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Vom Suchen, Finden und Verlieren der Zeit beim Wolfszipfel-Slalom des MC Heilbronn

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Beim Slalom-Wochenende des MC Heilbronn dreht sich traditionell alles um den Kampf gegen die Uhr. Bei Familie Kumor geht es aber sogar noch um etwas mehr.

Jasmin Kumor (links) und Vater Michael teilen die Leidenschaft für den Motorsport. Seine Tochter war nach 28 Jahren Pause der Grund, warum Michael Kumor inzwischen wieder selbst in der Slalom-Konkurrenz mitmischt.
Jasmin Kumor (links) und Vater Michael teilen die Leidenschaft für den Motorsport. Seine Tochter war nach 28 Jahren Pause der Grund, warum Michael Kumor inzwischen wieder selbst in der Slalom-Konkurrenz mitmischt.  Foto: Kunz, Christiana

Wenn man Michael Kumor fragt, was eigentlich einen guten Slalom-Fahrer ausmacht, antwortet der 57-Jährige mit Beschreibungen zu Konzentration, Fahrzeuggefühl sowie zur mentalen und physischen Widerstandsfähigkeit. „Geduld“ und „Frühaufsteher-Qualitäten“ gehören erst einmal nicht zu Kumors Schilderungen. Und doch wird schnell klar: Wer den Inhaber einer Autowerkstatt an einem Slalom-Tag begleiten will, muss beides mitbringen und bekommt zugleich einen Eindruck von der Wichtigkeit von Detailarbeit.

Am vergangenen Sonntag ist der Lehrensteinsfelder bereits am zweiten Tag in Folge auf dem „Wolfszipfel“ getauften Verkehrsübungsplatz am Heilbronner Wartberg. Und das nicht alleine. Denn schon tags zuvor waren Kumor und seine Tochter Jasmin (19) bei der Clubsport-Variante des MC Heilbronn am Start. Nun geht es beim anspruchsvolleren DMSB-Slalom gleich weiter.

Es wird immer irgendwo gewartet: Slalom-Fahrer benötigen Geduld

Doch erst einmal wird vor allem eines: gewartet. Bei einem Automobil-Slalom wird immer irgendwo gewartet. Selbst dann, wenn man wie Jasmin und Michael Kumor bestens vorbereitet ist. Reifen, Benzin, Helme, Lizenz- und Fahrzeugunterlagen – alles ist griffbereit, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Und obwohl die Klasse G1 der Kumors erst gegen 10.30 Uhr auf die rund 1800 Meter lange Strecke geht, rollt ihr Minibus mitsamt dem BMW M140ix auf dem Anhänger bereits mehr als drei Stunden vorher ins Fahrerlager. „Wir sind immer lieber ein bisschen früher da, um alles in Ruhe vorbereiten zu können“, sagt Michael Kumor. Die vorne harten und hinten weichen Reifen sind bereits zu Hause aufgezogen worden. Reifendruck und Tankinhalt werden noch vor Ort angepasst.


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Morgentliche Streckenbegehung ist Detailarbeit

Ab kurz vor 8 Uhr heißt es anschließend: warten – bis die Veranstalter alle Lizenzunterlagen geprüft haben und der BMW bei der Technischen Abnahme für einsatzfähig befunden worden ist. Das alles ist für Jasmin und Michael Kumor, die gleichzeitig für den MC Heilbronn und den MSC Weinsberg starten, längst Routine. Der dritte Fahrer im Bunde ist normalerweise Helmut Pflieger. Der Obersulmer ist an diesem Sonntag jedoch ausschließlich als Reifenexperte dabei und prüft nach jedem Durchgang Temperatur und Luftdruck der Slicks.

Wenig später, nachdem sich der Daumen der Technischen Kommissare gehoben hat, diskutieren Vater und Tochter bei der Streckenbegehung über die Tücken des Wolfszipfels. „Jede Ecke, in die man hineinfährt, kostet Zeit“, erinnert Michael Kumor an den richtigen Kurveneinstieg. Wie welches Pylonen-Tor und welche Spurgasse am schnellsten angefahren werden sollten, darüber ist man sich meist einig. Bei der Umsetzung wird es später jedoch Unterschiede geben.

Liebe für den Motorsport ist vererbbar

Jasmin Kumor ist der Grund, warum ihr Vater in den Motorsport zurückgefunden hat. Die 19-Jährige ist ein Kind des MCH-Nachwuchsprogramms und als 15-Jährige 2020 im ADAC Youngster Cup in den Slalom-Zirkus eingestiegen. Dadurch kam auch bei Michael Kumor nach 28 Jahren Motorsport-Pause die Lust zurück. Mit einem 1000-Euro-Investment für einen BMW 325i compact war er fortan wieder im Geschäft.

