen diese gute Stimmung und diese Unterstützung. Das ist für uns sehr wichtig und wie ein Extra-Spieler von der Tribüne", betonte auch die 23-jährige Niederländerin noch einmal, dass der Weg aus dem Tabellenkeller nur gemeinsam gemeistert werden kann.

Aalderink notiert eifrig, Rückraum-Trio verteidigt eifrig

Der zweite Heimsieg der Saison war zugleich der allererste für Mart Aalderink als Hauptverantwortlicher des Teams. Er war zufrieden mit dem, was er von seiner Mannschaft gesehen hatte, betonte aber im selben Atemzug auch noch reichlich Verbesserungsbedarf und -potenzial. "Wir haben echt gut trainiert und in Angriff und Abwehr auch kleine Schritte vorwärts gemacht. Wir sind aber noch lange nicht da, wo wir hin wollen. Wir haben noch viel Arbeit. Ich habe heute wieder viel auf mein Taktik-Board geschrieben, was wir noch ändern müssen", zeigte sich Aalderink voller Tatendrang.


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Was genau er auf seinem Board vermerkt hatte, bleib zwar sein Geheimnis, doch zunächst dürfte er Positives notiert haben. Denn die Sport-Union kam gut ins Spiel. Nach 14 Minuten stand beim 8:5 erstmals ein Drei-Tore-Vorsprung zu Buche. Vor allem Daphne Gautschi war in den ersten Minuten voll da, kreuzte vor dem Tor eifrig mit ihrer Rückraum-Kollegin Nina Engel und kam zu guten Abschlüssen. Im Rückzugsverhalten nahm Aalderink Spielmacherin Fatos Kücükyildiz für die defensivstärkere Annefleur Bruggeman von der Platte und ließ die Niederländerin gemeinsam mit Engel und Gautschi offensiv verteidigen. Kreisläuferin Nooitmeer ließ sich dann immer wieder an den eigenen Kreis zurückfallen und sicherte ab.

Das klappte so gut, dass die Sport-Union mehrmals Pässe der Gäste abfangen und Tempogegenstöße laufen konnte. Auch die durch das offensive Trio entstandenen Zwischenräume sicherte der Abwehrverbund gut ab. "Wir hatten uns unter der Woche sehr intensiv darauf vorbereitet, was Neckarsulm macht und wie wir uns auf die Abwehr einstellen müssen. Wir haben dann aber viel zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht, sind überhaupt nicht in die Tiefe gekommen und haben vielmehr ein bisschen alibi gespielt", kritisierte Gäste-Trainerin Katrin Schneider ihre Mannschaft im Nachgang.

Erst die Pflicht, dann die Kür

Was sich Neckarsulm bereits in dieser Phase und über die gesamte Spieldauer hinweg vorwerfen lassen musste, war das ausbaufähige Rückzugsverhalten nach eigenen Toren oder Ballverlusten. "Wenn wir in der Abwehr unsere Organisation gefunden hatten, dann war es in vielen Momenten schon ganz gut", lobte Aalderink. Dann seien es meist nur kleine Details gewesen, die es in den nächsten Wochen noch zu korrigieren gebe: "Manchmal standen wir vielleicht einen Meter falsch oder zu parallel zum Gegner statt quer. Aber beim Zurückverteidigen haben wir uns heute noch ein bisschen schwer getan bei der Zweiten Welle und der Schnelle Mitte." Das war gegen über weite Strecken ideenlose Gäste der Grund, warum die Sport-Union dennoch nur mit einem 15:14 in die Halbzeit ging. Zu oft dauerte es nach eigenen Erfolgserlebnissen keine zehn Sekunden, bis Halle-Neustadt selbst ein Tor erzielt hatte.


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Der Neckarsulmer Angriff zeigte sich dagegen bereits am Samstag variantenreicher als in den Vorwochen − allerdings auch mit einigen unüberlegten Abschlüssen. Auffällig: Vor allem über Linksaußen stießen Lin Johannsen oder Sophie Lütke gerne in die Rückraum-Mitte oder gar an den Kreis vor. Und anders als noch vor zehn Tagen gegen Bietigheim, standen sich die Neckarsulmerinnen nun nicht mehr gegenseitig in Laufwegen oder Wurfbahnen. "Unsere Außen kommen mehr ins Spiel. Das hatten wir am Freitag noch einmal trainiert", bestätigte Mart Aalderink diese Veränderung. "Wenn dann auch die Laufwege gut sind und die Mädels die Grundabsprachen gut hinbekommen, dann dürfen sie auch ihre Kreativität zeigen." Erst die Pflicht, dann die Kür − so das Motto des 36-Jährigen.

Gautschi macht den Deckel drauf

In Hälfte zwei folgte die Kür dann in der Schlussviertelstunde, nachdem sich Sarah Wachter und Anica Gudelj ein Fernduell zwischen den Pfosten geliefert hatten. Beide Torhüterinnen hielten viel, doch Nationaltorhüterin Wachter entschied das Duell gegen die statistisch beste Torhüterin der Liga letztlich für sich. Einen frechen Heber-Versuch Julia Niewiadomskas von der Sieben-Meter-Linie, hielt sie etwa mit beiden Händen fest. Nachdem Amber Verbraeken − die nach zwei Spielen unter Aalderink fast mehr Einsatzminuten bekommen hat, als im gesamten vorherigen Saisonverlauf − nach 47 Minuten erstmals eine Vier-Tore-Führung herstellte, geriet der Neckarsulmer Sieg nicht mehr in Gefahr.

Bis auf sieben Tore wuchs der Vorsprung der Sport-Union zeitweise an, bevor die gute Daphne Gautschi mit einem Siebenmeter den Schlusspunkt setzte. Danach wurde nur noch gelacht, getanzt und gefeiert. Gemeinsam mit dem Trainer, gemeinsam mit den Fans, gemeinsam mit Freunden und Familien. Ein in Neckarsulm lange nicht mehr gekanntes und wie unschwer zu spüren war, auch lange vermisstes Gefühl.


Sport-Union Neckarsulm: Wachter (11 Paraden); Salamakha (3 Paraden) − Verbraeken (4), Engel (3), Nooitmeer (8), Bruggeman, Gautschi (8/1), Johannsen (1); Ihlefeldt, Mann (1), Gomilar Zickero, Kücükyildiz (6/3), Lütke, Moser (4).

Erfolgreichste Werferinnen SV Union Halle-Neustadt: Julia Niewiadomska (8/3), Edita Nukovic (6).

Schiedsrichter: Thomas Kern/Thorsten Kuschel.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 4/4; SV Union Halle-Neustadt: 6/8.

Zeitstrafen: 3/1.

Zuschauer: 786.

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