Frankenbahn bleibt die tägliche Wundertüte für Pendler
Freitagmorgen 5.11 Uhr, Gleis 1 am Bahnhof Roigheim. Der erste Zug des Tages auf der Frankenbahn fährt ein, pünktlich auf die Minute. Ein Glücksfall auf der störungsanfälligen Strecke, deren Ausbau derzeit wieder eifrig diskutiert wird. Wer hier täglich pendelt, braucht eine Portion Gelassenheit.

"Jeden Tag". Es klingt tapfer, fast ein bisschen trotzig. Jeden Werktag steht der Roigheimer, der nach Bietigheim zur Arbeit muss, am Bahnsteig und nimmt den ersten Zug. Wenn er denn kommt. "Der Fahrplan passt eigentlich", sagt er, "wenn nicht die vielen Ausfälle wären." Die Frankenbahn zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg bleibt eine Wundertüte. Manchen Bahnpendler hat die Unzuverlässigkeit zurück zum Auto gebracht. Die Diskussionen über das, was zu tun ist, reißen nicht ab. In Möckmühl großer Bahnhof für die Bahn.
Dort trafen sich Vertreter von Bund, Land und Kommunen, um über den überfälligen Ausbau an der Strecke zu diskutieren. Ein Konzept liegt auf dem Tisch. Seit Sommer gibt es eine Studie, die durch eine Vielzahl von Maßnahmen Wege aufzeigt, den Verkehr zu stabilisieren.
Was beim Gipfel herauskam, war für viele Beobachter ernüchternd. "Schuldzuschreiberei", erkannte Hans-Martin Sauter vom Regionalvorstand des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Er begrüßt es zwar, dass alle Beteiligten bei einem öffentlichen Forum zusammenkamen.
Schwarze-Peter-Spiel
Doch das alte Schwarze-Peter-Spiel, wer die Verantwortung für den Zustand der Strecke trägt und wer die Kosten für Verbesserungen übernehmen muss, wurde wieder aufgeführt. "Wir bitten darum, dass die Politiker ihre Hausaufgaben machen", sagt Sauter, der eingesteht: "Die Euphorie ist begrenzt."
Schnelle Verbesserungen auf der Frankenbahn wird es seiner Ansicht nach nicht geben, schon deshalb, weil die Planungskapazitäten bei der Deutschen Bahn ein Flaschenhals seien. Und ein Anschluss Heilbronns an den Fernverkehr, wie er offiziell in der Region immer noch als Ziel ausgegeben wird? Für Sauter "illusorisch".
Zu Wort meldeten sich nach dem Gipfel auch die regionalen CDU-Abgeordneten Nina Warken, Alexander Throm und Isabell Huber. Sie zeigten sich "irritiert" vom Auftritt des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer (FDP). "Während die Region nach Lösungen sucht, die Hand ausstreckt und Gesprächsbereitschaft in alle Richtungen signalisiert, kann man dies vom Bund ganz offenbar nicht behaupten", schreiben die Abgeordneten in einer Mitteilung. "Im Gegenteil - anstatt Lösungen und Unterstützung in Aussicht zu stellen, war Herr Theurer quasi ausschließlich darum bemüht, die Verantwortung von sich zu schieben, indem er fingerzeigend mit Schuldzuweisungen um sich geworfen hat, die weder sachlich noch zielführend waren." Regionale Vertreter seien vom Staatssekretär "regelrecht abgewatscht" worden.
Am Bahnhof Roigheim ist es ein guter Morgen für Frankenbahn-Pendler. Alles läuft nach Plan. Trotzdem verabschiedet man Stammkunden auf dieser Strecke nicht mit "Gute Fahrt!", sondern eher mit "Viel Glück!"