Herzschlagfinale in der Mörike-Halle: Heilbronn Reds stürzen Tabellenführer VfL Kirchheim
Die TSG Heilbronn Reds bezwingen Spitzenreiter VfL Kirchheim 0,2 Sekunden vor Schluss: Marques Charlton wird in der Schlussphase zum gefeierten Mann des Tages. Der Regionalligist möchte aus dem Sieg eine Trendwende machen.

Michael Hartig, Sinisa Cibula und Denis Schnakenberg waren am vergangenen Sonntag die ersten, die Marques Charlton in der Sontheimer Mörike-Sporthalle um den Hals fielen und den US-Amerikaner in der Folge in einer Jubeltraube vergruben. Es folgten zahlreiche weitere Spieler, Verantwortliche und Fans der TSG Heilbronn Reds, die dem 33-Jährigen gratulierten, ihm auf die Schulter klopften oder sich bei ihm bedankten.
Denn der Sommer-Neuzugang hatte die Reds in einer furiosen Schlussphase mit einer Energieleistung zum 84:83 (43:41)-Sieg gegen Tabellenführer VfL Kirchheim geführt und damit zugleich die drei Spiele währende Niederlagen-Serie der Mannschaft von Trainer Goran Mijic gestoppt. „Das war ein ganz, ganz wichtiger Sieg für uns“, sagte der letztlich spielentscheidende Akteur, nachdem er sich aus der Jubeltraube der Teamkollegen wieder befreit hatte. „Marques hat so einen Moment, so einen Siegtreffer gebraucht und auch verdient“, betonte Mijic später, nachdem Charlton eine Woche zuvor bei der 76:92-Niederlage gegen die Merlins Crailsheim II mit seiner Leistung noch schwer gehadert hatte.
Wird der Sieg gegen den VfL Kirchheim für die Reds zu einem Befreiungsschlag?
Für den Regionalligisten war der Sieg, verbunden mit dem guten Spiel, zwar nur mit einem kleinen Sprung in der Tabelle von Rang zehn auf acht verbunden, könnte für die Heilbronner jedoch zum langersehnten und benötigten Brustlöser in einer bislang komplizierten Saison werden.
„Wir sagen immer, dass wir drei unserer vier Viertel gut spielen. Aber das reicht nicht. Heute haben die Jungs viele richtige Entscheidungen getroffen, sich das gesamte Spiel über an unseren Plan gehalten und ihr Glück dadurch auch ein bisschen heraufbeschworen“, sagte Goran Mijic nachdem der Basketball-Krimi beendet und auch der 38-Jährige seine Emotionen ein wenig geordnet hatte.
Heilbronn Reds profitieren auch von ihrer starken Bank
Der vierte Saisonsieg der Reds war hochverdient, weil die Gastgeber 35 Minuten lang gegen einen nie aufsteckenden Gegner ein starkes Spiel gemacht hatten. Konzentration, Trefferquote, Zweikampfführung, Rebound-Quote – alles trug zum guten Gesamtbild bei. Hinzu kamen die positiven Einflüsse von der Bank. Die jungen Dariusz Blank (19) und Michael Hartig (18) brachten mit frischem Wind und guten Aktionen ebenso wie der erfahrene Sinisa Cibula (41) nicht nur Entlastung für die Vielspieler, sondern auch einen echten Mehrwert.
Umso bitterer wäre es gewesen, wenn die Reds das Spiel, dass sie weitestgehend in Führung liegend verbracht hatten, in ihrer fünfminütigen Schwächephase während des Schlussviertels, doch noch verloren hätten. Denn drei Minuten vor Schluss lagen die Heilbronner plötzlich mit acht Punkten zurück. „Natürlich war da Frust, dass wir so viele Fouls gegen uns gepfiffen bekommen haben und unser Spiel nicht souveräner war. Aber gerade in dieser Phase haben wir von der Bank einen guten Boost bekommen. Michael Hartig zum Beispiel hat uns in der Schlussphase richtig geholfen“, sagte Charlton, der das Schicksal seiner Mannschaft in der Endphase aber selbst in die Hand genommen hatte.
„Ich mach’ das“: Charlton lässt Worten Taten folgen
Bei 18,1 Rest-Sekunden auf der Uhr traf er per Dreier zum 78:80, 8,1 Sekunden vor Schluss verkürzte er im Fallen trotz eines Foulspiels an ihm und mit dem nachfolgenden Freiwurf auf 81:82 und machte 0,2 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit den Sieg schließlich durch einen weiteren Drei-Punkte-Wurf zum 84:83 perfekt. Der Rest ging im kollektiven Reds-Jubel unter.
„Ich habe Goran und den Jungs während der letzten Kirchheimer Freiwürfe gesagt: ‚Gebt mir den Ball, ich mach’ das!‘ Und als ich den Ball dann hatte, gesehen habe, dass mein Gegenspieler zurückweicht und ich dadurch Platz bekomme, habe ich einfach geworfen. Und dann wusste ich auch direkt, dass der Ball reingehen würde“, beschrieb Charlton die spielentscheidenden Momente.

Arnau López überzeugt im Schatten von Marques Charlton
Diese ließen die Leistung von Arnau López etwas in den Hintergrund rücken. Der Spanier war, obwohl nicht in Vollbesitz seiner Kräfte, überall auf dem Feld zu finden gewesen, hatte Dreier getroffen, Mitspieler in Szene gesetzt und mit Balleroberungen geglänzt. In beinahe jedem Angriff hatte der 21-Jährige seine Finger im Spiel gehabt.
Dies war umso wichtiger, weil gegen den VfL Kirchheim nicht nur Kapitän Simon Schmitz urlaubsbedingt fehlte, sondern Cibula, Schnakenberg und Nils Maisel nach jeweils fünf Fouls in der Schlussphase ebenso draußen saßen, wie der am Knie verletzte Tim Klein. „Das Wichtigste war, dass wir nie aufgehört haben zu spielen. Ich habe den Jungs gesagt, dass sie nur gewinnen werden, wenn sie auch daran glauben“, sagte Goran Mijic im Nachgang. Marques Charlton bestätigte seinen Trainer.
TSG Heilbronn Reds: Schnakenberg (4), Klein, López (14), Charlton (26), Milicevic (17); Engelhard, Hartig (3), Blank (4), Maisel (16), Cibula, Çamdal, Okçu.
Schiedsrichter: Maximilian Rüttler/Nurettin Kocak.
Zuschauer: 250.
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