Dass die Liebe für den Slalom-Sport vererbt wird, ist nichts Ungewöhnliches. Ein Vater-Tochter-Gespann wie bei den Kumors gibt es in der Region auch mit Steffen und Marie Exner (MC Heilbronn), Ralf und Julia Herzog (HMC Öhringen) sowie Andreas und Hannah Jule Baier (MC Heilbronn). Letztgenannte sind am Sonntag in der Organisation der Slalom-Veranstaltung eingebunden; Andreas Baier gibt den fachkundigen Streckensprecher. Bei den Familien Exner und Herzog haben die Väter auf dem Pylonen-Parcours jeweils das Nachsehen.


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„Wo macht Papa die drei Sekunden gut?“

Trotz Problemen ist das bei Jasmin und Michael Kumor (noch) anders. Drei Sekunden trennen die beiden ab 11 Uhr pro Wertungslauf. „Ich bin am Start immer noch ein bisschen nervös“, gibt Jasmin Kumor zu und ergänzt selbstkritisch: „Manchmal will ich auch noch ein bisschen zu viel.“ Den eigenen Vater auf der Strecke im selben Auto ärgern zu wollen, das gehört in dieser Konstellation natürlich zum grundsätzlichen Anspruch einer Tochter. Für Jasmin Kumor, die derzeit ein Freiwilliges Jahr beim Technischen Hilfswerk absolviert, bleibt beim Blick auf die Zeiten aber lachend noch ungläubig die Frage: „Wo macht Papa die drei Sekunden gut?“

3000 ccm³, Sechszylinder, 340 PS, Allradantrieb, optimiertes Fahrwerk: Der blaue BMW M140ix der Kumors macht nicht nur optisch etwas her.
3000 ccm³, Sechszylinder, 340 PS, Allradantrieb, optimiertes Fahrwerk: Der blaue BMW M140ix der Kumors macht nicht nur optisch etwas her.  Foto: Kunz, Christiana

Zufrieden ist der Papa dennoch nicht. Im ersten Lauf steckt der BMW plötzlich im vierten Gang fest, im zweiten bringen zwei Pylonenfehler sechs Strafsekunden. Die Tochter fährt trotz immer rutschiger werdenden Reifen hingegen einen um fast zwei Sekunden schnelleren zweiten Lauf. Doch der erste, mit vier umgeworfenen Pylonen, wurmt die 19-Jährige. Ohne die daraus resultierenden Zeitstrafen hätte Jasmin Kumor ihren Vater im Klassement hinter sich gelassen.

Mittelfeld-Plätze mit Raum für Verbesserungen

Doch auch auf diese Erkenntnis wird, natürlich, erst einmal gewartet. Bis der Aushang der Ergebnisse für Klarheit sorgt. Für Vater und Tochter stehen in Gruppe G die Mittelfeld-Plätze neun und 15 zu Buche. Kein Debakel, aber noch genug Raum für Verbesserungen. Verbissen ist bei allem Ehrgeiz jedoch keiner von beiden.

Denn das Allerwichtigste, um ein guter Slalom-Fahrer zu sein – oder zu werden –, sagt Michael Kumor, als sein BMW um die Mittagszeit nach getaner Arbeit im Parc Fermé steht, ist die Freude am Fahren: „Es muss immer Spaß machen.“


Ergebnisse des Slalom-Wochenendes des MC Heilbronn

Sieger des 124. Clubsport-Slaloms
Gruppe G (seriennahe Fahrzeuge/29 Starter): Karl-Heinz Höpfer (MSC Weinsberg), Porsche Cayman GTS 4.0, 1:58,34 Minuten.

Gruppe F (leicht verbesserte Fahrzeuge/23 Starter): Timo Maier (ACV MSC Göge), BMW E30 318is, 1:58,08 Minuten.

Gruppe H (stark verbesserte Fahrzeuge/15 Starter): Jürgen Glass (ADAC OC Winnenden), Opel Kadett C 8V, 1:53,58 Minuten.

Gruppe SE (Slalom-Einsteiger/19 Starter): René Noller (MC Heilbronn), Peugeot 208, 2:01,28 Minuten.

Sieger des 125. DMSB-Slaloms
Gruppe G (seriennahe Fahrzeuge/21 Starter): Horst Walter (MSC Walldürn), Porsche Cayman GT4, 3:53,94 Minuten.

Gruppe F (leicht verbesserte Fahrzeuge/7 Starter): Andreas Kühn (MSC Mühlacker), BMW M3 E46, 3:55,30 Minuten.

Gruppe H (stark verbesserte Fahrzeuge/14 Starter): Jürgen Glass (ADAC OC Winnenden), Opel Kadett C 8V, 3:47,26 Minuten.

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