Karlsruher SC II hat wenig Mühe: FSV Hollenbach zeigt 80 Minuten Junioren-Fußball
Ein behäbiger FSV Hollenbach überlässt dem Karlsruher SC II leichtfertig drei Oberliga-Punkte. Eine Schlussoffensive der Hohenloher kommt zu spät, Trainer Schenker bemängelt die Einstellung.

Eigentlich hatte Reinhard Schenker mit dem Heimspiel seines FSV Hollenbach gegen den Karlsruher SC II bereits abgeschlossen. Seiner Körpersprache war es anzumerken. In der 88. Spielminute lag seine Mannschaft mit 0:3 verdient zurück und gab auch nicht wirklich Anlass zur Hoffnung, dass sich daran noch einmal etwas ändern würde. Daher saß der FSV-Trainer mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl an der Seitenlinie und schien bereits zu grübeln, was er seinen Spielern nach dem Schlusspfiff – wahlweise zusammenstauchendes oder aufmunterndes – mit auf den Weg in die Kabine geben könnte.
Torschütze Hannes Scherer: „Verdiente, aber unnötige Niederlage“
Keine fünf Minuten und zwei Tore seiner Mannschaft später aber, war der 37-Jährige an der Seitenlinie wieder vollends unter Strom, gab taktische Anweisung und forderte Schiedsrichterpfiffe.
Doch sein spät wiederentdecktes Engagement kam ebenso zu spät, wie das Aufbäumen seiner Mannschaft: Am zwölften Oberliga-Spieltag musste sich der FSV Hollenbach trotz zweier später Treffer von Hannes Scherer (89.) und Umut Ünlü (90.+1) mit 2:3 (0:1) der U23 des Karlsruher SC geschlagen geben. „Es ist eine verdiente, aber auch unnötige Niederlage“, sprach Torschütze Scherer danach stellvertretend aus, was aufseiten des FSV Hollenbach in vielen Gesichtern abzulesen war.
FSV Hollenbach wacht gegen den KSC II zu spät auf
Dabei war es kaum zu erklären, warum die Hohenloher in der heimischen Jako-Arena rund 80 Minuten lang fast alles hatten vermissen lassen, was für einen erfolgreichen Oberliga-Nachmittag nötig gewesen wäre – all das dann aber in der Schlussphase und spätestens nach Scherers Tor zum 1:3 doch auf den Platz brachten und dadurch tief in der Nachspielzeit tatsächlich noch auf einen „Lucky Punch“ zum Ausgleich hoffen durften.
„Es hat eigentlich gar nichts darauf hingedeutet, dass wir hier heute nicht die richtige Spannung in unser Spiel bekommen, weil wir die letzten drei Wochen wirklich gut gespielt haben“, sagte Reinhard Schenker. „Aber wir haben 70 Minuten lang gar nichts von dem auf den Platz gebracht, was man in einem Heimspiel auf den Platz bringen muss. Mir hat die Emotionalität und die Leidenschaft gefehlt. In einem Heimspiel dürfen wir uns so nicht präsentieren.“
Karlsruher SC II überzeugt mit Spiel- und Einsatzfreude
Bis spät in die zweite Spielhälfte hinein hatte der KSC-Nachwuchs kaum gefährliche Torabschlüsse zugelassen. Halbchancen von Scherer (3./41.) und Außenverteidiger Peter Engelmann (42./83.), dazu ein Abschluss aus dem Fünf-Meter-Raum-Getümmel vom eingewechselten Esnaf Omerovic (88.) – viel mehr hatte der FSV nicht vorzuweisen. Stattdessen ging der erste Pass oft nach hinten und die beiden Außenbahnen blieben stetige Einfallstore für gegnerische Angriffe.

Der Karlsruher SC II dagegen war galliger und aktiver, hatte in Hälfte eins mehr Ballbesitz und Torchancen und nutzte nach 13 Minuten eine fehlende Zuordnung in der FSV-Abwehr zur Führung: Kapitän Marlon Dinger konnte nach einem Halbfeldfreistoß am zweiten Pfosten unbedrängt per Kopf auf Houssam Arbai ablegen, der aus kurzer Distanz zum 1:0 traf. „Wir verlieren nach dem Rückstand komplett den Faden und laden sie noch ein-, zweimal ein“, gab Hannes Scherer im Nachgang zu.
