Sperrung des Breitenauer Sees sorgte 2020 für Frust und Ärger
Viel Frust und Empörung gab es im Sommer, weil der Breitenauer See nach einem chaotischen Sonntag im Juli gesperrt wurde. Aus Sorge um Infektionsgefahr angesichts "unkontrollierbarer Zustände" sahen die Behörden keine Alternative für diese unpopuläre Entscheidung.

Es war das Aufregerthema des Sommers 2020. Nicht die Temperaturen sorgten für erhitzte Gemüter, sondern die Tatsache, dass diese sich nicht mehr abkühlen durften: Statt kunterbunter Handtücher und Sonnenschirmen bestimmten rot-weiße Absperrbänder auf den Liegewiesen das Bild am Breitenauer See. Kurz vor den Sommerferien war es mit dem Badespaß vorbei. Aus dem Urlaub am Badestrand vor der Haustür wurde nichts.
Das Naherholungsgebiet, das eine Anziehungskraft bis in den Stuttgarter und Karlsruher Raum ausübt, wurde gesperrt. Schuld war nicht allein Corona, vielmehr die Unvernunft und Disziplinlosigkeit vieler Menschen, die sich nicht um Abstandsregeln scherten. Das war den Behörden zu heiß, sie befürchteten einen Virus-Hotspot und zogen die Reißleine. Frust machte sich breit, eine Welle der Empörung baute sich in den Leserbriefspalten und den sozialen Medien auf. Die Äußerungen waren nicht immer sachlich, sondern teils aggressiv und wurden persönlich. Es hagelte harsche Kritik aus den Reihen der Erholungssuchenden und Campingurlauber, aus der Kommunalpolitik und von Touristikern.
Am 24. Juli trat die Allgemeinverfügung in Kraft, mit der Baden, Angeln und Wassersport verboten, die Liegewiesen und Parkplätze am See geschlossen wurden. Obersulms Bürgermeister Tilman Schmidt und sein Löwensteiner Kollege Klaus Schifferer sahen sich als zuständige Ortspolizeibehörden nicht zuletzt durch die Empfehlung des Kreis-Gesundheitsamts dazu gezwungen.
Bittere Folgen eines chaotischen Sonntags

Denn am 19. Juli, einem heißen Sonntag, eskalierte die Situation am größten Badesee in Nordwürttemberg. Dabei hatten die Gemeinde Obersulm und der Naherholungszweckverband Breitenauer See vor dem Wochenende appelliert, auf einen Besuch zu verzichten, um die Infektionsgefahr zu vermeiden. Stattdessen strömten die Massen an den See, drängten sich auf den Liegewiesen unterhalb des Uferwegs, obwohl auf der weitläufigen Anlage hätte ausreichend Abstand gehalten werden können. Am Badestrand und im Wasser wuselte es von Menschen, vor den Toiletten, am Kiosk und am Bootsverleih bildeten sich Schlangen.
Angesichts von 10.000 Besuchern wurden Security und Ordner der Lage nicht mehr Herr. Auch die Polizei sah sich außerstande, bei diesem Ansturm die Corona-Regeln durchzusetzen. Chaos pur beim Parken. Feldwege, Acker- und Straßenränder waren verbotenerweise in großem Umkreis zugeparkt, so dass die Polizei schließlich die B39 sperrte. "Wir stehen der Situation mit Ohnmacht und Hilfslosigkeit gegenüber", musste Tilman Schmidt eingestehen.
Chaos Jahr für Jahr
Dabei sind diese Zustände nicht neu, sie wiederholen sich bei prächtigem Sommerwetter Jahr für Jahr. Deshalb der viel geäußerte Vorwurf, dass es der Zweckverband schon lange versäumt habe, ein Verkehrskonzept aufzustellen.
Kritik musste sich der Betreiber auch gefallen lassen, weil in Corona-Zeiten kein Hygienekonzept aufgelegt, der "Einlass" nicht reglementiert und damit auch kein eingeschränkter Badebetrieb ermöglicht wurde. Der See habe keinen kontrollierbaren Zugang lautete die Erwiderung.

Die ausgefallene Badesaison – erst nach den Sommerferien durfte wieder geschwommen, gesegelt und gepaddelt werden – zog Kreise. Wassersportler waren ihres Freizeitvergnügens beraubt, Wengerter, Gastronomie und Einzelhandel ihrer Verdienstmöglichkeiten, die Urlaubsgäste im Campingpark ihrer Hauptattraktion – manche stornierten ihren Aufenthalt. Nach dem Lockdown im Frühjahr bedeutete das für die Fünf-Sterne-Anlage weitere finanzielle Einbußen.
Keine Badesaison 2021 in Aussicht
2021 sollte alles besser werden. Der Zweckverband wollte Onlinetickets einführen und das Parken auf den beiden Plätzen P1 und P2 begrenzen, um die Besucherzahlen zu reduzieren. Grillen, Shisha-Rauchen und laute Musik sollten nicht länger ein Ärgernis sein. Aber es kommt ganz anders: Der Wasserverband Sulm hat am 1. Dezember begonnen, das Wasser abzulassen für die vorgeschriebene Revision des Hochwasserrückhaltebeckens. 2021 und wahrscheinlich auch 2022 wird es keine Badesaison geben.