Verletzungen und Ausfälle: Vorerst kein Zweitliga-Handball im Bottwartal
Handball-Drittligist SG Schozach-Bottwartal wird nicht für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga melden. Trainer Hannes Diller muss darüber hinaus am Samstag elf potenzielle Ausfälle verkraften.
Hannes Diller, Trainer des Handball-Drittligisten SG Schozach-Bottwartal, kann die Spielerinnen seines Kaders alle noch aufzählen – Position für Position, Name für Name –, was jedoch vielmehr den kognitiven Fähigkeiten des Trainers anzurechnen ist, als dass es ihm eine übersichtliche Gesamtsituation leicht gemacht hätte. Denn einige seiner 19 Kadermitglieder hat er seit Monaten nicht mehr aktiv im Mannschaftstraining gesehen, andere nur sporadisch.
Verletzungen, Ausfälle und Abwesenheiten begleiten Handball-Drittligist SG Schozach-Bottwartal einmal mehr durch die gesamte Spielzeit. Zuletzt war die Situation derart angespannt, dass vernünftige Spielvorbereitungen kaum noch möglich waren. „Wir haben unter der Woche mit fünf bis sechs Spielerinnen trainiert“, berichtet Trainer Diller.
Tabellenzweiter geht als Außenseiter ins Heimspiel
Mit acht mehr oder weniger einsatzfähigen Spielerinnen war der 26-Jährige zu den beiden ersten Pflichtspielen des Jahres nach Allensbach (25:25) und Freiburg (23:30) gereist und entsprechend mehr als stolz auf die Leistungen seines Mini-Kaders gewesen.
Erheblich vergrößert hat sich dieser seit dem vergangenen Wochenende und vor dem ersten Heimspiel des Jahres am Samstag (20 Uhr) gegen die TSG Friesenheim nicht. „Wir gehen als klarer Underdog in die Partie und hoffen, ohne Verletzungen durchzukommen“, backt Hannes Diller vor dem Duell mit dem Tabellensechsten ganz kleine Brötchen.
Ausfallliste der SG Schozach-Bottwartal wird länger und länger
Auf insgesamt elf sichere oder abzusehende Ausfälle kommt der Trainer, als er über seinen Kader spricht: Definitiv fehlen werden demnach Noemi Hoefs (Knöchel), Lara Däuble (bei Bundesligist Frisch Auf Göppingen), Saskia Fackel (Meniskus), Nina Dierolf (Kreuzbandriss), Paula Sturm (Knie) und Jade Oral (Knöchel). Nicht trainiert haben unter der Woche Esther Adam (Schulter), Sophie Räuchle (krank), Seema Awad (Schulter), Elena Fabritz (Rücken) sowie Lisa Loehnig (krank).
Bei Fabritz stünden die Chancen auf einen Einsatz „bei 50:50“, bei allen anderen ließen sich keine verlässlichen Prognosen abgeben, sagt Diller. Einzig zwischen den Pfosten, wo Hanna Krause und Jana Brauch unter der Woche ihre Verträge bis 2026 verlängert haben, hat der Trainer derzeit keine Personalsorgen.
Gegen die Gäste aus Ludwigshafen würde es allerdings auch mit einem kompletten Kader schwer werden. „Sie spielen in einem verkappten 5:1 eine beinharte Manndeckung zwischen Genie und Wahnsinn. Das kennen wir so nicht und müssen auch wegen ihres guten Rückzugsverhaltens viel improvisieren“, erklärt Diller. Dreh- und Angelpunkt im Spiel der TSG ist die kleine, aber wurfstarke Spielmacherin Rebecca Brecht.
Auflagen und organisatorischer Aufwand als Knackpunkte
Klarheit herrscht unterdessen über die sportliche Zukunft der Drittliga-Mannschaft. Obwohl ihr derzeitiger zweiter Tabellenplatz am Saisonende für eine erneute Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga berechtigen würde, wird die Spielgemeinschaft auf eine Meldung für diese verzichten. Das bestätigt Sendy Terzic auf Stimme-Nachfrage.
„Durch die Auflagen der Liga wäre der gesamte administrative Aufwand immens“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Spielgemeinschaft. Bereits bei der Aufstiegsrunden-Teilnahme im Vorjahr war die SGSB bei der Organisation der Heimspiele mit Scouts, Ordnern, Helfern und Brandschutzbeauftragten an ihre Grenzen gestoßen.
Zweitliga-Spielzeit 2022/2023 bleibt vorerst einmalig
„In dem semiprofessionellen Bereich, in dem wir uns mit den Damen I bewegen, ist das für die Spielerinnen eine extreme Belastung, wenn sie neben ihrem Beruf oder Studium etwa an die dänische Grenze nach Harrislee fahren müssen“, sagt Terzic. Perspektivisch solle aus den beiden Gesellschaften der SGSB (Breitensport + Jugend einerseits und Drittliga-Frauen andererseits) daher wieder eine einzige mit gemeinsamem Jahresabschluss werden.
In der Winterpause sei die Mannschaft über die Nicht-Nennung informiert worden und habe sie zum größten Teil mit Verständnis aufgenommen, berichtet Terzic. „Es war aber sicher keine leichte Entscheidung“, betont der Vorstandsvorsitzende – gerade angesichts der vielen jungen Eigengewächse, die gerne den nächsten Karriereschritt in ihrem Heimatverein gemacht hätten. Somit bleibt die Saison 2022/2023 die vorerst einzige der SG Schozach-Bottwartal in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.