Großer Andrang am Breitenauer See: Polizei sperrt Zufahrt
Am Breitenauer See wurden am Wochenende trotz eines Appells im Vorfeld massenhaft Fahrzeuge geparkt und auf den Liegewiesen Corona-Abstände von vielen nicht eingehalten.

Am Breitenauer See und seiner Umgebung hat am Wochenende ein Ausnahmezustand geherrscht. Besonders am Sonntag war der Zustrom an Autofahrern ungebremst. Die Parkplätze in Seenähe waren bereits gegen 10 Uhr belegt, geparkte Autos säumten die Zufahrtstraße von der B39 zu den Seeparkplätzen.
Reißleine gezogen
Gegen 14 Uhr zog die Polizei die Reißleine. Sie sperrte die Zufahrtstraße am Abzweig der B39 zwischen Willsbach und Löwenstein mit Baken ab. Der Strom der Badegäste riss nicht ab. Um 15 Uhr waren alle Feldwege, Acker- und Straßenränder im Umkreis von mehreren Kilometern zugeparkt. Die Badegäste ließen sich von den langen Fußwegen nicht abhalten. Vor allem am nördlichen Seeufer drängten sich die Liegenden und Badenden trotz aufgestellter Hinweisschilder, die Abstandsregeln zu beachten.
Polizei muss wegen Unfall abrücken
Gegen 15.30 Uhr mussten die Polizeibeamten von der Sperrung der Zufahrt abgezogen werden, weil sich im nahe gelegenen Hirrweiler ein schwerer Verkehrsunfall ereignet hatte. Die Folge: Neue Fahrzeugkolonnen bahnten sich ihren Weg zu den ohnehin schon überfüllten, provisorisch abgesteckten Parkplätzen. Ein Rettungswagen, der zu einer verletzten Person ans Seeufer gelangen musste, konnte den Einsatzort nur mit Polizeibegleitung erreichen, so ein Polizeisprecher. Abgesehen vom Chaos der abgestellten Blechlawinen habe es bis Abends keine besonderen Vorkommnisse am See gegeben.
Badegäste: Verständnis und Empörung

Die Bandbreite der Reaktionen der Badegäste reichen von Empörung bis Verständnis. "Man hat kaum noch eine Chance als Einheimische, sich hier zu erholen", kommentiert eine Weinsbergerin, die seit 20 Jahren zum Baden an den See geht, die Überfüllung. Jens und Daniela Stein aus Blaufelden (Kreis Schwäbisch Hall) sind mit ihren vier Kindern an den See gekommen. "Die Freibäder sind eingeschränkt, aber die Kinder müssen doch baden, wenn es so heiß ist: Was soll man denn machen?"
Was sich am Breitenauer See bei schönem Badewetter abspielt, das macht eine Obersulmerin sprachlos. Ihr Entsetzen über Massen, die an den Wochenenden trotz Corona an das beliebte Ausflugsziel strömen, bringt sie in einer E-Mail an Innenminister Thomas Strobl (CDU) zum Ausdruck. Die Verfasserin ist nicht die einzige, die ihre Besorgnis auch gegenüber der Heilbronner Stimme formuliert. Die Obersulmerin hofft, dass die Besucherzahlen künftig begrenzt werden. "Denn ohne Registrierung halten wir den Betrieb in seiner jetzigen Form für grob fahrlässig", heißt es in dem Schreiben an Strobl.
Obersulm hat von Besuch abgeraten
Die Gemeinde Obersulm um ihren Bürgermeister Tilman Schmidt, zugleich Vorsitzender des Naherholungszweckverbands Breitenauer See, hatte vor dem Wochenende eindringlich von einem Besuch abgeraten. Offenbar stießen die "Apelle an die Eigenverantwortung" nicht auf fruchtbaren Boden.
"Den See abzuriegeln ist unmöglich"

Ein Verbot sei kaum durchsetzbar, weil das Baden unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln nicht mehr untersagt ist. "Den See abzuriegeln, ist ein Ding der Unmöglichkeit", macht der Obersulmer Bürgermeister deutlich. Das Gebiet habe einen ungeregelten Zugang, die Leute strömten aus allen Richtungen.
Die Polizei hat am Wochenende keine Besucher wegen Abstandsverstößen kontrolliert. Dies sei weder organisatorisch noch personell zu leisten, so ein Polizeisprecher, zumal die Polizei mit der Regelung des Verkehrs vor Ort vollständig ausgelastet gewesen sei.