Abt-Motorsport-Direktor Martin Tomczyk: „Das Ende der Partnerschaft von Abt und Audi fällt nicht ganz leicht“
Martin Tomczyk ist ein echtes Kind der Verbindung zwischen Abt und Audi in der DTM. 2001 debütierte der heute 42-Jährige für Abt und blieb dem Team als DTM-Fahrer zehn Jahre treu. Inzwischen arbeitet er als Motorsport-Direktor für das Team aus dem Allgäu und stellt damit auch die Weichen für die sportliche Zukunft.

Mit einem engen Dreikampf um den Titel geht am Wochenende auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg die insgesamt 38. Saison der DTM zu Ende. Drei Fahrer von drei verschiedenen Teams kämpfen mit drei verschiedenen Fahrzeugen noch um den Gesamtsieg. Einer, der der Rennserie seit Jahrzehnten als Fahrer, Funktionär und Koordinator eng verbunden ist, ist Martin Tomczyk (42).
Der Rosenheimer ist seit 2023 Motorsport-Direktor des Team Abt Sportsline und hat am Wochenende mit dem in der Gesamtwertung derzeit Zweitplatzierten Kelvin van der Linde noch ein heißes Eisen im Feuer um den Titel. Unser Redakteur Nils Buchmann hat mit dem DTM-Sieger von 2011 über das Saisonfinale, Kelvin van der Lindes Titelchancen und die Trennung von Abt und Audi gesprochen.
Herr Tomczyk, am Wochenende geht die DTM-Saison auf dem Hockenheimring zu Ende; das hat inzwischen schon Tradition. Was verbinden Sie mit der Strecke?
Martin Tomczyk: Natürlich habe ich sehr viele Erinnerungen aus meiner aktiven Zeit, aber auch jetzt in meiner neuen Rolle gibt es schon Erinnerungen. Zweimal waren wir in der Lage mit um die Meisterschaft zu fahren. Letztes Jahr ist es in dem Sinne positiv ausgefallen, dass wir (das Team Abt und Fahrer Ricardo Feller, Anm. d. Red.) Dritter geworden sind, aber durchaus auch hätten gewinnen können. Und dieses Jahr haben wir nun wieder die Chance auf die Meisterschaft.
Wie realistisch ist ein Gesamtsieg von Kelvin van der Linde, der 15 Punkte auf Mirko Bortolotti aufholen muss?
Tomczyk: Es ist wieder sehr eng; das sorgt im Vorfeld natürlich für sehr emotionale und sehr nervöse Tage. Ich hoffe in diesem Jahr auf den richtigen Ausgang, aber wir wissen alle, dass es sehr schwer wird.
Welchen Tipp können Sie als ehemaliger DTM-Sieger einem Kelvin van der Linde geben, der noch Champion werden möchte?
Tomczyk: Fahrer wie Kelvin van der Linde oder auch Ricardo Feller sind natürlich Profis genug, um mit einer solchen Situation umzugehen. Aber wenn ich irgendwo einen Tipp geben kann, dann bin ich mit Ratschlägen an ihrer Seite – was von beiden auch angenommen wird. Ich versuche ein bisschen Ruhe und Erfahrung reinzubringen, in der Hoffnung, dass die beiden ihren Job dann zu hundert Prozent nervositätsfrei machen können.
Am Hockenheimring geht am Wochenende nicht nur die DTM-Saison, sondern auch die Partnerschaft von Abt und Audi zu Ende. Sie haben 2001 als 19-Jähriger im legendären Abt-Audi TT-R ihr Debüt in der DTM gefeiert und saßen anschließend zehn Jahre für das Team hinter dem Steuer. Ist die Trennung für ein „Kind dieser Verbindung“, wie Sie es sind, etwas Besonderes?
Tomczyk: 25 Jahre sind schon eine lange Zeit und das Ende der Partnerschaft fällt auch nicht ganz so leicht, weil man gemeinsam doch sehr erfolgreich unterwegs war. Nichtsdestotrotz muss man auch immer in die Zukunft schauen und auch wirtschaftlich denken. Und nachdem Audi Sport das Customer Racing runtergefahren beziehungsweise eingestellt hat, gab es für uns zum Glück die Möglichkeit, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Mit Lamborghini haben wir jetzt einen tollen Partner für die Zukunft gefunden.
Ist das eine Verbindung, die im nächsten Jahr sofort in ihrer ersten Saison erfolgreich sein kann oder benötigt das Projekt eine gewisse Anlaufzeit?
Tomczyk: Ich glaube schon, dass das sofort funktionieren kann. Dass der Lamborghini (Huracán GT3 Evo II, Anm. d. Red.) leistungsfähig ist, sehen wir ja einerseits schon in diesem Jahr in der DTM, kennen das Auto aber andererseits auch schon vom 24-Stunden-Rennen der letzten zwei Jahre (2023 wurde das Team Abt mit einem Lamborghini am Nürburgring Gesamt-Neunter, 2024 Gesamt-Fünfter, Anm. d. Red.). Von daher konnten wir uns da schon ein bisschen anfreunden. Wir haben bereits eine sehr gute Partnerschaft mit Lamborghini, so dass ich glaube, dass es da keine Anlaufschwierigkeiten gibt. Unser Ziel ist es ganz klar, vom ersten Moment an ganz vorne mitzufahren.



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