Top-Fahrer kommen bei Rallye Zentraleuropa an ihre Grenzen
Titelentscheidung vertagt: Statt in Passau wird der neue Rallye-Weltmeister erst in Japan gekürt. Im Rahmenprogramm der WRC-Rallye sammelt auch René Noller aus Abstatt als Gaststarter neue Erfahrungen.

Am Ende war aus dem zwischenzeitlichen Vierkampf nur noch ein Zweikampf geworden, doch die zweite Auflage der Rallye Zentraleuropa hat bei den rund 90.000 Rallye-Fans an den 40 Zuschauerpunkten am vergangenen Wochenende in Deutschland, Tschechien und Österreich dennoch für gute Unterhaltung gesorgt.
Nach 18 Wertungsprüfungen über rund 302 Kilometer waren die Esten Ott Tänak/Martin Järveoja (Hyundai i20 N Rally1 Hybrid) exakt sieben Sekunden schneller als das Toyota-Duo Elfyn Evans/Scott Martin aus Großbritannien. Dritter wurden Thierry Neuville/Martijn Wydaeghe (Hyundai) aus Belgien mit 39,8 Sekunden Rückstand.
Nach dem vorletzten WM-Lauf des Jahres steht damit bereits fest, dass Ende November in Japan erstmals ein Hyundai-Pilot Fahrer-Weltmeister werden wird. Neuville muss bei noch 30 zu vergebenen Punkten einen Vorsprung von 25 Zählern auf Teamkollege Tänak verteidigen, um sich nach fünf zweiten und drei dritten Plätzen im Gesamtklassement seinen langersehnten ersten WM-Titel zu sichern.
Takamoto Katsuta sorgt in Deutschland für WRC-Novum
Die herbstlichen Bedingungen hatten den WM-Lauf im Herzen Europas besonders spannend gemacht. Am Donnerstag und Freitag ging es über den rauen Asphalt in Tschechien, bevor die Fahrer am Samstag und Sonntag nebeldurchflutete Waldstücke und tau-nasse und damit gefährlich rutschige Strecken in Deutschland und Österreich meistern mussten. Erst um die Mittagszeit kam am Wochenende doch noch die Sonne zum Vorschein – da war es für einige prominente Teilnehmer aber bereits zu spät.
Adrien Fourmaux/Alexandre Coria mussten ihren Ford Puma Rally1 Hybrid auf WP10 mit einem beschädigten Heck zeitweise komplett abstellen und Thierry Neuville verlor bei einem Ausritt in die Wiese ebenso rund 30 Sekunden wie Takamoto Katsuta/Aaron Johnston im Toyota GR Yaris Rally1 Hybrid. Der Japaner hatte zudem als erster Fahrer der WRC-Geschichte eine 16-Sekunden-Zeitstrafe hinnehmen müssen, weil er in einer virtuellen Schikane auf WP9 zu schnell gefahren war.
Überschlag und Dreher: Pajari und Ogier kommen nicht ins Ziel
Der Sonntag begann mit einem Überschlag des Finnen Sami Pajari, bevor der achtmalige Weltmeister Sébastien Ogier, der bis dahin um den Sieg mitgefahren war, auf der vorletzten WP auf verschmutzter Fahrbahn das Heck seines Toyotas verlor, bei einem Dreher einen Telefonmast zu Fall brachte und nicht mehr weiterfahren konnte.
Ins Ziel und unter die Top 20 schafften es hingegen zwei Deutsche: DRM-Champion Marijan Griebel (Skoda Fabia RS Rally2) wurde mit Tobias Braun 13., Routinier Armin Kremer und Tochter Ella Kremer wurden im gleichen Auto 15. und gewannen damit die WRC2-Masters-Wertung.
René Noller findet sich mit ungewohntem Opel Corsa-E schnell zurecht
Über 111 der 302 WP-Kilometer waren auch der Abstatter René Noller und sein Co-Pilot Stephan Schneeweiß (40) unterwegs gewesen. Als Gaststarter war der 22-Jährige im ADAC Opel e-Rally Cup erstmals mit einem elektrisch angetriebenen Opel Corsa-E unterwegs gewesen und kam als Vierter und zweitbester Gaststarter ins Ziel.
„Die Umstellung vom Rally4-Corsa auf den Corsa-E war extrem groß, weil das Auto deutlich mehr wiegt und die Bremse sich ganz anders anfühlt“, sagte Noller. Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase und Rang neun nach der zweiten WP arbeiteten sich Noller/Schneeweiß aber schrittweise nach vorne. „Da die meisten anderen deutlich mehr Erfahrung auf diesen Fahrzeugen haben, sind wir am Ende sehr zufrieden auf Platz vier von den 14 Teams zu sein“, bilanzierte Noller und genoss am Sonntag auch selbst die „tolle Show“ für die Zuschauer in Hauzenberg und im Ziel in Passau.