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Heilbronner Falken in der Oberliga: Echte Perspektive oder schleichender Tod

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Für den Neustart der Heilbronner Falken in der Oberliga hat es nach dem DEL2-Abstieg einen Kraftakt gebraucht. Dabei wurde auch deutlich: Für eine echte Perspektive fehlt ein Bekenntnis der Politik.

Die Liebe der Fans ist durch den Oberliga-Abstieg nicht vergangen. Von Liebe allein werden die Heilbronner Falken aber nicht dauerhaft leben können. Foto: Archiv
Die Liebe der Fans ist durch den Oberliga-Abstieg nicht vergangen. Von Liebe allein werden die Heilbronner Falken aber nicht dauerhaft leben können. Foto: Archiv  Foto: Veigel, Andreas

Dass die Heilbronner Falken am Freitagabend (19.30 Uhr) gegen den EV Füssen in die Oberliga-Saison starten, ist beinahe ein Wunder. Seit dem am Ostermontag in Bayreuth besiegelten DEL2-Abstieg hing das Profi-Eishockey in Heilbronn am seidenen Faden. Es ist den Enthusiasten im Gesellschafterkreis zu verdanken, dass die Lichter in der Eishalle über den Sommer nicht endgültig ausgegangen sind. Die Zukunft des Heilbronner Eishockeys bleibt unter den derzeitigen Rahmenbedingungen jedoch ungewiss.

Es war Oberbürgermeister Harry Mergel, der einen Tag nach dem Abstieg posaunte: "Wichtig ist nun, dass der Verein sich auf das Wesentliche konzentriert und all seine Energie in den sofortigen Wiederaufstieg investiert." Über den sagen Falken-Geschäftsführer Marco Merz ebenso wie Sportdirektor Martin Jiranek unisono: "Der ist nicht planbar." Denn nicht weniger als 23 Konkurrenten gilt es dafür hinter sich zu lassen. Selbst ein Team wie die Hannover Scorpions, die DEL-Spieler mit viel Geld in die Oberliga locken, sind daran bisher gescheitert.


Falken-Geschäftsführer hält Sponsoren und gewinnt neue hinzu

Es stellen sich vielmehr grundsätzliche Fragen. Dank intensiven Klinkenputzens ist es Geschäftsführer Merz gelungen, nahezu alle Sponsoren bei der Stange zu halten und sogar noch neue hinzuzugewinnen. Allerdings ist in der Oberliga auch der komplette Kader zu finanzieren, ohne Förderlizenzspieler, die bislang vom Kooperationspartner Mannheim entlohnt wurden. Zudem haben die Falken als Lehre aus der vergangenen Saison mit Jiranek eine neue hauptamtliche Stelle geschaffen. Dafür mussten natürlich erhebliche Kosten an anderer Stelle eingespart werden.

Statt in separaten Wohnungen, sind viele Spieler in Wohngemeinschaften untergebracht. Der Fuhrpark wurde beschnitten. Selbst Geschäftsführer Merz hat kein eigenes Büro mehr. Das hat HEC-Geschäftsführer Michael Rumrich bezogen, Merz sitzt mit in der Falken-Geschäftsstelle. Aus der gibt es gute Nachrichten zu vermelden. Die Fans haben dem Club keineswegs den Rücken gekehrt, sondern nehmen die Oberliga an. "Wir haben deutlich mehr Dauerkarten verkauft als in der Vorsaison", sagt Merz, ohne genaue Zahlen zu nennen. Dabei sind die Ticketpreise nicht etwa gesenkt worden. "Die Gesellschafter, die Sponsoren, die Fans", zählt Merz die wichtigsten Unterstützer im vergangenen halben Jahr auf. Und die Stadt, die doch immer betont, Sportstadt zu sein? Da muss Merz lachen und schweigt dann lieber.

Beträchtliche Summen in die Falken investieren? Da braucht es viel Idealismus bei den Gesellschaftern

Die langwierigen Verhandlungen um den neuen Stadionmietvertrag nebst erheblichen Nachforderungen warfen selbst bei den eishockeyverrückten Gesellschaftern die Sinnfrage auf. Immer wieder beträchtliche Summen aus der Privatschatulle in ein gefühltes Fass ohne Boden zu werfen: Da braucht es schon mehr als eine gesunde Portion Idealismus. Auf Entgegenkommen hoffend, wurde der Club eher vor den Kopf gestoßen. Um die Hängepartie zu beenden, haben die Falken in einem Kraftakt die offene Rechnung auf einen Schlag bezahlt.

Aber wie sieht die Zukunft der Falken in der Drittklassigkeit aus? Kann es die über einen längeren Zeitraum überhaupt geben? Überlegungen, die GmbH aufzulösen und wieder unter das Vereins-Dach des Heilbronner EC zu schlüpfen, werden aktuell dementiert. Dadurch könnten erhebliche Kosten gespart werden, aber der Amateurstatus würde zementiert.

Möchte die Stadt Heilbronn mit den Falken ein sportliches Aushängeschild haben – oder nicht?

Ewig werden sich Profi-Strukturen in einer semi-professionellen Liga nicht aufrechterhalten lassen. Was es bräuchte, wäre eine echte Perspektive. Möchte die Stadt Heilbronn ein sportliches Aushängeschild haben, oder überlässt man die Leuchttürme lieber weiterhin den kleineren Nachbarstädten wie Bietigheim, Ludwigsburg, Sinsheim oder Neckarsulm? Hier gilt es für die Politik - sowohl im Rathaus als auch im Gemeinderat -, sich endlich einmal ehrlich zu machen.

Wenn die Antwort ja lauten sollte, dann muss aber mehr getan werden, als ewig nur das Grundstück an der Theresienwiese für einen Neubau in Aussicht zu stellen - sofern sich ein Investor und Betreiber findet. Denn einzig das Eishockey besitzt in Heilbronn das Potenzial für überregionale Strahlkraft. Es gibt eine feste Anhängerschaft als Basis. Es gibt eine einigermaßen professionelle Struktur, potente Sponsoren und engagierte Gesellschafter.

Lautet die Antwort nein, wäre das zwar ein Ende mit Schrecken, aber das ist bekanntlich immer noch besser als ein schleichender Tod.

 

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