FSV Hollenbach fehlt nach frühem Wechsel die Innenverteidigung
Beim zweiten KSC-Tor hatte Angreifer Nico Engel einen zu kurzen Rückpass aufgenommen und sicher an Hollenbachs chancenlosem Schlussmann Nico Purtscher vorbeigeschoben. „Der KSC war nicht besser, aber er wollte es mehr – und wir haben ihm dann auch noch geholfen“, sagte Reinhard Schenker, der darüber hinaus auch noch zwei Aluminiumtreffer der Gäste durch Robert Geller (30.) und Jassin Manai (45.) verdauen musste.
Bereits nach 14 Minuten hatte er zudem Innenverteidiger Sebastian Schiek auswechseln müssen, dessen Sehvermögen – wie schon Anfang September beim Auswärts-1:1 gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen – wegen Augenflimmerns nur noch eingeschränkt war. Weil Arne Schülke und Jonas Limbach noch nicht wieder einsatzfähig waren, fehlte Schenker danach die gesamte Innenverteidigung, „was natürlich nicht förderlich für unser Aufbauspiel war“, wie der Trainer einräumte.
Reinhard Schenker hadert mit Qualität von Pässen und Flanken
Nach einem Kontertor von Bekem Can Bicki zum 0:3, dem am anderen Ende des Spielfeldes eine missglückte Engelmann-Flanke vorausgegangen war (Schenker: „Wir waren schwach im Passspiel und haben von 17 Flanken 15 ins Niemandsland oder hinters Tor geschlagen und machen beim ersten und zweiten Gegentor individuelle Fehler. Das ist Junioren-Fußball.“), wachte der FSV Hollenbach dann aber doch noch auf.
„Wir spielen nach dem 0:2 ein bisschen Risiko-Fußball, kommen aber erst nach dem 0:3 in den Modus, den wir vorher gebraucht hätten.“
Hannes Scherer
Der eingewechselte Umut Ünlü, der neben Abräumer Janis Gesell bester Hollenbacher Akteur war, fand zunächst mit der ersten guten Flanke seiner Mannschaft den Kopf von Hannes Scherer, der schulbuchmäßig zum 1:3 vollendete. „Wir spielen nach dem 0:2 ein bisschen Risiko-Fußball, kommen aber erst nach dem 0:3 in den Modus, den wir vorher gebraucht hätten“, sagte der Torschütze.
Hollenbachs Umut Unlü belebt die Schlussphase
Zwei Minuten nach seiner Vorlage zum 1:3 traf Umut Ünlü dann selbst aus rund 17 Metern mit einem platzierten Flachschuss in das lange Eck. „Danach ging es nur noch um den Kopf; da macht man ganz komische Sachen“, sagte Gäste-Trainer Dietmar Blicker zur anschließend wackeligen KSC-Abwehr. „Wir hatten dann einfach Glück, dass Hollenbach keine Aktion mehr gehabt hat. Ein Unentschieden wäre aber auch komplett unverdient gewesen.“
Auch Reinhard Schenker sah dies so, was ihn aber selbstredend nicht davon abhielt, in den letzten Zügen der Partie von außen doch noch einmal alles zu mobilisieren, was in seiner Macht stand. Doch es blieb, ebenso wie das späte Erwachen seiner Mannschaft, vergebens.
FSV Hollenbach: Purtscher – Engelmann, Schiek (18. Wink), Breuninger, Faßbinder (72. Ünlü) – Gesell – Specht (87. Henning), Knapp – Dörr (58. Omerovic), Scherer, Music (58. Hofmann).
Karlsruher SC II: Koch – Manai, Dinger, Geigle, Mahle – Recktenwald (80. Zengin), Arbai, Dettling (76. Sür), Sonn (76. Hampp) – Engel (68. Schunck), Geller (62. Bicki).
Tore: 0:1 (14.) Arbai, 0:2 (50.) Engel, 0:3 (84.) Bicki, 1:3 (89.) Scherer, 2:3 (90.+1) Ünlü.
Schiedsrichter: Vincent Schöller.
Zuschauer: 350.