Per Knopfdruck wird der Breitenauer See abgelassen
Der Schieber am Bypass des Hochwasserrückhaltebeckens ist nun maximal geöffnet. Der Breitenauer See muss einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen und abgelassen werden. Aus der Badesaison 2021 und 2022 wird nichts.
Es ist ganz unspektakulär. Sabrina Theel, Betriebsbeauftragte des Wasserverbands Sulm, drückt im Schaltkasten des Schieberhauses am Dienstagmorgen auf den Knopf "Bypass". Wenig später rauscht es draußen im Tosbecken, und in einer Miniwelle sprudelt nun mehr Wasser als sonst in die Sulm: Das ist das ganze Prozedere zum Ablassen des Breitenauer Sees. Nach 25 Jahren steht wieder eine vertiefte Sicherheitsüberprüfung an.
Die Klappe beim Schieber im 212 Meter langen Stollen unter dem Damm ist nun maximal geöffnet. Mehr als 200 Liter pro Sekunde - normalerweise sind es 60 Liter pro Sekunde - können nicht durch den Bypass mit seinen 25 Zentimeter Durchmesser geleitet werden. "Das ist kein Highlight, sondern eine technische Pflichterfüllung. Insofern ist alles unaufgeregt", kommentiert Weinsbergs Bürgermeister Stefan Thoma als Vorsitzender des Wasserverbands Sulm den Vorgang. Auch Betriebsleiter Johannes Kübler ist emotionslos. Vor 25 Jahren war das Ablassen Neuland für ihn. Inzwischen habe man eine viel zuverlässigere Technik - damals musste der Schieber noch mit einem Handrad geöffnet werden. "Da ging alles im stillen Kämmerlein."
An Weihnachten könnte geringere Pegel sichtbar sein
Pro Tag wird sich der Wasserspiegel im Hochwasserrückhaltebecken, das aktuell mit rund zwei Millionen Kubikmeter Wasser gefüllt ist, nur daumenbreit absenken. "Ich denke, an Weihnachten sieht man, dass Wasser fehlt", schätzt Kübler. Bis zu 170 Tage kann es dauern, bis der Breitenauer See trocken gelegt ist. Bis die 38 Hektar Dauerstaufläche wieder als Badesee dienen kann, könnte es Ende 2022 werden, so die Schätzung von Thoma.
Amphibienzaun für Sumpfkrebs aufgestellt
Das Sieb am Bypass verhindert, dass Fische mitgeschwemmt werden. Die etwa zehn Tonnen Besatz wird der Fischereiverein im Frühjahr 2021 aus dem Restwasser holen, sie in die Vorsperre und in andere seiner Pachtgewässer umsiedeln. Mit dem Ablassen des Sees hofft der Wasserverband, den Roten Amerikanischen Sumpfkrebs - ein ungeliebter Eindringling - los zu werden. Der klettert mit absinkendem Wasserspiegel aus dem See. 2,5 Kilometer Amphibienzaun sind dafür aufgestellt worden. Mehrmals die Woche werden die Fangeimer geleert, die Krebse entsorgt, erklärt Thoma. Deren Ausbreitung zu stoppen, kostet allein 60.000 Euro.
Voraussichtlich im Mai 2021 startet die Revision von Damm und technischer Einrichtungen. Für Erneuerungen und Sanierungen sind zwei bis drei Monate angesetzt. Die Kosten von rund 400.000 Euro übernimmt zu 90 Prozent das Land.
Schlammiger Seegrund ist gefährlich
Der See wird teils entschlammt. "Das hat positive Auswirkungen auf die Wasserqualität", sagt Thoma. Er rät dringend von "Wattwanderungen" ab. Das wäre gefährlich. Schilder werden auf das Betretungsverbot hinweisen. Im meterdicken Schlamm könnte man ein- oder sogar versinken und man würde die Krebspest weiter verbreiten.